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Verdi-AufrufWarnstreiks fortgesetzt – auch Kitas und Nahverkehr betroffen

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KVB-Streik am Betriebshof in Niehl.

Köln – Die Kunden der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) müssen sich darauf einstellen, dass sie sämtliche Stadtbahnen und einen Teil der Busse nicht benutzen können. Die Gewerkschaft Verdi hat erneut zu einem Warnstreik aufgerufen. Die KVB streikt von Montag bis Mittwoch, 3 Uhr. In dieser Zeit fahren keine Stadtbahnen, lediglich die Busse werden benutzbar sein, die Subunternehmer betreiben.

  1. Dienstag, 20. Oktobeer

7 Uhr: Im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes hat die Gewerkschaft Verdi ihre Warnstreiks am Dienstag in ganz Nordrhein-Westfalen fortgesetzt. Betroffen sind unter anderem Stadtverwaltungen, Krankenhäuser und Kitas sowie der Nahverkehr. Die Warnstreiks seien wie geplant überall im Land angelaufen, sagte eine Verdi-Sprecherin am Morgen. Wie viele Menschen in den Ausstand getreten sind, war aber zunächst unklar.

Einer der Schwerpunkte der Warnstreiks ist den Angaben nach der öffentliche Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen. Dieser soll den ganzen Tag über flächendeckend bestreikt werden. Mit dem Aktionstag will die Gewerkschaft ihren Tarifforderungen Nachdruck verleihen. In Dortmund, Essen und Köln sollen überregionale Streikversammlungen stattfinden.

Die Tarifverhandlungen werden am kommenden Mittwoch und Donnerstag fortgesetzt. Verdi fordert für die bundesweit 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen bei einer einjährigen Laufzeit 4,8 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber hatten zuletzt schrittweise Lohnerhöhungen von insgesamt 3,5 Prozent bei einer Laufzeit von drei Jahren angeboten.

Bislang haben sich laut Verdi in Nordrhein-Westfalen mehr als 50 000 Menschen an den Warnstreiks beteiligt. Im Land sind demnach mehr als 550 000 Tarifbeschäftigte von den Verhandlungen betroffen.

  1. Montag, 19. Oktober

Maskenpflicht wird nicht eingehalten

10.40 Uhr: Seit über einer Woche herrscht auch auf öffentlichen Plätzen wie dem Wiener Platz und dem Bahnhofvorplatz Maskenpflicht. Das ist scheinbar noch nicht bei allen Kölner angekommen: Nicht mal die Hälfte der Menschen am Wiener Platz tragen Mund-Nasen-Schutz. Vor dem Kölner Hauptbahnhof sind es ein bisschen mehr, doch noch immer reißen sich einige Leute erleichtert die Masken aus dem Gesicht, sobald sie das Bahnhofsgebäude verlassen.

Erste Streikeindrücke aus der Stadt

10.08 Uhr: "Taxi?", fragen Valerio Schreiber und seine beiden Mitarbeiter die Passanten vor dem Hauptbahnhof. Mit drei Fahrradtaxis haben sie sich gegen 10 Uhr vor der Eingangstür des Hauptbahnhofs positioniert. Trotz Streik ist Schreiber bisher nicht zufrieden mit dem Arbeitstag. "Früher, vor zwei Jahren, da war es besser", sagt er. "Da waren bei dem Streik alle normalen Taxis besetzt und wir auch."

Jetzt, sagt er und deutet auf die Taxis einige Meter weiter, stünden die immer noch hier. "Ich hatte erst zwei Fahrten und bin seit halb acht unterwegs", erzählt der 33-Jährige. "Es sind einfach viele Leute im Home-Office oder nehmen E-Scooter."

Normalerweise arbeiten Schreiber und seine Mitarbeiter erst ab 11,12 Uhr. Heute sind sie extra früher aufgestanden. "Morgen stehen wir wieder hier. Dann sogar etwas früher", nimmt Schreiber sich vor.

