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„Die Opferfähigkeit ist ausgereizt“Kölner Lehrkräfte streiken für bessere Arbeitsbedingungen und gerechtere Bezahlung

Lesezeit 3 Minuten
Streikende mit Fahnen in der Hand.

Viele Kölner Lehrkräfte hatten sich zur Demonstration vor dem DGB-Haus am Hans-Böckler-Platz versammelt.

Die GEW in NRW hatte zu dem Streik aufgerufen und beklagt ein „System des Mangels“ an den Schulen.

An vielen Kölner Schulen fehlten am Dienstag Lehrkräfte im Unterricht. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hatte für Köln alle im Tarifvertrag der Länder Angestellten an Schulen und Hochschulen zum Streik aufgerufen. Weit über 200 Lehrerinnen und Lehrer sowie andere Angestellte an Schulen folgten dem Aufruf. Auch in Bochum, Münster, Duisburg und Dortmund legten viele Pädagogen die Arbeit nieder. Deutschlandweit hatten im Tarifstreit des öffentlichen Diensts der Länder fast 20.000 Mitarbeitende der Bildungseinrichtungen am Dienstag ihre Arbeit niedergelegt.

Eigentlich geht es im aktuellen Tarifstreit vor allem um mehr Geld und gleichwertige Bezahlung für alle: Denn die angestellten Lehrkräfte verdienen immer noch deutlich weniger als ihre verbeamteten Kolleginnen und Kollegen. Im Schnitt sind es bis zu 500 Euro im Monat. Konkret fordert die GEW 10,5 Prozent mehr für die Angestellten an Schulen und Hochschulen. Zudem soll es nach dem Willen der Gewerkschaften einen Tarifvertrag für alle studentischen Beschäftigten geben.

Angestellte Lehrkräfte fordern 10,5 Prozent mehr Gehalt

Eigentlich geht es im aktuellen Tarifstreit vor allem um mehr Geld und gleichwertige Bezahlung für alle: Denn die angestellten Lehrkräfte verdienen immer noch deutlich weniger als ihre verbeamteten Kolleginnen und Kollegen. Im Schnitt sind es bis zu 500 Euro im Monat. Konkret fordert die GEW 10,5 Prozent mehr für die Angestellten an Schulen und Hochschulen. Zudem soll es nach dem Willen der Gewerkschaften einen Tarifvertrag für alle studentischen Beschäftigten geben.

„Grundständig ausgebildete Lehrkräfte müssen auch angemessen bezahlt werden“, fordert die Vorsitzende der GEW in NRW, Ayla Çelik. Solche Ungerechtigkeit sei nicht mehr hinnehmbar. Wer den Beruf attraktiver machen und Kündigungen von Lehrkräften vermeiden wolle, müsse bei guter und gleichwertiger Bezahlung anfangen.

Aber im Grunde geht es den Streikenden, die nach einer Demonstration durch die Innenstadt zu einer Kundgebung auf dem Hans-Böckler-Platz zusammenkamen, um viel mehr als nur um mehr Geld: „Wir müssen mit dem Streik eine Lücke spürbar machen, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Arbeitsbedingungen an den Schulen inzwischen vielerorts untragbar sind“, so Çelik. Der massive Personalmangel sei überall spürbar. „Die Opferfähigkeit vieler Kolleginnen und Kollegen ist ausgereizt, immer mehr Lehrkräfte fallen mit Burnout aus, weil sie über die Grenzen belastet sind.“ Was bleibe, sei ein System des Mangels.

Bei einer Grundschule in Duisburg-Marxloh, die ich vergangene Woche besucht habe, sind in einer Woche 124 Stunden Unterricht ausgefallen.
Ayla Çelik, NRW-Vorsitzende der GEW

Die Gewerkschaftsvorsitzende Celik berichtet von einer Gesamtschule in Gelsenkirchen, wo zuletzt 200 Stunden Unterricht in einer Woche ausgefallen seien. Grund sei eine Kombination aus Lehrermangel und der daraus resultierenden Überforderung des kompensierenden Kollegiums. „Bei einer Grundschule in Duisburg Marxloh, die ich vergangene Woche besucht habe, waren es 124 Stunden in einer Woche“, berichtet Çelik. Dabei bräuchten die Schülerinnen und Schüler dort im sozialen Brennpunkt jede einzelne dieser Stunden dringend.

Sozialpädagogische Fachkräfte werde ungerecht entlohnt

Lena Schmitz ist als Grundschullehrerin an einer inklusiv unterrichtenden Grundschule in Vogelsang angestellt und ist gemeinsam mit drei anderen angestellten Kolleginnen gekommen. „Wir sind unterbesetzt und die Belastungen sind enorm hoch“, erzählt sie. Aber sie sei nicht nur für sich gekommen, sondern vor allem auch, um darauf hinzuweisen, dass die Gehaltsungerechtigkeit gegenüber den sozialpädagogischen Fachkräften, die an der Grundschule im multiprofessionellen Team mitarbeiten, noch größer sei. „Die verdienen nochmal weniger als wir angestellte Lehrer“, beklagt sie.

An den Streiks, die sich die ganze Woche durch alle nordrhein-westfälischen Regierungsbezirke ziehen, dürfen sich nur die rund 45.000 tarifbeschäftigten Lehrerinnen und Lehrer in NRW beteiligen. Das entspricht etwa 20 Prozent aller Lehrkräfte in NRW. Die verbeamteten Lehrkräfte dürfen sich dagegen nicht an den Streiks beteiligen.

Çelik hofft, dass sich trotzdem viele von ihnen solidarisch gezeigt haben, indem sie keine inhaltliche Unterrichtsvertretung für die fehlenden Lehrkräfte übernommen hätten, um die Lücke auch spürbar zu machen. Die nächste Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern findet am 7. Und 8. Dezember statt.