Nicht nur bei der Polizei, auch bei der Kölner Meldestelle für antisemitische Vorfälle gehen mehr Hinweise ein, zum Beispiel von Schulen.
Bedrohung, VolksverhetzungAuch in Köln mehr antisemitische Straftaten seit Terrorangriffen der Hamas
Die Zahl der Straftaten mit antisemitischem Hintergrund steigt auch in Köln seit dem 7. Oktober an. Im Zusammenhang mit den Terroranschlägen der Hamas auf Israel wurden der Kölner Polizei binnen zwölf Tagen zehn Straftaten gemeldet, darunter fünf Fälle von Volksverhetzung, eine Bedrohung sowie zwei Verletzungen von Flaggen und Hoheitszeichen.
Die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen sind laut Kölner Polizei infolge des Angriffs auf die israelische Zivilbevölkerung nochmals verstärkt worden. Art und Umfang der Sicherheitsvorkehrungen werden geheim gehalten – andernfalls würden potenzielle Gewalttäter womöglich Informationen erhalten, die die Schutzmaßnahmen unterlaufen könnten.
Einen Anstieg antisemitischer Vorfälle, die im Zusammenhang mit dem Nah-Ost-Konflikt stehen, verzeichnet auch die entsprechende Meldestelle im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln. So habe eine Kölner Jüdin jüngst von einem Gespräch in einem Kölner Geschäft berichtet, in dem das Massaker der Hamas an der israelischen Zivilbevölkerung explizit befürwortet und allen Israelis beziehungsweise Jüdinnen und Juden der Tod gewünscht worden sei.
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Die Veranstalter der pro-palästinensischen Demonstration auf dem Heumarkt vor einer Woche hatten im Vorfeld auf Facebook einen Aufruf verbreitet, in dem sie die Massaker der Hamas als „legitimen Widerstand“ bezeichneten. Zitat: „Wir in der palästinensischen Gemeinde bekunden unseren Stolz auf diese harten palästinensischen Kämpfer, die alle Barrieren überwunden haben, und bekunden, dass wir an ihrer Seite stehen.“
Im Kölner Umland habe es eine „schwerwiegende Bedrohung im Umfeld von jüdischen Betroffenen“ gegeben, die aus Ermittlungsgründen nicht näher kommentiert werden könnten, sagt Daniel Vymysslicky, der die Meldestelle für antisemitische Vorfälle im Kölner NS-Dok leitet.
In einer fahrenden U-Bahn habe ein offenbar betrunkener Mann einen Fahrgast wiederholt mit den Worten „Scheiß-Juden“ beleidigt.
In einer Kölner Schule sagten Jugendliche: „Die Juden sind für die meisten Kriege verantwortlich“
Auch in Kölner Bildungseinrichtungen häufen sich antisemitische Vorfälle. In einer Kölner Klasse hätten sich Schülerinnen und Schüler den Krieg nur mit Hilfe antisemitischer Verschwörungsmythen erklären können: „Die Juden seien für die meisten Kriege der Welt verantwortlich, da sie von diesen finanziell profitieren würden“, hieß es zum Beispiel.
Lehrkräfte, die häufig schon im „normalen Schulalltag“ an der Belastungsgrenze arbeiteten, hätten ihm berichtet, „wie sie nun zusätzlich zum Teil schwierige Gespräche mit Schülerinnen und Schülern führen mussten“, sagt Daniel Vymysslicky. „Gleichzeitig sind auch Lehrkräfte nicht immer frei von Antisemitismus und Israelhass.“ Auf einen entsprechenden Vorfall, der sich vor wenigen Tagen abgespielt habe, könne er momentan noch nicht öffentlich eingehen, um die Betroffenen zu schützen.
Für Jüdinnen und Juden, die in diesen Tagen in der Schule, bei der Arbeit, im öffentlichen Nahverkehr, aber auch in sozialen Netzwerken antisemitisch angefeindet werden, stelle der Krieg in Israel und im Gaza-Streifen „eine Art doppelte Belastung dar“, sagt Vymysslicky . „Denn viele sorgen sich weiterhin um Familie, Freunde und Bekannte in Israel.“
Antisemitische Vorfälle können in Köln gemeldet werden
Umso wichtiger sei es, „jüdischen Gemeinden, Organisationen und Einzelpersonen unsere Solidarität und konkrete Unterstützung anzubieten“.
Wer antisemitische Vorfälle erlebt oder mitbekommen hat, kann diese unter www.report-antisemitism.de oder direkt unter der Email-Adresse daniel.vymyslicky@stadt-koeln.de melden.