"Ich hatte bisher nur einen Kunden", sagt Taxifahrer Benam am Hohenstaufenring. Verglichen mit den letzten Streiktagen, sei das wenig. Seit acht Uhr ist der Taxifahrer aus dem Kölner Süden unterwegs: "die Arbeitnehmer haben sich heute wohl besser organisiert, ich vermute, sie haben für dieses mal Fahrgemeinschaften gegründet."

9.33 Uhr: Am Wiener Platz sucht Sherifa auf ihren Handy leicht verzweifelt nach Verbindungen. Die letzten Streik-Tage, sagt sie, habe sie rechtzeitig mitbekommen. Da hat eine Kollegin sie mit zu ihrer Arbeitsstelle in Kalk gebracht. Doch heute hat sie der Streik kalt erwischt. "Ich bin schon eineinhalb Stunden unterwegs", erzählt die 26-Jährige. gestartet ist sie in Holweide. Am Wiener Platz, dachte sie, würde wenigstens eine Busverbindung abfahren. "Jetzt stehe ich hier und es fährt nichts." Dass die Beschäftigen des ÖPNV streiken kann sie trotzdem nachvollziehen. "ich hoffe aber, der Streik geht nicht noch länger als die zwei Tage."

Nurhan Altas steht vor dem Eingang vom Bahnhof Mülheim und raucht. "Eigentlich müsste ich zur Arbeit die 13 nach Ehrenfeld nehmen", sagt sie. Jetzt fährt sie mit der S-Bahn, muss dafür aber in Deutz umsteigen. "Die S-Bahnen sind heute total voll", sagt sie. Die ersten Tage Streik waren ihr noch relativ egal, sagt sie, sie verstehe auch, dass es ihr Recht ist, zu streiken. Doch langsam, findet sie, reicht es - allein wegen der Corona-Pandemie. "Zwei Tage hintereinander? Überall müssen die Menschen Abstand halten und jetzt drängen sich die Pendler in eine S-Bahn."

Auch der 26-Jährige Julius musste am Streiktag umdisponieren: "Ich arbeite im ambulant betreuten Wohnen", erklärt er. Normalerweise fährt er mit der KVB zu seinen Terminen in Köln. Heute ist er mit dem Fahrrad unterwegs. "Es ist ja zum Glück trocken, deswegen geht das", findet er. "Ich habe darauf geachtet, dass alle meine Termine heute in Kalk und Mülheim sind." auch wenn er von dem Streik genervt sei, kann er ihn doch gut nachvollziehen. "In anderen Bereichen wie der Pflege, wo ich auch herkomme, wird nicht so konsequent gestreikt – das finde ich eher schade."

  1. Freitag, 16. Oktober

Köln: KVB-Kunden können ausweichen

17.20 Uhr: Deren Fahrten werden den Fahrgästen in der elektronischen Fahrplanauskunft angezeigt. Da der Warnstreik am Montag und Dienstag auch in Bonn stattfinden wird, fallen auch sämtliche Fahrten auf den Stadtbahn-Linien 16 und 18, die gemeinsam mit den Stadtwerken Bonn betrieben werden, aus. Die Kundencenter und Vertriebsstellen der KVB bleiben geschlossen.

Die KVB weist darauf hin, dass die Verkehre der Deutschen Bahn, der Mittelrheinbahn und anderer Eisenbahnverkehrsunternehmen nicht durch den Streik der Gewerkschaften betroffen sind. Kunden der KVB können somit auch auf S-Bahnen, Regionalbahnen (RB) und Regionalexpressbahnen (RE) ausweichen. Innerhalb der Geltungsbereiche im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) gelten die Tickets der KVB-Kunden auch in diesen Verkehrsmitteln. Die KVB weist darauf hin, dass bei einem Streik die Mobilitätsgarantie nicht gilt.#allarticles

Verdi hatte bereits am 29. September und am 8. Oktober zu einem KVB-Warnstreik aufgerufen. Hintergrund ist die Forderung nach einem bundesweit einheitlichen Rahmentarifvertrag für die Beschäftigten des Öffentlichen Nahverkehrs. (red)