Vor der Bühne herrschte beste Stimmung. Dahinter versammelte sich Prominenz aus Politik, Verwaltung, Karneval und Wirtschaft.
„Mehr tanzen als trinken“So lief Weiberfastnacht am Kölner Tanzbrunnen – Prominente feiern mit
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Startschuss: Björn Heuser eröffnet die Veranstaltung am Tanzbrunnen.
Copyright: Uwe Weiser
Der Wettervorhersage zum Trotz strahlt am Morgen die Sonne über dem Tanzbrunnen. Drei als Regenbögen verkleidete Jecken stehen vor der Bühne und tanzen. Die Gruppe ist gut gelaunt: Jörg Sommer kommt aus Leichlingen, lebt aber in Bayern. Zum Feiern kommt er immer nach Köln. Seine Freundin Annegret Sacht erlebt den Karneval erst zum zweiten Mal. „Ich lebe seit 40 Jahren in Bayern, komme ursprünglich aber aus Dortmund.“ Der rheinländische Frohsinn fühle sich für sie „gar nicht fremd“ an. „Die Gruppe hier ist auch herzlich, das macht Spaß.“
Zur Weiberfastnachtsparty von „Radio Köln“ und „Kölner Stadt-Anzeiger Medien“ sind mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher gekommen. Den Auftakt zum musikalischen Programm mit Bands wie Cat Ballou, Kasalla, Bläck Fööss, Domstürmer, Räuber und vielen anderen macht Björn Heuser. „Ich wünsche Euch einen wunderschönen Fastelovend“, ruft Heuser um 10.30 Uhr in die Menge.
Vorher schlendert er gut gelaunt durch den Backstage-Bereich. „Ich bin der Eisbrecher: Ich stehe ja allein auf der Bühne mit meiner Klampfe. Die Leute können sich schon mal warm singen, kennenlernen, miteinander schunkeln, bevor die Party dann richtig losgeht.“ Ihn erwarten heute sechs bis sieben Auftritte, unter anderem im Gaffel am Dom und auf dem Eventschiff der KD.
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Annegret Sacht (l.) lebt seit 40 Jahren in Bayern und feiert mit der Familie ihres Partners Jörg Sommer (2. v. l.) aus Leichlingen zum zweiten Mal den Karneval am Tanzbrunnen.
Copyright: Maria Gambino
Tanzbrunnen: Der Sitzungspräsident genießt seinen freien Tag an Weiberfastnacht
Für Luisa (23) aus Braunschweig ist es Karnevalspremiere in Köln. Sie besucht ihre Freundin Hannah. Warum sich die jungen Frauen nicht etwa fürs Zülpicher Viertel entschieden haben? „Hier ist halt mehr tanzen als trinken. Außerdem ist man draußen und bekommt richtig die Stimmung von Köln mit“, sagt Hannah. Wenn die Party um 17 Uhr endet, gehe es weiter in die Innenstadt. Schon allein der Weg dahin, entlang des Rheins, gehöre zum Köln-Gefühl, so die 24-Jährige.
Hinter der Bühne versammelt sich unterdessen Prominenz aus Politik, Verwaltung, Karneval, Wirtschaft und anderen Bereichen. Redner Volker Weininger, „Der Sitzungspräsident“, beispielsweise hat an Weiberfastnacht traditionell seinen freien Tag. „Da sind alle noch frisch.“
Seine private Tour führt ihn vom Tanzbrunnen, ins Maritim-Hotel und am Abend dann weiter in den Gürzenich zu den Blauen Funken. „Da treffe ich dann immer Martin Schopps und wir feiern zusammen.“ Wie er sich fit hält trotz des obligatorischen Kölschs in der Hand? „Ich trinke stetig, aber ohne Hast und übertreibe es einfach nicht.“
Gute Laune herrscht auch vor dem Auftritt der Bläck Fööss. Der ehemalige Frontmann Erry Stoklosa ist im Backstage des Tanzbrunnens eingetroffen. Er möchte den Auftritt seiner Kollegen anschauen, geht aber nicht wie vergangenes Jahr mit auf die Bühne. „Heute bin ich nur Erry ‚Johnny‘ Kontroletti.“
Ob er sich alle zehn Auftritte der Fööss anschauen wird? Stoklosa winkt ab. „Nein, sonst hätte ich ja bei der Band bleiben können“, so das Gründungsmitglied der Fööss, das Ende 2022 seinen Ausstieg aus der Band verkündete.
