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Mit einem SchnürsenkelMann beim Sex in Klinik erdrosselt – Kölner Prozess muss viele Fragen klären

Lesezeit 2 Minuten
Hinter den Mauern der forensischen Psychiatrie in Porz ereignete sich im Dezember 2023 das Tötungsdelikt.

Hinter den Mauern der forensischen Psychiatrie in Porz ereignete sich im Dezember 2023 das Tötungsdelikt.

In der forensischen Psychiatrie soll ein Mann einen Mitinsassen beim Sex erdrosselt haben. Dabei gelten dort hohe Sicherheitsauflagen.

Ein Mordfall in der forensischen LVR-Klinik in Porz aus dem Dezember 2023 beschäftigt ab Dienstag das Kölner Landgericht. Beschuldigt ist ein 21-jähriger Marokkaner, der einen Mitinsassen des hochgesicherten Krankenhauses für psychisch erkrankte Straftäter erdrosselt haben soll – während des gemeinsamen Geschlechtsverkehrs. Ein Urteil in dem Verfahren wird für den Februar erwartet.

Köln: Mann beim Sex mit Schnürsenkel erdrosselt

Der damals 20-Jährige soll an einem Samstagabend das Zimmer des Mitinsassen aufgesucht haben. Laut Anklage kam es zum einvernehmlichen Sex der beiden Männer. Währenddessen habe der Beschuldigte den 20 Jahre älteren Mann von hinten mit einem Schnürsenkel stranguliert und getötet. Pflegekräfte, die zunächst nichts bemerkt hatten, fanden später den leblosen Körper des 40-Jährigen.

Aufgrund der Vorgehensweise bei der Tat geht die Kölner Staatsanwaltschaft von Heimtücke aus. Auch niedere Beweggründe stehen als Mordmotiv im Raum. So soll der mutmaßliche Täter am Opfer seinen Frust und Ärger darüber ausgelassen haben, wohl noch viele Jahre in der geschlossenen Psychiatrie verbringen zu müssen. Der Beschuldigte soll sehr schnell ein Geständnis abgelegt haben.

Köln: Beschuldigter kam nach Raubdelikt in Klinik

Im Juli 2023 hatte ein Gericht wegen schwerer räuberischer Erpressung eine Jugendstrafe von anderthalb Jahren gegen den Beschuldigten verhängt und gleichzeitig dessen Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik angeordnet. Auch im aktuellen Fall soll die Tat im Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung stehen, es droht daher die weitere Unterbringung.

Der Strafprozess muss nun aufklären, unter welchen Umständen der Beschuldigte in das Zimmer des Mitinsassen gelangt war und welche Regeln etwa für Besuche untereinander auf der geschlossenen Station des forensischen Krankenhauses galten. Das Landgericht hat zunächst fünf Verhandlungstage festgesetzt. Der Verdächtige wurde nach dem Vorfall in einer anderen Einrichtung untergebracht.

Köln: Insassen gelten als Gefahr für die Allgemeinheit

Das forensische Krankenhaus in Porz-Westhoven wurde im Jahr 2009 eröffnet und ist ein Hochsicherheitstrakt. Eine 5,50 Meter hohe Mauer umschließt das 14.000 Quadratmeter große Gelände, Kameras überwachen draußen jeden Winkel. Die Klinik ist für 150 Patienten ausgelegt, die meisten leiden an Schizophrenie. Mörder sind hier untergebracht, Vergewaltiger oder Brandstifter.

Wer in der Forensik untergebracht wird, der gilt als eine Gefahr für die Allgemeinheit. Langfristiges Ziel der Therapie von Straftätern ist, diese wieder in die Gesellschaft entlassen zu können. Das ist kein Selbstläufer und kann sehr viele Jahre in Anspruch nehmen. Ärzte schätzen regelmäßig die aktuelle Gefährlichkeit ein. Wird diese bejaht, bleibt der Täter in der Klinik. Womöglich für immer.