Mana Kakuan alias manamolotov konnte nicht mehr als Ärztin weiterarbeiten. Heute ist sie Künstlerin und beschäftigt sich mit Kölner Orten.
Kölnerin tauscht Arztkittel gegen Fineliner„Manchmal wache ich auf und denke, ich muss unbedingt zurück“
Hallmackenreuther, Kölschbar, Salon Schmitz: Mana Kakuan alias manamolotov hat schon Dutzende Kölner Gastronomien skizziert. Und nicht nur die, die 34-Jährige zeichnet auch Kölner Viertel, Plätze und Sehenswürdigkeiten. Der Dom war schon mehr als einmal ihr Motiv. Kakuans charakteristische Zeichnungen sind schlicht, gezeichnet mit schwarzem Fineliner. Mit raschen, gezielten Strichen fängt sie den Charakter eines Ortes ein.
Köln: Künstlerin zeichnet während Pandemie Außenfassaden von Gastronomien
Die Kölnerin war aber nicht immer Künstlerin. Bis 2021 hat sie als Ärztin im Krankenhaus gearbeitet. Chirurgie. „Ich war nie richtig glücklich da“, sagt sie heute. Am Ende ging es nicht mehr, Kakuan sagt selbst, dass sie sehr krank wurde durch die Arbeit. Der Blick in ihre mögliche Zukunft als Ärztin habe ihr klargemacht, dass sie so nicht weitermachen kann. Der Schritt in die Kunst sei „aus der absoluten Krise entstanden.“
Die Kunst habe Kakuan schon immer begeistert, schon in der Grundschule hätten ihre Eltern sie auf eine Malschule geschickt. Aber eine Karriere daraus aufbauen? Das sei einfach keine Option gewesen. Dass die Kölnerin dann Medizin studiert hat, hängt auch mit ihrer Familiengeschichte zusammen. Ihre Eltern sind aus politischen Gründen mit Kakuan aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet, als sie gerade einmal ein Jahr alt war. Ihre Mutter habe auch Medizin studiert, das Studium aber wegen der Flucht nie beenden können. „Man hat immer das Gefühl, dass man den Eltern etwas schuldig ist. Dass es nicht in Ordnung ist, mit etwas schönem Geld zu verdienen. Man ist immer auf der Flucht, kämpft immer.“ Das nennt man auch transgenerationales Trauma.
Aber schon im Medizinstudium fingen die Probleme an: Kakuan brach nach zwei Jahren ab, ging nach Maastricht, um Modedesign zu studieren. Brach aber auch das nach wenigen Monaten ab. Wieder zurück nach Köln ins Medizinstudium. Nach einigen Jahren als Ärztin geht es nicht mehr weiter. Sie kündigt, fängt an, zu zeichnen.
Die erste Skizze, die sie auf Instagram teilt, zeigt die Bar Herr Pimock im Belgischen Viertel, „ich vermisse… Müsli im Weckglas“ steht darunter. Das war am 27. Februar 2021. „Alles war ja zu, ich habe dann angefangen, die Außenfassaden von Gastronomien zu zeichnen, um an sie zu erinnern.“ Irgendwann kamen Orte dazu, das Rhein-Energie-Stadion, die Venloer Straße. Mit dem Fahrrad sei sie durch die Kölner Straßen gefahren, habe Orte fotografiert und sie zuhause mit Stiften auf Papier verewigt.
Anfangs hätten sich besonders die Gastronomen über die Zeichnungen gefreut, nicht selten nach dem Original gefragt. Dann hätten auch andere Kölnerinnen und Kölner Interesse bekommen, sich eine Zeichnung ihres Lieblingsorts in die Wohnung zu hängen. „Für viele war das wie ein Cityguide, sie haben durch die Zeichnungen neue Orte entdeckt.“ Die Emotionalität, die für viele mit den Ortszeichnungen verbunden war, habe sie anfangs überrascht.
Dadurch kamen auch viele Auftragsarbeiten. Und durch den Kontakt zu Gastronomien kam Kakuan dann auch zu Aufträgen anderer Art: Sie hat zum Beispiel in der Bar Sixpack Fenster und Spiegel bemalt. „Ich habe seitdem ganz viele Sachen zum ersten Mal gemacht.“ Ein Schaufenster gestalten zum Beispiel. Orte zeichnet die Kölnerin, die in Brück aufgewachsen ist und seit ihren Studienzeiten linksrheinisch wohnt, aber weiter.
„Manchmal wache ich auf und denke, ich muss unbedingt zurück.“ Der Schritt in die Kunst sei für Kakuan keineswegs einfach gewesen und ihr Leben seitdem auch nicht plötzlich perfekt. „Instagram ist eine Fassade.“ Auch wenn sie versuche, auch da ihre Zweifel zu zeigen. Immer wenn Kakuan diese Zweifel überkommen, die Angst wegen der unsicheren Arbeitssituation als Künstlerin, versuche sie, sich in Erinnerung zu rufen, wie ihre Zukunft als Ärztin ausgesehen hätte. Zwar ein sicheres Einkommen, aber kaum Freizeit. Ständiger Druck. Seit sie als Künstlerin arbeitet, habe sie viele freundliche Leute kennengelernt, positive Erfahrungen gemacht. Das sei im Arbeitsalltag im Krankenhaus selten gewesen.