Köln – Mehrere Obdachlose in Köln sind zuletzt offenbar Opfer von Farbbeutelattacken geworden. Jedenfalls ermittelt die Polizei in inzwischen vier Fällen in der Innenstadt, bei denen die Opfer im Schlaf mit der Farbe übergossen worden sein sollen, sagte ein Sprecher der Behörde. Der jüngste Fall soll sich in der Nacht auf Dienstag in der Apostelnstraße zugetragen haben. Die Ermittler des Kriminalkommissariats 51 hätten Videomaterial gesichtet, befragten jetzt die Betroffenen und suchen nach möglichen Zeugen, hieß es. Der Geschädigte stellte eine Strafanzeige wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung. Weil außerdem eine Wand großflächig beschmiert worden sei, werde auch wegen Sachbeschädigung ermittelt. Wer hinter der Tat steckt, ist noch unklar. „Wir hoffen auf die Auswertung der polizeilichen Videoüberwachung vom Neumarkt“, sagt der Polizeisprecher.
Auch insgesamt drei weitere mutmaßliche Opfer haben demnach Anzeige erstattet. Eine junge Frau zum Beispiel gab an, in der Nacht auf den 10. Oktober, einen Sonntag, nahe ihres Schlafplatzes am Appellhofplatz mit einem Farbbeutel attackiert worden zu sein.
Ein auf der Straße lebendes Paar berichtete jüngst aber dem „Express“ von einer Attacke an ihrem Schlafplatz am Zülpicher Platz. „Ich lag in meinem Schlafsack und mein Freund direkt neben mir. Auf einmal haben wir gemerkt, dass jemand eine komplette weiße Farbdose über uns ausleert“, schildert die Frau, die den Täter gesehen haben will. „Ich weiß auch, wo er wohnt. Allerdings bin ich ihm nicht hinterher, da ich so geschockt war und erstmal angefangen habe zu weinen“, sagt sie. Viele aber gehen nicht zur Polizei, zeigen ihre Fälle nicht an, möglicherweise aus Angst oder schlechten Erfahrungen. Die Dunkelziffer könnte also hoch sein.
Motivlage noch unklar
Ob alle Fälle dem gleichen Täter zuzuordnen sind, ist bislang noch vollkommen unklar, ebenso das Motiv des Täters oder der Täter. Angriffe auf Obdachlose sind jedenfalls nicht neu, sagt Dennis Bucek von der Obdachlosenhilfe „Straßenwächter e.V.“ Immer wieder würden die Opfer im Schlaf bestohlen, getreten und geschlagen. Auf Schlafsäcke werde regelmäßig uriniert, Spendenbecher würden weggetreten. „Ich könnte mir vorstellen, dass Anwohner hinter den Farb-Attacken stecken. Aber das ist nur meine Mutmaßung“, sagt Bucek. Auffällig sei jedenfalls die örtliche Häufung rund um den Neumarkt und im Kwartier Latäng.
Zuletzt sei auch vor dem Gürzenich ein Obdachloser mit Farbe angegriffen worden. Der Mann benötige seither ein Asthmaspray, sagt Bucek.