Christian Zwiener träumte immer von einem Austin-Healey. Im Ruhestand wurde sein Traum wahr. Was Zwiener mit seinem Herzensauto erleben möchte.
Alte Liebe rostet nicht„Der Healey war immer ein Traumauto“ – Mit dem Ruhestand kam das Automobil-Glück
- Christian Zwiener über seinen Austin-Healey
- Typ: Austin-Healey 3000 Mk III BJ8
- Baujahr: 1964
- Hubraum: 3000 ccm
- Zylinder: 6
- PS: 150
- Km/h max.: 190
- Verbrauch: ca. 15 Liter
- Gebaute Exemplare: Ca. 16 000
Dass sich die Mitglieder des „Austin-Healey Clubs Germany“, Stammtisch Rheinland, am ehemaligen Flughafen Butzweilerhof treffen, ist angemessen. Aus dem einstigen „Luftkreuz des Westens“ ist die Motorworld geworden, ein Tummelplatz für Automobil-Enthusiasten. Auch Donald Healey wusste als Rennfahrer und Kampfpilot beide Welten zu verbinden. Anfang der 50er Jahre konstruierte der englische Automobilingenieur einen zweisitzigen Roadster, der später von Austin in Serie gefertigt wurde. Bis 1967 in mehreren Evolutionsstufen produziert, wurde der Austin-Healey vor allem in den USA ein Erfolg.
Wie die anderen Clubmitglieder parkt Christian Zwiener seinen Healey neben einer ausrangierten Propellermaschine vor der Motorworld. Bevor sich der 65-Jährige mit seinen Freunden wieder über kernige Sechszylinder-Motoren beugt, erzählt der Kölner, warum sein Lieblings-Oldtimer zuweilen ein echtes Schwein ist.
Deshalb habe ich ihn:
Beim Austin-Healey begeistern mich vor allem die Form, die langgestreckte Motorhaube und der Hüftschwung am Heck. Dazu das Armaturenbrett aus Walnuss-Holz und das schöne große Holzlenkrad. Es ist die Kombination aus Sportlichkeit und klassischem Design, die mich schon als Jugendlicher fasziniert hat. Für mich war der Healey immer ein Traumauto, aber auch immer unerreichbar.
Als sich mein Ruhestand näherte, änderte sich das zum Glück. Nach dem Ende meiner Berufstätigkeit habe ich mir den Wagen vor fünf Jahren zum 60. Geburtstag geschenkt – in der für den Healey typischen Farbe „Ice Blue Metallic“ und mit dunkelblauen Ledersitzen. Bevor ich den Wagen gekauft habe, musste aber eine Garage her. Da ich in der Nähe des Rudolfplatzes wohne, ist das natürlich gar nicht so einfach. Erst als dieses Problem gelöst war, habe ich bei einem Händler in Heilbronn zugeschlagen. Es handelt sich übrigens um ein Exemplar von 1964, der letzten Healey-Generation.
Das kann er:
Er hat eine gute Beschleunigung und eine sehr gute Straßenlage - wenn man es nicht übertreibt. Er ist unglaublich bequem, das hätte ich gar nicht erwartet. Vor zwei Jahren bin ich 700 Kilometer an einem Tag nach Österreich gefahren, ganz ohne Rückenschmerzen. Dabei sitzt man sehr tief im Auto und hat das Lenkrad direkt vor der Brust. Wer größer ist als 1,80 Meter, hat es jedoch nicht so leicht. Dann guckt man über die Windschutzscheibe hinweg. Aber für mich sitzt das Auto wie angegossen. Wie ein Maßanzug sozusagen.
Das kann er nicht:
Pat Moss, die Schwester des berühmten Formel-1-Fahrers Stirling Moss, war ebenfalls Rennfahrerin. Mit einem Austin-Healey 3000 gewann sie 1960 die Ralley Lüttich-Rom-Lüttich. Weil der Wagen in Kurven bei hoher Geschwindigkeit gerne ausbricht, er also eine echte Heckschleuder ist, sagte sie anschließend über das Auto: „What a pig“, welch ein Schwein. Unsere Clubzeitschrift heißt deshalb „Pigs `n` Frogs“, benannt auch nach dem kleineren Austin-Healey Sprite, der wegen seiner Scheinwerfer „Frogeye“, also Froschauge genannt wird.
Für schnell gefahrene Kurven ist der Healey also nicht geeignet, aber auch nicht für dichten Stadtverkehr, weil das Schalten wegen des nicht synchronisierten ersten Gangs zu anstrengend ist. Man fährt mit solch einem Auto auch grundsätzlich offen, so lange es trocken ist. Denn bei geschlossenem Verdeck macht das Fahren nicht so viel Spaß. Wenn es regnet, beschlagen die Scheiben von innen und man kann kaum etwas sehen.
Interessant, dass gerade die Engländer mit ihrem schlechten Wetter die größten Roadsterfans sind. Einmal hat es mich übel erwischt: Es war Hochsommer, 30 Grad warm, als es plötzlich auf der Autobahn wie aus Eimern goss. Einen Standstreifen gab es nicht, ich konnte das Verdeck also nicht schließen. Ich war von oben bis unten nass.
Das habe ich für ihn getan:
Obwohl er sehr gut läuft, ist an einem Oldtimer natürlich immer etwas zu tun. Ich würde gern mehr selbst erledigen, aber in der kleinen Garage ist zum Schrauben kaum Platz. Das finde ich ein bisschen schade. Ansonsten ist er pflegeleicht, schließlich habe ich ihn restauriert gekauft. Ein Liter Öl auf 1000 Kilometer und der Healey ist zufrieden.
Das haben wir erlebt:
Ich habe mit einem anderen Healey-Besitzer zwei tolle Touren durch die Schweizer Alpen unternommen. Mit zwei Fahrzeugen sind wir über die Pässe gefahren. Mit offenem Verdeck natürlich. Auch bei frischem Wetter wird einem nicht kalt. Zu den Besonderheiten gehört nämlich, dass der Wagen innen sehr warm wird, weil das Getriebe weit in den Fahrerraum reicht. Im Sommer wird das Getriebe sogar so heiß, dass man sich die nackten Füße in den Sandalen verbrennen könnte. Dazu kommt, dass der Auspuff auf der Fahrerseite verläuft und zusätzliche Wärme spendet.
Das haben wir vor:
Gerne würde ich mit dem Healey zum Goodwood-Festival in Südengland fahren, eines der größten Oldtimerfestivals der Welt. Ich hatte mich auch schon mit einem Freund angemeldet, aber dann kam Corona dazwischen. Jetzt soll das Auto unbedingt mal seine Heimat kennenlernen.