Erfinder der Kölner StrichmännchenWilhelm Schlote veröffentlicht weißes Bilderbuch
Köln – Manchmal hört man Jahre nichts von ihm – und dann meldet er sich plötzlich zurück. Und so hockt Wilhelm Schlote (76) in diesen Tagen in seiner kleinen Galerie an der Luxemburger Straße 264 auf einem Stapel eines dünnen Kinderbuchs, dessen Titel eine Provokation ist.
„Das schönste Bilderbuch der Welt ist weiß“, behauptet der Erfinder der Kölner Strichmännchen. Wer es aufschlägt, wird nach einigen spärlichen mit Bleistiftstrichen versehenen Seiten, die zum Selbstgestalten verführen sollen, vor allem viele leere vorfinden. Seit Jahrzehnten habe dieses Buch in ihm geschlummert. Jetzt sei es fertig. 55 Jahre nach seinem ersten Kinderbuch, das den Titel „Bunthals und der Vogelfänger“ trägt.
Wilhelm Schlote lädt Kinder zum selbst Zeichnen ein
„Ich hasse Bücher, in denen ein Bimmel-Bammel-Schaffner mit der Bimmel-Bummel-Bahn über den Schokoladen-Fluss fährt. Da kriege ich so eine Wut, weil ich mich frage, wie man intelligente Kinder so verarschen kann. Das geht doch nicht. Das sind die Gedanken eines Erwachsenen, der krampfhaft versucht, kindhaft zu denken,“ sagt Schlote.
Jedes Exemplar versieht Schlote mit einem „eigenen Strichmännchen“ in roter Farbe und einer Widmung. Und er hofft, dass einige der Bücher zu ihm zurückwandern und er die Werke der Kinder bewundern darf, die sein kleines Kunstwerk auf ihre Art gestaltet haben.
50 Euro für ein dünnes Buch mit weißen Seiten
Schlote ahnt natürlich, dass 50 Euro für ein dünnes Bändchen sicher nicht ganz billig sind und er auch Kritik ernten wird, aber die Gespräche mit Stammkunden, die das Bändchen erworben haben, stimmen ihn hoffnungsvoll. „Die meisten wollen mit ihren Kindern oder Enkelkindern wiederkommen und mir das Ergebnis zeigen.“
150 Exemplare werde die Stadt Kleve abnehmen, sagt er. Damit seien die Kosten gedeckt. Und Schlote-Liebhaber gebe es in Köln ja auch einige. Wahrscheinlich auch für ein Buch, das vor allem aus weißen Seiten besteht.