Warum eine Ortung gestohlener Handys die Polizei oft nicht weiterbringt – und wie Handybesitzer sich schützen können.
Frust bei vielen OpfernMit welchen Methoden die Polizei in Köln Handydiebe jagt
Taschendiebe nutzen Karnevalspartys zurzeit offenbar vermehrt für Straftaten. Betroffen sind Clubs, Kneipen und Hotels. Die Täter mischen sich ins Gedränge, tasten Taschen und Jacken vor allem nach teuren Smartphones ab und hinterlassen in einer einzigen Nacht zahlreiche Opfer.
Nachdem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über den Fall der Kölnerin Jana Zimmermann (Name geändert) berichtet hat, haben sich viele Leserinnen und Leser gemeldet, denen dasselbe widerfahren ist: Sie alle konnten ihre gestohlenen Geräte bis auf wenige Meter genau in einem Mehrfamilienhaus orten, mal in Vingst, mal in Kalk, mal in Höhenberg. Dennoch war die Polizei jeweils machtlos – die Smartphones blieben verschwunden, die Täter wurden nicht gefasst.
Bei vielen Opfern sorgt das für Unverständnis und Frust. Manche gewinnen den Eindruck: Die Polizei tut nichts. Dem widersprechen Kripochef Michael Esser und Martin Lotz, Chef des Streifendienstes. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ legen sie offen, welche Methoden die Polizei anwendet, um die Taten zu klären, wo rechtliche Grenzen sind und wie jeder Handynutzer die Ermittlungen durch technische Tricks unterstützen kann. Beide Ermittler räumen aber auch ein: „Die Polizei muss da in Teilen auch besser werden.“
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Das Hauptproblem: Wird ein gestohlenes Gerät in einer Wohnung oder einem Haus geortet, braucht die Polizei grundsätzlich einen richterlichen Beschluss – außerhalb der Geschäftszeiten und bei Gefahr im Verzug reicht auch eine mündliche Durchsuchungsanordnung des Bereitschaftsstaatsanwalts. „Ist das Ortungssignal eindeutig und lässt sich einer Wohnung zuordnen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir die Anordnung auch bekommen", sagt Kripochef Esser.
Köln: Täter stehlen Handys auf Karnevalspartys in Clubs und Hotels
In manchen Fällen habe man schon Geräte geortet und sichergestellt. In Kalk etwa konnte die Polizei vor zwei Jahren nach mühsamer Ermittlungsarbeit eine Bande von Profidieben zerschlagen. Im Fall von Jana Zimmermann dagegen seien die Polizisten zwar im Haus gewesen, hätten das Signal aber keiner konkreten Wohnung zuordnen können. Eine Durchsuchung schied aus.
Also habe die Kripo weitere Ermittlungen geführt, berichtet Esser. Bilder einer Überwachungskamera aus dem Hotel seien ausgewertet worden, die Tat selbst sei darauf aber nicht zu erkennen gewesen, ebenso wenig polizeibekannte Täter. Alle Bewohner des Hauses in Kalk seien im Polizeicomputer überprüft worden, einschlägig polizeibekannt war niemand. Zivilkräfte hätten den Häuserblock in den Tagen nach dem Diebstahl observiert – ohne Ergebnis.
Darüber hinaus habe die Kripo weitere verdeckte Maßnahmen ergriffen, die Esser und Lotz aber nicht näher bezeichnen wollen, um den Dieben keine Bedienungsanleitung zu geben, wie Polizeisprecher Wolfgang Baldes es ausdrückt. „Wir machen da schon viel“, betont Kripochef Esser. „Die Massenkriminalität zu reduzieren ist ein strategischer Schwerpunkt der Polizei Köln.“ Im Fall von Jana Zimmermann führte bislang dennoch nichts zum Erfolg.
Nutzern von Smartphones empfiehlt die Polizei, die Geräte technisch so einzustellen, dass sie von einem Zweitgerät geortet werden können. Auch sollte auf den Geräten Bluetooth aktiviert sein – über die Funktion „Ton abspielen“ ist es dann mitunter möglich, dem gesuchten Handy einen lauten Ton zu entlocken, um dessen Standort genauer eingrenzen zu können. Dafür muss das gestohlene Handy allerdings angeschaltet sein. Moderne Geräte können so voreingestellt werden, dass Fremde sie nicht ausschalten, nicht einmal in den Flugmodus stellen können. Weitere nützliche Hinweise zum Schutz vor Handydiebstahl und Datenklau geben zum Beispiel die großen Hersteller Apple und Samsung im Internet.
Viele Handynutzer wissen nicht, wie sie ihr gestohlenes Handy orten können, aber auch bei der Polizei gibt es Wissenslücken. Man gebe den Beamtinnen und Beamten daher Handlungsempfehlungen an die Hand, sagt Lotz. „Wer nicht weiß, dass Bluetooth für eine genauere Ortung eingeschaltet sein muss, wird als Standort nur das Mehrfamilienhaus angezeigt bekommen, und damit geht eine Chance verloren, das Gerät sicherzustellen und den Tatverdächtigen noch vor Abschaltung des Telefons zu ermitteln.“ Um alle technischen Möglichkeiten nutzen zu können, „müssen das alle rund 3000 Mitarbeitende im Streifen- und Ermittlungsdienst wissen“, sagen Lotz und Esser. Das ist noch nicht der Fall. „Aber wir sind dabei.“