„Naked Bike Ride“ am FreitagFahrradfahrer protestieren in Köln in Unterhose
Köln – Er war schon länger angekündigt, nun geht es endlich los: An diesem Freitag, 12. Juli, findet Kölns erster „Naked Bike Ride“ statt. Startpunkt ist um 17 Uhr an der Schaafenstraße/Balduinstraße. Die Aktion soll darauf hinweisen, wie verletzlich und unsicher sich Fahrradfahrer im Straßenverkehr fühlen. Vorbild sind ähnliche Aktionen etwa in Großbritannien, den Niederlanden, Kanada oder Mexiko. Anders als in diesen Ländern darf hierzulande allerdings niemand ganz nackt in die Pedale treten — das verbietet das deutsche Sittenrecht.
Ansonsten sind der Phantasie allerdings keine Grenzen gesetzt, wie eine kurze Demo-Fahrt rund um den Ebertplatz im Mai gezeigt hat: Freie Oberkörper und Shorts bei den Männern, umgeschnallte künstliche Brüste und Perücken bei den Damen. So drehten damals rund 15 Personen einige Runden um den Brunnen.
Als Veranstalter tritt ein Bündnis mehrerer Organisationen auf. Dazu zählen die Vereine Radkomm und Agora, der Nikolaus-Gülich-Fonds der Kölner Grünen und die Wählervereinigung Deine Freunde. Ihr Aufruf zur Teilnahme richtet sich an „Jung und Alt, Dick und Dünn, Männer und Frauen und was Du halt bist“. Und so stellen sich die Organisatoren die Kolonne vor: „Nackt, verkleidet, schrill und bunt.“ Der Dresscode lässt den Demonstrierenden jedenfalls alle Freiheiten: „Soviel Textil wie Du magst.“
Rücksicht auf schwache Verkehrsteilnehmer
„Überall auf der Welt radeln Menschen jedes Jahr unter dem Motto »Naked Bike Ride« durch große Metropolen – nackt, verkleidet, schrill und bunt“, sagte Ute Symanski, Vorstandsvorsitzende des Vereins „Radkomm“.
„Die vorhandenen Flächen in Großstädten wie Köln sind nicht zu gering, sie müssten nur gerecht und zeitgemäß verteilt werden“, führt Symanski aus. Dass Stadt- und Straßenplanung stärker auf die Bedürfnisse von Radlern und andere „schwache Verkehrsteilnehmer“ zugeschnitten werden kann und muss, hätten die politisch Verantwortlichen zwar inzwischen verstanden, umgesetzt würden jedoch zu wenig entsprechende Maßnahmen.
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„Die Zahl der Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen nimmt zu, auch in Köln sind im vergangenen Jahr acht Fahrradfahrer ums Leben gekommen“, mahnt Arndt Klocke, Fraktionsvorsitzender und Sprecher für Verkehrspolitik der Grünen in der Landtagsfraktion NRW, der auch an der Aktion am Ebertplatz teilnahm. Der „Naked Bike Ride“ sei ein Versuch, „mit Spaß und Lebensfreude auf das ernste Thema“ aufmerksam zu machen.
Die Nacktheit sei dabei symbolisch für die Verletzlichkeit der Fahrradfahrer im Verkehr zu verstehen. In Berlin kamen 2018 Hunderte Menschen zu der Aktion, Symanski und Klocke hoffen, dass auch beim ersten „Cologne Naked Bike Ride“ am Freitag, 12. Juli.