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Alte Liebe rostet nichtKölner sorgt mit seinem Oldtimer überall für Aufsehen

Lesezeit 4 Minuten
Mann mittleren Alters mit Hemd und Brille, der aus dem Verdeck eines orangefarbenen Oldtimers schaut

Stephan Lützenkirchens „Mandarine“ war ein Geschenk an sich selbst und wurde aufwendig restauriert.

Das Klassiker-Modell „Ente“ ist noch lange nicht in die Jahre gekommen, findet Citroën-Besitzer Stephan Lützenkirchen – im Gegenteil.

  1. Stephan Lützenkirchen über seinen Citroën 2 CV 6
  2. Baujahr: 1975
  3. Hubraum: 597 ccm
  4. PS: 27
  5. Zylinder: 2
  6. Km/h max: 120 (mit Rückenwind)
  7. Verbrauch: ca. 7 Liter
  8. Gebaute Exemplare: 3,87 Mio. (+1,25 Mio. Lieferwagen)

Platz für zwei Bauern in Stiefeln, einen Zentner Kartoffeln und ein Fässchen Wein sollte der neue Kleinwagen bieten. Billig, gut gefedert, mindestens 60 Stundenkilometer schnell und günstig im Verbrauch musste er auch sein. Voilà: Aus den Vorgaben von Citroën-Direktor Pierre-Jules Boulanger wurde nichts weniger als die „Ente“, der Millionenseller Citroën 2 CV, Liebling der Studenten, Umweltbewegten und Nonkonformisten.

Vor 75 Jahren wurde das fahrende Kuriosum mit dem Rolldach und der Revolverschaltung auf dem Pariser Automobilsalon vorgestellt. Ein Jahr später kam es auf den Markt, um dort bis 1990 zu bleiben. Stephan Lützenkirchen, ehemaliger deutscher Pressesprecher von Peugeot und Citroën, liebt es, sich mit seiner orangefarbenen Ente in die Kurven von Nippes zu legen. Der 54-Jährige stößt auf Begeisterung, wo immer er mit seinem Wägelchen auftaucht. Für ihn ist die Grundidee der Ente sogar ein Zukunftsmodell.

Deshalb habe ich sie:

Meinen ersten Citroën 2 CV hatte ich schon vor mehr als 30 Jahren, als ich noch Zivildienstleistender war. In meiner Clique gehörte es zum guten Ton, nicht irgendein Auto zu fahren, sondern etwas Muskulöses, Golf GTI zum Beispiel oder Ford Escort XR3i. Meine Ente war eher der Gegenentwurf dazu, denn mit einem Auto, das sich über Krawall definiert, kann ich nichts anfangen. Für mich zählen eher Begriffe wie Design, Lifestyle und Freiheit. Die Damen wollten damals zum Glück auch nicht mit den Krawallkisten fahren, sondern lieber mit dem 2 CV. Leider ist mir die Ente nach etwa einem Jahr auf der A 4 regelrecht auseinandergebrochen. Das Fahrgestell muss wohl durchgerostet sein und hat eine Bodenwelle nicht überstanden.

Orangefarbenes Auto des Models „Ente“

Mit seiner orangenen Lackierung ist der Oldtimer überall ein Hingucker.

Nicht viel später arbeitete ich, Zufällen geschuldet, als junger Neuwagenverkäufer in der Kölner Niederlassung der Marke. Daraus wurde eine sehr lange und intensive Beziehung mit einer großen Leidenschaft für Citroën. Zu meiner 25-jährigen Betriebszugehörigkeit habe ich mir – inzwischen als Direktor Kommunikation und externe Beziehungen für den Konzern – selbst ein Geschenk gemacht und meine aktuelle Ente sorgfältig aufbauen lassen.

Das kann sie:

Eigentlich fast alles. Der Citroën 2 CV ist mein cooles Alltagsauto und ich fahre damit zum Einkaufen oder auch zu geschäftlichen Terminen, wenn diese denn per Rad oder Zug nicht erreichbar sind. So, wie das Auto vor nun 75 Jahren von den Entwicklern konzipiert wurde – einfach, komfortabel, sparsam und vielseitig nutzbar – erfüllt es noch heute seinen Zweck und bereitet mir viel Freude.

Lenkrad eines Oldtimers

Das Lenkrad und Armaturenbrett des Wagens erinnern an frühere Zeiten.

Übertragen auf die gegenwärtige Auto-Diskussion ruft der 2 CV in Erinnerung, dass ein „Zurück zu den Wurzeln“ (kleine Fahrzeuge mit wenig Schnickschnack) ein Schlüssel für die Auto-Zukunft sein dürfte. Der Automobilmarkt wird leider dominiert von überdimensionierten Fahrzeugen. Deshalb sind auch Elektroautos nicht immer nachhaltig. Was aus meiner Sicht zählt, sind leichte und umweltschonende Autos.

Das kann sie nicht:

Schnell sein. Mit einer Ente reist man entspannt und rast nie, denn das kann sie nicht. Geht es bergab und kommt der Wind von hinten, dann sind Überholmanöver möglich – wenn es denn sein muss. Unterm Strich ist es so, dass das Auto sehr charmant zur konsequenten Verlangsamung einlädt und das Reisen zum Genuss werden lässt. Angesichts der sehr seltenen Lackierung in „orange mandarine“ kann es sich auch kaum verstecken. Wir fallen immer auf.

Das habe ich für sie getan:

Ich habe nicht wenig Geduld und Geld in den Aufbau des Wagens investiert. Die Restaurierung habe ich aber Experten überlassen, wobei sie die eigentlich eckigen Scheinwerfer auf meinen Wunsch gegen runde ausgetauscht haben. Die eckigen waren damals einfach eine Sünde, die findet niemand schön. Außerdem hege und pflege ich meine „Mandarine“ liebevoll und stelle sie immer trocken und sicher unter. Sie soll schließlich noch lange leben.

Das haben wir erlebt:

Unzählige Geschichten habe ich mir schon von Menschen angehört, die mich angesprochen haben, wenn sie uns entdeckt haben. Sehr viele verbinden mit dem 2 CV persönliche Erinnerungen an Reisen oder eine unbeschwerte Zeit als Studentin oder Student. Und dann gibt es erstaunlicherweise immer wieder Jüngere, die das Auto nicht oder kaum kennen und mehr darüber erfahren wollen. Aber die meisten Leute wissen natürlich Bescheid.

In den Niederlanden gab es sogar Applaus auf einem Marktplatz und auf einem Rheindeich bei Nijmegen kam es bei einem Ausflug zu einem regelrechten Menschenauflauf, weil sich viele Holländer, ganz „Oranje“, mit dem Auto fotografieren wollten. Und hier in Nippes, wo die Karnevalsgesellschaft „Nippeser Bürgerwehr“ ja auch die Apfelsinen-Farbe schätzt, wird die Ente schnell mit dem jecken Treiben in Verbindung gebracht. Diesen Bezug gibt es allerdings nicht.

Das haben wir vor:

Noch sehr lange und sehr oft entspannt unterwegs sein und sehr viel Freude haben. Zudem sind diverse Klassik-Ausfahrten geplant und es gibt zum Modelljubiläum diverse Anfragen für Ausstellungen und Veranstaltungen. Unter anderem soll meine Mandarine auf der Oldtimermesse „Techno Classica“ in Essen im kommenden Jahr für Farbe auf der „Citroën Straße“, dem beliebten Stand der Markenfreunde, sorgen.