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„Wir sind am Limit“Mit diesen Problemen haben die Jugendämter der Stadt Köln zu kämpfen

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Ein weißes Transparent mit der Aufschrift "Hilfe!!! Jugendamt in Not" hängt am Bezirksjugendamt in Chorweiler.

Unmissverständliche Botschaft auch am Bezirksjugendamt in Chorweiler

Eine Jugendamts-Mitarbeiterin aus Köln erzählt, mit welchen Problemen sie und ihre Kollegen und Kolleginnen zurzeit zu kämpfen haben.

„Zu hohe Fallzahlen, Personalmangel, Standardreduzierungen“ – Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Jugendämter der Stadt Köln prangern gleich mehrere Missstände in ihrer täglichen Arbeit an. Die Aktion „Weiße Fahne“ hat diese Umstände nun stadtweit in das Licht der Aufmerksamkeit gerückt.

An den Bezirksjugendämtern in der Innenstadt, in Chorweiler, in Porz und in Rodenkirchen wurden am Montag (15. Mai) gleich mehrere weiße Transparente an die Gebäudefassaden und aus den Fenstern der Räumlichkeiten gehängt, die unmissverständlich klarmachen, worum es geht. „Hilfe!!! Jugendamt in Not“, „Erst stirbt das Jugendamt, dann das Kind“ oder „Wir sind am Limit“ ist auf den Fahnen zu lesen.

„Die Jugendämter sind schon längst an ihrer Belastungsgrenze angekommen“, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft Verdi, welche Ende der vergangenen Woche zu der Aktion am Montag aufgerufen hatte.

Jugendämter der Stadt Köln: „Eine kontinuierliche Betreuung von Familien gibt es oft nicht“

„Eine kontinuierliche Betreuung von Familien gibt es oft nicht“, erzählt eine Mitarbeiterin eines Kölner Jugendamts, die anonym bleiben möchte, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der erhebliche Personalmangel führe dazu, dass man mit der Arbeit kaum hinterherkomme. „Wir führen wegen Zeitmangel oftmals keine persönlichen Gespräche mehr. Einige Familien müssen wir Monat für Monat vertrösten. Das ärgert nicht nur sie, sondern auch uns“, erzählt die Mitarbeiterin.

Und dann gäbe es auch Fälle, die ganz hinten herunterfallen. „Wenn drei neue Fälle aufploppen, entscheiden wir uns für den, bei dem es – ganz lapidar gesagt – am brenzligsten aussieht“, erklärt die Mitarbeiterin. Rund 1800 Familien in Köln schweben laut der Mitarbeiterin zurzeit „irgendwo im Nirwana“, werden also nicht umfassend betreut.

Auch am Bezirksjugendamt Innenstadt hingen am Montag weiße Fahnen.

Auch am Bezirksjugendamt Innenstadt hingen am Montag weiße Fahnen.

Ein Hauptproblem sei vor allem die „altmodische Hierarchie“ innerhalb der Ämter. Man sei teilweise davon abhängig, dass Anliegen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch weiter nach oben geleitet werden. „In der Vergangenheit wurden auch schon Briefe, die wir geschrieben haben, ausgesiebt, weil die Hierarchie nicht eingehalten wurde“, erzählt die Mitarbeiterin. Und auch die Bindung von Nachwuchskräften sei ein erhebliches Problem: „Viele junge Leute arbeiten hier ein, zwei Jahre und wechseln dann den Job, weil sie sich sagen: ‚Den Stress bei dem Gehalt gebe ich mir nicht länger!‘“

Eine aktuell im Raum stehende Großstadtzulage für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Jugendämter in Köln könne zumindest der erste Schritt in die richtige Richtung sein, um den Job wieder attraktiver zu machen.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ fragte auch bei der Stadt Köln nach. Dort nehme man die Situation rund um die Jugendämter „sehr ernst“. Aktuell werde an verschiedenen Lösungswegen gearbeitet, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. So wurde zum Beispiel das Einstellungsverfahren überarbeitet. Auch geplante Seminare an Hochschulen sollen das Berufsfeld laut der Stadt wieder attraktiver machen.

„Mittels Numerus Clausus muss derzeit die Zahl der Studienanfänger und Studienanfängerinnen limitiert werden, da es mehr Studieninteressierte als –plätze gibt. Hier sollte aus Sicht der Stadt mit einem Ausbau der Studienplätze gegengesteuert werden, um dem Fachkräftemangel in den ASD (Allgemein Sozialer Dienst) bundesweit entgegenzuwirken“, heißt es außerdem.