Ehemaliger TreffpunktGedenktafeln im Volksgarten erinnern an Kölner Edelweißpiraten
Köln – Es war die letzte Amtshandlung, die Werner Jung, der nun in den Ruhestand geht, als Direktor des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln vornahm: Am Freitag stellte er zusammen mit Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, im Volksgarten zwei stählerne Stelen mit Gedenktafeln vor, die an die Edelweißpiraten und -piratinnen erinnern. Die Stelen, die jeweils mit einem umfangreichen Text informieren und mehrere Schwarzweiß-Fotos zeigen, stehen an Eingängen zum Rosengarten am Fort Paul.
Volksgarten war ein Treffpunkt der Edelweißpiraten
„Edelweißpiraten“ wurden sogenannte unangepasste Jugendliche im Dritten Reich genannt. Ihr wichtigster Treffpunkt in Köln war während der gesamten NS-Zeit der Volksgarten. Hier trafen sie sich unter der Woche in Gruppen, während die Wochenenden für gemeinsame Fahrten und Wanderungen ins Umland reserviert waren.
„Die aktivste dieser Gruppen fand sich in den Jahren 1941/42 zusammen, als sich im Volksgarten oft bis zu 200 Edelweißpiratinnen und -priraten trafen, um hier abseits von Kriegsalltag und Drill selbstbestimmt die ihnen verbliebene Freizeit zu verbringen“, ist auf den identischen Tafeln zu lesen.
„Dieser innerstädtische Ort entsprach in besonderer Weise dem Lebensgefühl der unangepassten Jugendlichen. Hier konnten sie ihre Naturverbundenheit leben und ihre Lieder singen, womit sie ihren Drang nach Unabhängigkeit zum Ausdruck brachten. Damit standen sie in hartem Kontrast zum NS-Regime und provozierten insbesondere die Hitlerjugend, die Großveranstaltungen und vormilitärische Erziehung propagierte“.
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Am 4. Dezember 1942 verhaftete die Gestapo rund 40 Jugendliche in der Nähe des Rosengartens im Rahmen einer Razzia in einer Gaststätte am Eifelplatz. Sie wurden im El-De-Haus, dem Sitz der Kölner Gestapo, verhört und misshandelt und danach für einige Wochen in Brauweiler inhaftiert. Weitaus bekannter ist in der Öffentlichkeit, dass die Nazis im November 1944 in Ehrenfeld 13 Menschen, darunter sechs Edelweißpiraten, ohne Gerichtsverfahren öffentlich hinrichteten.
Umso wichtiger sei es, mit den Tafeln daran zu erinnern, dass der größte Treffpunkt der Edelweißpiraten die Parkanlage in der Innenstadt gewesen sei, sagte Jung. Bei den Südstadt-Rundgängen, die das NS-Dok anbietet, könnten die Stelen künftig einbezogen werden. Hupke würdigte sie als Beitrag zur Besinnung auf die Geschichte. Herbert „Flönz“ Schmidt trug Lieder vor, die die Edelweißpiraten bei ihren Treffen sangen.
Die Aufstellung der Stelen geht auf einen Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt zurück. Finanziert wurden sie aus Stadtverschönerungsmitteln des Stadtbezirks.