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Nachbarn ins Koma geprügeltKölner Richter spricht ungewöhnliches Urteil

Lesezeit 2 Minuten
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Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Marc Donay im Kölner Landgericht.

Köln – Mit einem überraschenden Schuldspruch wegen Vollrauschs endete am Freitag im Landgericht der Prozess um einen versuchten Totschlag. Die Staatsanwaltschaft hatte Freispruch und die Einweisung in eine Entziehungsanstalt gefordert. Der 55-jährige Angeklagte hatte im Streit einen Nachbarn in Neuehrengfeld unter Kokaineinfluss mit einer Flasche attackiert. Das Opfer lag danach im Koma.

Den Vollrausch bewusst herbeigeführt

Auch Verteidiger Marc Donay hatte im Plädoyer einen Freispruch für seinen Mandanten gefordert. Auch, weil der Prozess am Ende nicht habe klären können, warum der Angeklagte seinen Nachbarn, der als gewalttätig und provokant beschrieben wurde, tatsächlich attackiert hatte. Der Beschuldigte berief sich auf Erinnerungslücken, das Opfer konnte sich aufgrund seines Zustands nicht äußern.

Richter Jörg Michael Bern ging letztlich davon aus, dass der Angeklagte beim Schlag mit einer Weinflasche zwar nicht zurechnungsfähig gewesen sei, sich durch den Drogenkonsum aber bewusst in eine Lage gebracht habe, die solche Straftaten bedingten. Der Vollrausch ist eben dann strafbar, wenn in dem Zustand schwere Straftaten begangen werden – wie im aktuellen Fall geschehen. Die Tat an sich bewertete das Gericht als schwere Körperverletzung.

Verteidiger kündigt Revision an

Obwohl ein Gutachter dies angeregt hatte, sah das Gericht von einer Einweisung in eine Entziehungsanstalt als eine Art Ersatzhaft ab. Die grundsätzliche Gefährlichkeit sei bei den 55-Jährigen nicht zu bejahen, die besondere Situation am Tattag habe letztlich zu dem Verbrechen geführt. Bern beließ den Angeklagten in Untersuchungshaft, der Verteidiger kündigte Revision an.

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Die Tat: Die Nachbarn sollen sich im Mehrfamilienhaus auf der Methstraße erst lautstark beschimpft haben, wonach sich das Geschehen in die Wohnung des Angeklagten verlagert haben soll. Mehrfach habe der 55-Jährige laut Anklage mit einer Flasche auf den jüngeren Kontrahenten eingeschlagen. Als das Opfer bereits am Boden lag, sollen weitere Schläge und Tritte erfolgt sein.

Fraglich, ob Opfer jemals aus dem Koma erwacht

Das 36-jährige Opfer erlitt schwerste Kopfverletzungen und wird wohl auf Dauer ein Pflegefall bleiben. Eine Polizistin beschrieb den Tatort im Zeugenstand als „Schlachtfeld“. Der Täter hatte den bewusstlosen Nachbarn in einer Blutlache liegen lassen und ihn mit einer Gardine bedeckt. Nachbarn hatten aufgrund des Lärms den Vermieter alarmiert, der wiederum die Polizei.

Eine Polizistin hatte im Zeugenstand geschildert, dass man die Tür kaum aufbekommen habe, da der Schwerverletzte direkt davor gelegen habe. Der blutüberströmte Mann habe geröchelt, Ärzte in der Kölner Uniklinik stellten später Brüche im Gesicht und eine Hirnblutung fest.