Köln soll ein Mahnmal zur Erinnerung an den Völkermord gegen die Armenier im Osmanischen Reich erhalten. Bis es dazu kommt, droht eine Posse, die dem Image der Stadt schadet.
Völkermord an ArmeniernMahnmal to go? So wird Köln zur Lachnummer
Köln soll ein Mahnmal erhalten, das im Zentrum an den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich erinnert. Der Stadtrat soll über das Wo, Wie und Was debattieren, da eine solche Gedenkstätte für die gesamte Stadt von Bedeutung ist. Bis ein Mahnmal aufgestellt wird – es mag manche Jahre dauern – soll eine Erinnerungsstele an 14 Tagen im Jahr aufgestellt und hernach wieder abgebaut werden.
Kölns OB Henriette Reker sollte sich nicht hinter der Bezirksvertretung verstecken
Das Deutsche Reich mit Kaiser Wilhelm II. an der Spitze war als Partner des Osmanischen Reichs tief verstrickt in die Gräueltaten gegen die Armenier. Der Deutsche Bundestag hat die Massenvertreibungen und Ermordungen im Jahr 2016 als Genozid anerkannt. In Köln gibt es die größte armenische Gemeinde in Deutschland. Es ist nicht nur an der Zeit für ein Mahnmal, das an den Völkermord erinnert – Köln ist auch der richtige Ort. Das sollte auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker klar sein, die Integration zur Chefinnensache erklärt hat und gern die Toleranz der Kölnerinnen und Kölner und ihr eigenes Engagement für eine multikulturelle Gesellschaft betont.
Rekers Haltung nimmt man ihr ab, auch wenn ihre Toleranz – zuletzt zu besichtigen bei ihrer Zustimmung zum öffentlichen Muezzinruf – manchen zu weit geht und anderen mitunter etwas naiv erscheint. Wenn ihr das in vielen Bereichen schartige Image der Stadt als tolerante Metropole wichtig ist, täte sie gut daran, sich in der Frage um ein Mahnmal in Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern nicht hinter der Bezirksvertretung Innenstadt zu verstecken.
Dass die Bürgerinitiative „Völkermord erinnern“ nicht den formalen Weg eingehalten hat, um ein Mahnmal in die öffentliche Debatte zu bringen, ist kein hinreichender Grund, um das politisch wichtige Thema in die sonst gern stiefmütterlich behandelte Bezirksvertretung abzuschieben. Längst macht sich ein breites Bündnis aus Organisationen, Politikerinnen und Politikern für eine Gedenkstätte stark.
Der Verweis darauf, dass das Thema für viele türkische Kölner sensibel sei, ist kein hinreichendes Argument
Fragwürdig sind die bisherigen Verweise der Verwaltung darauf, dass das Thema „aufgrund der vielen türkischen Mitbürger sehr sensibel“ sei. Deutschland hat die Gräueltaten gegen die Armenier, bei denen bis zu 1,5 Millionen Menschen ermordet wurden, als Völkermord anerkannt, die Türkei unter ihrem autokratischen Präsidenten Erdogan, in dem Minderheiten willkürlich Rechte versagt, angeklagt und verurteilt werden, nicht. Dass hierzulande viele Menschen türkischer Herkunft Erdogan wählen, kann kein hinreichender Grund sein, um eine Gedenkstätte zu blockieren.
Eine wahre Posse ist der Vorschlag, eine Gedenkstele vorläufig an 14 Tagen im Jahr aufstellen und hernach wieder abbauen zu wollen. Völkermord-Gedenken to go? Und in den nächsten zwei Wochen dann der Aufbau eines Mahnmals für die Verbrechen an den Herero und Nama? Statt als tolerante Metropole steht Köln mit diesem Vorschlag (einmal mehr) als provinzieller Luftikus da.