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Neubau bevorzugtKHM will nicht an den Ubierring – Enttäuschung im Kölner Rathaus

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Zu klein für die KHM? Für das alte Völkerkundemuseum wird ein neuer Nutzer gesucht.

Köln – Die Leitung der Kunsthochschule für Medien (KHM) hat der Stadt in einem Brief mitgeteilt, dass sie nicht in das schmucke ehemalige Gebäude des Völkerkundemuseums am Ubierring ziehen will. Damit platzt ein Plan, der von vielen hochgelobt wurde und von dem die Stadt wie auch die Hochschule gleichermaßen profitieren sollten. Die Freunde und Förderer der Hochschule hatten gar von einer „idealen“ Lösung gesprochen.

Nun heißt es, das alte Museumsgebäude mit mehr als 7000 Quadratmetern sei für die Hochschule zu klein. Das Haus sei wegen seiner Lage, der Sichtbarkeit der Adresse, seines Umfelds und der großen Räume „höchst interessant“, aber eben nicht groß genug, so Vize-Rektor Frank Döhmann. Anfang Februar sei der Hochschulentwicklungsplan für seine Einrichtung vorgestellt worden, der vom Land für alle Hochschulen gefordert wird. Ein Ergebnis dieses Plans sei, dass die Schule in Zukunft über 11.000 Quadratmeter Platz brauche. Diese stünden am Ubierring nicht zur Verfügung. „Es gibt keinen Hinweis darauf, wo die fehlenden Quadratmeter herkommen sollen.“ Auf die Frage, ob man denn das Museumsgebäude nicht erweitern könnte, muss Döhmann einräumen, dass darüber nicht gesprochen worden sei. Die Aussage überrascht, da in der Vergangenheit im Zusammenhang mit neuen Nutzungsideen für das Gebäude am Ubierring immer wieder auch über Erweiterungen nachgedacht worden ist.

Zurzeit acht verschiedene Gebäude

Räume in der Nachbarschaft anzumieten, lehnt die Hochschulleitung ab. Sie wirbt für einen Campus, bei dem alles unter einem Dach ist. Die Hochschule arbeitet zurzeit in acht verschiedenen Gebäuden in der Innenstadt und hofft seit Jahren auf eine neue Heimat, die auch ihre Wahrnehmbarkeit in der Stadt verbessern sollte. Das hätte das über 110 Jahre alte Haus am Ring in direkter Nachbarschaft zur Technischen Hochschule möglich gemacht.

Der kleine Neubau für die KHM am heutigen Standort, die ansonsten teils marode Altbauten nutzt.

Aus Sicht der Stadt war der Einzug der KHM die Chance, eine attraktive Perspektive für ihre Immobilie zu entwickeln, die weiterhin kulturell genutzt werden soll. Um die Zeit des Leerstands so gering wie möglich zu halten und diese Zeit bereits für die Planung des notwendigen Umbaus für die Hochschule zu nutzen, wollte die Stadtspitze dem Land das Haus sogar vor der Unterzeichnung eines Kaufvertrags und Abschluss aller anderen Formalitäten überlassen. Das Land ist der Träger der Hochschule. Alles schien perfekt zu passen. Umso größer ist nun die Enttäuschung im Kölner Rathaus.

„Wir bedauern, dass sich die Hochschule gegen das Objekt entschieden hat“, hieß es in einer kurzen Stellungnahme des städtischen Presseamtes. Man werde die Hochschule weiterhin bei der Suche nach einem neuen Standort unterstützen. Hinter vorgehaltener Hand hört man auch deutliche Worte der Kritik an der Hochschulleitung. Die Chancen, sie noch umzustimmen, werden als „aussichtslos“ eingeschätzt, hört man im Rathaus. Man rechne nicht mit neuen Gesprächen.

Aktuell keine Alternative

Die Absage der Hochschulleitung ist auch deshalb überraschend, weil sie zurzeit gar keine Alternative hat, für die sie sich entscheiden könnte. Unklar ist, ob ihr Vorgehen mit den zuständigen Landesministerien abgesprochen ist. Für nächste Woche hat sich NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen zu einem Besuch in der Hochschule angesagt. Dann wird es auch darum gehen, wie es nun weitergehen könnte. Das Land sagt der KHM seit Jahren zu, ihren Standort zu sichern, und hat immer wieder eine Verbesserung der räumlichen Situation versprochen. Wie das umgesetzt werden kann, ist unklar. Passende und zentral gelegene Bestandsgebäude, die größer als das Ex-Museum am Ubierring sind, gibt es nicht. Und auch die Suche nach einem Grundstück für einen Neubau ist nicht einfach.

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Mit ihrer Absage für den Ubierring hat die Hochschulleitung nun die Chancen für eine dritte Variante erhöht, die sie eigentlich selber ablehnt: Die Hochschule für Medien könnte noch lange mit einem auf mehrere Gebäude aufgeteilten Standort leben müssen. Aus dem Provisorium würde eine dauerhafte Lösung. Innerhalb der Hochschule gibt es daran offenbar nicht nur Kritik, wie Campus-Befürworter Döhmann einräumt: „Die Hälfte liebt das Provisorium.“