Bezirksbürgermeister Andreas Hupke: Lassen uns nicht abhalten, Karneval zu feiern
Zwischenzeitlich werden die Töne hinter der Bühne aber auch ernster. Arena-Chef Stefan Löcher sagt: „Wir sollten uns keine Angst machen lassen. Ich bin kein Fan davon. Klar, sollte man vorsichtig sein, aber man sollte sich nicht einschüchtern lassen“, findet Löcher und bezieht sich auf das Drohszenario, das die Terrororganisation mit einem im Netz veröffentlichten Foto mit möglichen Anschlagszielen in Deutschland aufgebaut hat. Auf einem Zettel stand: „Kölner Karneval“.
Auch Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) sagt zu den Anschlagsdrohungen: „Nein, wir lassen uns nicht davon abhalten, den Karneval zu feiern.“
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Mitsing-Gefühl: Im Tanzbrunnen wird gesungen, geschunkelt und getanzt.
Copyright: Uwe Weiser
CDU-Landtagsabgeordneter und Vize-Parteichef Florian Braun sagt zur Frage, wie es ist, vier Tage nach der Bundestagswahl Karneval zu feiern: „Es war ja auch in den vergangenen Wochen schon während des Wahlkampfes Karneval und Karneval ist auch politisch. Als eingefleischter Kölner freue ich mich auf die Tage.“
Unter den Gästen hinter der Bühne sind unter anderem Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), einige der Dezernentinnen und Dezernenten der Stadt Köln, dazu Politikerinnen und Politiker aus dem Stadtrat sowie Oberbürgermeisterkandidatin Berivan Aymaz (Grüne) sowie der Kandidat der CDU, Markus Greitemann.
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Britta (64), Heike (57) und Katrin (59) sind aus Troisdorf hergekommen.
Copyright: Maria Gambino
Beim Feiern im Tanzbrunnen hat man genug Platz
Vor der Bühne stehen Britta (64), Heike (57) und Katrin (59), sie feiern seit zehn Jahren zusammen an Weiberfastnacht. Sie sind aber erst zum ersten Mal im Tanzbrunnen. „Vorher sind wir immer ins Brauhaus am Deutzer Bahnhof gegangen, das war aber immer ein bisschen beengt.“ Die drei Frauen freuen sich, dass sie im Tanzbrunnen auch mehr Platz zum Schunkeln und Tanzen haben. Sie sind dafür aus Troisdorf gekommen. Früher waren noch die Kinder dabei: Die sind mittlerweile aber schon in ihren Dreißigern und feiern allein.
Der Morgen-Moderator von Radio Köln, Daniel Wallroth, der die Open-Air-Party am Tanzbrunnen zusammen mit Rebecca Otten moderiert, nimmt sich hinter der Bühne zwischen den Acts eine Verschnaufpause und versorgt sich mit Kölsch. „So ein Zehn-Stunden-Tag ist schon anstrengend, aber ich habe gerade ein Mettbrötchen gegessen, und dann geht's weiter. Die Sonne scheint, die Musik ist gut, es macht mega Spaß.“ Anders als im Studio könne er hier in die Gesichter der Menschen blicken. „Das ist super.“
Der Wetterumschwung am Nachmittag hält die Jecken nicht vom Feiern ab: Regencape überziehen, Schirm auspacken und weiter geht es. Planschemalöör-Frontsänger Juri Rother wird auf der Bühne emotional. „Die meisten Sänger im Karneval sind weißer als ich und ich hoffe, dass sich das ein bisschen ändern wird. Packt euch den, der neben euch steht, und schunkelt.“ Sie spielen ihren Song „Heimat“.