St. Andreas in KölnWeitere Kirchenfenster gestaltet – Künstler Lüpertz Corona-positiv
Köln – Alte katholische Kirchen sind wie Bilderbücher. Würden alle Schnitzfiguren, Wandmalereien und Altarbilder ihre Bibel- und Heiligengeschichten laut erzählen, zur stillen Einkehr bräuchte es schon sehr viel Konzentration, und das gesprochene Kanzelwort hätte wohl Mühe sich durchzusetzen.
In St. Andreas hat sich seit den 90er Jahren ein moderner Erzähler zum alten Meister Tilman und Bartholomäus Bryn gesellt.
Markus Lüpertz erzählt hier auf wandhohen Glasfenstern vom Leidensweg Christi, vom Martyrium der alttestamentlichen Makkabäer und vom großen Gelehrten Albertus Magnus, der in der Krypta der romanischen Kirche seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Nun sind zwei weitere Geschichten im nördlichen Langhaus hinzugekommen: das Porträt von Josef, dem Zimmermann, und die Szene von der Taufe Jesu im Jordan. Allerdings soll der Betrachter Porträt und Szene selbst entdecken, denn der abstrakte Zeichenstil des Künstlers erinnert an Kinderbilder: bunt, krakelig, bewegt.
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Wie ein Lappenclown mit roten Schuhen steht Josef da. Die große blaue Säge, die er in der roten Handwerkerpranke hält, ist immerhin als berufstypisches Merkmal leicht erkennbar.
Johannes im zotteligen Kamelhaargewand überschüttet Jesus mit einer Handvoll Wasser. Das ist beinahe comichaft skizziert. Gott Vater darüber hat himmelblaue Augen. „Kunst muss nicht gefallen“, erklärt Lüpertz gerne, „mit Kunst muss man sich auseinandersetzen."
Leider konnte der Künstler sich am Montagnachmittag nicht selbst zu Entwurf, zur eigenen Farbsymbolik und Gestaltung erklären. Der 80-jährige Lüpertz wurde positiv auf Corona getestet und ließ sich kurzfristig entschuldigen. So vertröstete Helmut Haumann, Vorsitzender des Fördervereins Romanische Kirchen, auf einen Termin kurz nach Ostern. Dann wolle Lüpertz ein weiteres seiner Kirchenfenster vorstellen.
Haumann erinnerte daran, dass Lüpertz bis 2010 bereits zwölf Fenster gestaltete, im südlichen Makkabäerchor und im nördlichen Marienchor. Die Fenster kosteten damals über 1.000.000 Euro, die durch viele Spenden über den Förderverein als Projektträger finanziert wurden. Bis Ostern 2023 sollen auch die noch fehlenden acht Fenster - ein Marienzyklus im südlichen Langhaus - eingebaut sein, wünscht sich Haumann die Fertigstellung seines „Leuchtturmprojektes“ doch noch in seiner Amtszeit.
Lüpertz‘sche Elementarfarben
„Kirchenfenster sind wie ein Tor zum Himmel", erklärte Lüpertz einmal. Der Lüpertz’sche Himmel jedenfalls leuchtet in allen Farben warm und kräftig. Seine Fenster schließen das Langhaus von Mal zu Mal zu einem intimen Innenraum, der das Treiben draußen hinter Geschichten vergessen macht. Noch fällt grelles Tageslicht durch die farblosen Notfenster der Nachkriegszeit ins südliche Langhaus. Zu großen Teilen aber leuchtet die Kirche bereits in den quicklebendigen Lüpertz‘schen Elementarfarben.
Haumann betonte, dass Lüpertz bei der Gestaltung völlige Freiheit habe. Begleitet werde er von Theologen, die gegebenenfalls inhaltliche Zusammenhänge und theologische Gesichtspunkte einbringen. Wie bei allen vorhergehenden Fenstern realisierte die Werkstatt Derix in Taunusstein die Entwürfe.
Das nächstes Fenster werde von Ostern an dann auch die Geschichte des Himmlischen Jerusalem erzählen. Bis dahin wünscht Haumann weiter die Unterstützung der Spender. Lüpertz käme dem Förderverein finanziell sehr entgegen, aber der brauche weiter die Unterstützung der Kirchengemeinden und der Kunstfreunde.