Nach zwölf Jahren Bandgeschichte sei es an der Zeit, sich an die Wurzeln zu erinnern: die Kindheit und Jugend in Köln.
„Erfüllen uns einen Wunsch“Ungewöhnlich im Karneval: Lupo veröffentlichen Ballade als Sessionssingle
Vier von fünf Lupo-Mitgliedern tragen ein Band-Tattoo auf der Haut. „Zu meiner Schande und großer Pein haben es alle durchgezogen und ich habe gekniffen“, verrät Pedro Schädel. Die Kölner Band wurde vor zwölf Jahren von fünf Abiturienten des Liebfrauen-Gymnasiums in Lindenthal gegründet. Seitdem hat sich viel verändert: „Wir haben damals Ziele formuliert und unsere Bookerin hat vor zwei oder drei Jahren den Zettel wiedergefunden.“ Von der Lachenden Kölnarena bis Sessionseröffnung auf dem Heumarkt konnte die Band alle Meilensteine abhaken.
„Das ist eine Veränderung von Traum zu Realität. Aber als wir diese Bucketlist gemacht haben, haben wir auch gesagt, dass wir uns alle ein Tattoo stechen lassen, sobald alles abgehakt ist.“ Bis heute konnte sich Schädel aber nicht dazu durchringen.
Köln: Lupo wollten schon immer Ballade veröffentlichen
Eine Sache, die nicht auf dieser Liste stand, die Lupo aber auch schon immer machen wollten: Eine richtige Karnevals-Ballade herausbringen. Ruhige kölsche Songs, die sich als Hits entpuppt haben und zu Evergreens geworden sind, könne man an einer Hand abzählen. „Es war für uns intern immer eine Challenge, dass wir versuchen, eine ruhige Nummer zu schreiben, die dann auch als die Karnevals-Single von Lupo funktioniert. Bisher hat es aber nicht gereicht.“ Doch diese Session will die Band es endlich versuchen und sich selbst mit „Mih als Zehuss“ einen lang ersehnten Wunsch erfüllen.
Die Ballade, die voraussichtlich beim Konzert am 4. Oktober im „Artheater“ uraufgeführt wird, sei sehr heimatbezogen und damit nochmal ganz anders als andere Lupo-Songs. „Jetzt nach zwölf Jahren ist es doch ganz cool, wenn man so zurückdenkt und sich darauf besinnt, wie wir uns kennengelernt haben“, sagt Sänger Kai Mathias. Er selbst ist zwar offiziell erst seit 2019 Teil der Band, damals kam er als Nachfolger von Yannick Weingartz dazu. Aber wie die restliche Band besuchte er das Liebfrauen-Gymnasium und machte dort schon Musikprojekte mit seinen heutigen Lupo-Kollegen.
„Wir denken da gar nicht so oft drüber nach, aber wir sind alle hier groß geworden und unsere ganze Geschichte basiert darauf, dass wir unsere Jugend hier in Köln verbracht haben.“ Dem stimmt Schädel zu: „Ich glaube, ohne Köln würden wir in dieser Form keine Musik machen und das ist auch die Quintessenz des neuen Songs.“ Alle Bandmitglieder hätten ihre eigenen Kindheits-Geschichten, die sie mit Köln, kölscher Musik und Karneval verbinden.
Mathias etwa habe zwar von seinen Eltern nicht viel kölsche Kultur mitbekommen – seine Mutter ist Brasilianerin und sein Vater kommt aus dem Ruhrpott. Aufgeholt hat er das in der Schule: „Meine Grundschullehrerin hat es irgendwie hinbekommen, dass die Bläck Fööss bei uns gespielt haben.“
Schädel dagegen wurde schon sehr früh von seinen Eltern mit auf Sitzungen genommen und ist von Anfang an mit kölscher Musik aufgewachsen. Auf einem Video, dass Lupo zu seinem 30. Geburtstag auf Instagram veröffentlicht haben, singt er als Dreijähriger „Ich ben ne Räuber“ von den Höhnern und schwenkt dabei ein weißes Tuch durch die Luft. Heute singt Schädel immer noch auf Kölsch und versucht, mit Lupo seinen eigenen Fußabdruck in der kölschen Musikszene zu hinterlassen.
Von den Insidern und Kindheitserinnerungen ist in der neuen Ballade wörtlich nichts erwähnt, es sei eher das Gefühl, das im Vordergrund stehe. „Du willst am Ende ja, dass die Menschen, die an Karneval in der Kneipe stehen oder die Tausende, Hunderttausende, die bei den Auftritten vor der Bühne stehen, dass die das genauso fühlen können wie du selbst.“ Das sei der schmale Grat beim Songschreiben. Vielleicht schaffen Lupo mit dem Schunkellied nun ihren nächsten Sessionshit – und vielleicht reicht der Meilenstein dann für das Band-Tattoo bei Pedro Schädel.