50 Jahre im DienstDer wohl älteste Krankenpfleger Deutschlands kommt aus Köln
- Krankenpfleger Lothar Meyer ist eine Institution im Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich.
- Seit 50 Jahren ist der Pfleger in der Klinik beschäftigt. An Ruhestand denkt er auch mit 79 Jahren noch nicht.
- Selbst während der zurückliegenden Wochen in der Corona-Krise habe er „nicht eine Sekunde darüber nachgedacht“, kürzer zutreten.
Köln – „Ruhestand? So mit Couch und Kreuzworträtsel? Das ist nix für mich“, sagt Lothar Meyer energisch. „Gemütliche Spaziergänge im Park brauche ich auch nicht, ich habe hier genug Bewegung.“ Hier ist das Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich. Seit 50 Jahren ist Meyer in der Klinik im Pflegebereich beschäftigt.
Die Frage nach dem Ruhestand scheint zunächst naheliegend, immerhin wird Meyer Ende Juli 80 Jahre alt. Wenn man den agilen Mann mit flinken Schritten über die Station laufen sieht, verschiebt sich die Wahrnehmung. Er dürfte zwar deutschlandweit der wohl älteste Krankenpfleger in einem Krankenhaus sein, aber ans Aufhören denkt der Vater von drei Kindern und Großvater von drei Enkeln nicht.
Dreimal in der Woche ist Lothar Meyer im Einsatz. Er kümmert sich um die Materialanforderungen der einzelnen Stationen und regelt die hausinterne Organisation und die Verteilung des gelieferten Materials. In diesem Bereich arbeitet er, seit die Gesellschaft „Proserv“ in den 1990er Jahren die Materialversorgung bei den Häusern der Stiftung der Cellitinnen zur Heiligen Maria, zu der das Heilig Geist-Krankenhaus gehört, übernahm.
Ein Exot unter Ordensschwestern
Als Meyer 1970 in der Klinik anfing, war er ein Exot. Aus mehreren Gründen. Ein männlicher Pflegemitarbeiter in dem klassischen Frauenberuf, der zu dem Zeitpunkt in dem katholischen Krankenhaus überwiegend von Ordensschwestern ausgeübt wurde, war höchst selten. Außerdem war der 30-Jährige eine Aushilfe, ein Seiteneinsteiger. Der 1940 in Stettin geborene Meyer war Berufssoldat. Er trat 1962 seine erste Dienststelle im Sanitätsdienst bei der Bundeswehr an.
Zuvor hatte er eine Ausbildung zum Drogisten absolviert, eine Ausbildung als Krankenpfleger schloss sich später an. 1969 kam er mit seiner Familie nach Köln. Im Heilig-Geist arbeitete er lange Zeit nur stundenweise, vorzugsweise am Wochenende, immer parallel zu seinem Hauptjob. „Ich habe auch Nachtdienste und Urlaubsvertretungen gemacht. Ich war in allen Bereichen der Pflege einschließlich OP-Vorbereitung und OP-Nachsorge der Patienten eingebunden.“
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Nach über 30 Jahren als Berufssoldat ging er 1993 in den Ruhestand. Ab da konnte er als Pflegemitarbeiter im Krankenhaus noch einmal richtig durchstarten. Selbst während der zurückliegenden Wochen in der Corona-Krise habe er „nicht eine Sekunde darüber nachgedacht“, kürzer zutreten oder ganz aufzuhören. In seinen Augen ist das ohnehin ein völlig abwegiger Gedanke. „Das ist doch mein Heilig-Geist-Krankenhaus.“
Das sieht Pflegedirektorin Susanne Krey ähnlich: „Herr Meyer ist bei uns sozusagen eine Institution. Dass er immer noch so gerne bei uns arbeitet, sehen wir auch als Kompliment und danken ihm von Herzen für seinen jahrelangen Einsatz hier im Haus. Wir hoffen, dass er auch weiterhin und noch lange so gerne zu uns kommt. Er ist wirklich ein Vorbild in Sachen Berufung, auch wenn er augenzwinkernd gerne sagt, seine Arbeit für unsere Pflegestationen sei mittlerweile sein Hobby. Für uns ist sein Engagement von unschätzbarem Wert.“