In den vergangenen Monaten gab es einige Fälle von Musiker-Einschränkungen aufgrund von Lärmbeschwerden. Miljös neue Single thematisiert das.
„Ming Stadt es zo laut“Beschwerden über zu laute Musik in Köln – Miljö schreibt Protest-Song
Keine kölschen Bands mehr in der Volksbühne am Rudolfplatz, Festivals, die wegen Lärmbeschwerden auf der Kippe stehen und Knöllchen für Jazz-Konzerte im Rochuspark – Miljö haben es satt. „Das ist unfassbar. Da versaut einer den Spaß von Tausenden“, sagt Frontsänger Nils Schreiber. Was sich an Wut über längere Zeit angestaut hat, entfesselt sich jetzt in einer rockigen Single. Am Freitag, 18. August, ist „Ming Stadt es zo laut“ erschienen.
Mit zugehaltenen Ohren singt Schreiber auf dem Brüsseler Platz in ein Megaphon: „Ming Stadt es zo laut / Un immer widder Krach / Vun fröh bes in die Naach“. Hinter ihm hauen Max Eumann und Sven Löllgen in die Saiten, Daniel Pottgüter in die Tasten und Simon Rösler schwingt die Stöcke. Im Musikvideo zur neuen Single spielt die Kölschrockband auf der Straße, an den Orten, wo normalerweise dann schnell das Ordnungsamt kommt und den Stecker zieht oder Knöllchen verteilt.
Aber nicht nur Brüsseler Platz, Aachener Weiher und Rheinaue werden zum Schauplatz, auch in der Volksbühne spielt ein Teil des Musikvideos. „Man hat uns dort mit offenen Armen empfangen.“ Obwohl die fünf Musiker schon einige Jahre keine Konzerte mehr dort spielen.
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Köln: Miljö veröffentlicht Single über Lärmbeschwerden
Sie sind nämlich selbst Opfer der Probleme, die sie in „Ming Stadt es zo laut“ thematisieren: „Irgendwann mussten wir unseren Zuschauern in der Volksbühne sagen, dass sie zu laut klatschen und mitsingen.“ Das habe ihnen den Spaß an den Konzerten verdorben, weswegen sie von sich aus aufgehört haben.
Nicht nur Miljö sind betroffen, 2024 wird es gar keine Kölsch-Konzerte mehr in der Volksbühne geben: Im Mai 2022 gab das Verwaltungsgericht der Klage eines Nachbarn wegen Lärmbelästigung gegen die Stadt Köln Recht. Diese hatte der Volksbühne die Genehmigung erteilt, ihr Angebot neben der Theaternutzung um ganzjährige Konzerte und andere Veranstaltungen zu erweitern. Sowohl Stadt als auch Volksbühne legten Berufung beim Oberverwaltungsgericht in Münster ein. Bis zur Entscheidung plant die Volksbühne aber keine Kölsch-Konzerte mehr.
„Ich ben uch för Kultur / Ävver nit vür minger Dür /Ehr klatscht vill zo laut“, singt Nils Schreiber aus Sicht des Klägers von der Aachener Straße. Dass das ironisch gemeint ist, wird schnell klar. „Verständnis fällt schwierig. Das Millowitsch-Theater, beziehungsweise die Volksbühne ist schon ewig an dieser Stelle. Wenn man sich da eine Wohnung kauft, geht man bewusst das Risiko ein, dass es mal lauter wird.“
Aber Miljö nehmen nicht nur die Anwohnerinnen und Anwohner, die sich über Lärm beschweren, ins Visier: Auch die Stadt trage dabei Verantwortung. „Es gibt Spielräume, die die Stadt nicht ausnutzt“, meint Schreiber. Dabei bezieht er sich etwa auf den Streit um die Konzerte der beiden Profimusiker Bernd Delbrügge und Ebasa Pallada im Rochuspark. Das Ordnungsamt hatte am 16. Juli eine Vorstellung gestoppt und das Duo mit einem Knöllchen belegt. Und der Hauptausschuss des Kölner Stadtrates hat am Montag mehrheitlich abgelehnt, die Verwaltung mit der Erarbeitung einer neuen Stadtordnung zu beauftragen, um kleinere, nicht-kommerzielle Parkkonzerte inklusive Verstärkern zu ermöglichen.
Miljö haben schon Ideen für eine Sessionssingle
„Die Pandemie hat gezeigt, was passiert, wenn alles ruhig ist. Wir haben gesehen, was so viel Stille mit einem macht“, sagt Schreiber. Und um zu zeigen, dass „tonlos“ eben „sinnlos“ ist, begehrt die Kölner Band jetzt mit ihrer neuen Single dagegen auf. „Wer will schon eine Stadt ohne Kultur und Leben?“
Am Samstag, 19. August, spielen Miljö beim „Vivawest Family Festival“ im Tanzbrunnen. Eine Woche später, am 25. August, spielen sie ihr letztes eigenes Open-Air-Konzert für dieses Jahr in der „Kantine“. Tickets dafür sind online noch für 28 Euro erhältlich.
Und nebenbei bereiten Miljö sich natürlich auf die kommende Session vor: „Dann ist noch kurz Herbst und dann ist auch schon wieder der 11.11.“ Ideen für eine Sessionssingle gebe es schon, aber noch nichts Spruchreifes.