Köln – Jetzt steht fest: Ein loses Seil – das so genannte Service-Seil – hat am 30. Juli voriges Jahr den Seilbahn-Notfall über dem Rhein ausgelöst. Zu diesem Ergebnis kommt ein Mitarbeiter des Tüv Austria, den die Staatsanwaltschaft Köln mit einem Gutachten zur Unfallursache beauftragt hatte.
Die Expertise hatte auch deshalb so lange auf sich warten lassen, weil unter anderem noch Zeugen nachvernommen werden mussten.
Seil verfing sich in Gondel
Heftiger Wind hat demnach das tief durchhängende Seil an jenem Nachmittag so stark bewegt, dass es sich in einer Gondel verfing. Die Kabine geriet in Schieflage, was einen Not-Stopp auslöste, der die gesamte Bahn automatisch anhielt.
Das neue Gutachten bringt im Wesentlichen keine neuen Erkenntnisse zur Ursache der Havarie, sondern kommt zum selben Ergebnis wie die Untersuchungen, die die KVB selbst in Auftrag gegeben hatte.
Nach Angaben des Verkehrsunternehmens wird die Seilbahn frühestens im Sommer wieder fahren. Bei dem Vorfall am 30. Juli 2017 mussten 65 Fahrgäste teilweise stundenlang in den Gondeln ausharren, ehe sie von den Höhenrettern der Feuerwehr befreit wurden.
Weiterhin offene Fragen
Offen bleibt vorerst die wohl entscheidende Frage, aus welchem Grund das Service-Seil, das normalerweise straff gespannt sein muss, an jenem Tag so tief hing, dass es im Wind hin und her schaukeln konnte. Schon damals hieß es bei der KVB, es sei in 60 Jahren noch nie passiert, dass der Wind das Service-Seil gegen eine Gondel geweht habe. Und: Das dürfe auch eigentlich nicht passieren.
An dem Seil wird zu Wartungszwecken ein Montagewagen zu den Pylonen hochgezogen. An jenem Sonntag im Juli um 15.23 Uhr war es ungefähr dreieinhalb Meter in eine Richtung ausgeschlagen und hatte sich an der Aufhängung einer Kabine verfangen, die sich am linksrheinischen Pylon verkeilte. Seitdem wurde die Seilbahn nicht mehr in Betrieb genommen.
Zeitpunkt für Wiedereröffnung noch unklar
Üblicherweise startet die Saison im März. Aber in diesem Jahr dauert es länger. Der genaue Zeitpunkt sei zum einen abhängig vom Ergebnis der noch andauernden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, sagte KVB-Sprecher Matthias Pesch.
Zum anderen solle vor dem Neustart „eine umfassende Risikoanalyse“ erstellt werden. „Dabei soll untersucht werden, ob der Betrieb der Seilbahn bisher nicht bekannte Risiken birgt und wenn ja, wie diese beherrschbar sind“, sagte Pesch. Derzeit werde ein Unternehmen gesucht, das diese Analyse vornehmen könne. „Wann genau die Untersuchung erfolgt und ob anschließend weitere Maßnahmen erforderlich sind, lässt sich derzeit noch nicht sagen.“
Bevor die Bahn wieder in Betrieb geht, ist eine Abnahme durch den Tüv sowie die Genehmigung der Bezirksregierung Köln erforderlich. Der KVB sind durch das vorzeitige Saisonende der Seilbahn im Vorjahr bereits ungefähr eine halbe Million Euro an Einnahmen entgangen. Mit jedem weiteren Monat, in dem die Seilbahn nicht fahren kann, rechnet das Unternehmen mit einem Einnahmeausfall von 100.000 bis 150.000 Euro.