Das Literatur-Event „Unruly Readings“ setzt in der Orangerie auf unkonventionelle Formen der Textvermittlung.
„Im Fokus steht immer das Lesen“<br>Neue Reihe „Unruly Readings“ startet im Orangerie Theater
Während einer Lesung bewegen sich zumeist die Figuren in den Werken, das Publikum dagegen hört andächtig zu oder reflektiert Passagen durch vereinzelte Regungen. Im Zuge der neuen Lesereihe „Unruly Readings“ am Orangerie Theater soll sich die Dramaturgie des klassischen literarischen Vortrags ändern. Mittels unerwarteter Elemente zielt das von Michaela Predeick, Son Lewandowski und Katharina Stahlhofen entwickelte Format auf den verstärkten Austausch zwischen Künstlerinnen und Künstlern sowie dem Publikum.
Literarischen Mehrwert kreieren
„Wir sind an neuen Formen der Literatur und deren Präsentation interessiert. Deshalb laden wir Autorinnen und Autoren ein, die mit ihren Arbeiten über konventionelle Lesungen hinausgehen“, sagt Predeick. Die klassische Szenerie mit Tisch, Stuhl, Wasserglas und einer Lampe solle damit nicht abgewertet werden. Man wolle sich jedoch für andere Darbietungsmöglichkeiten öffnen und einen literarischen Mehrwert kreieren, erklärt die Mitorganisatorin.
So seien der Einsatz digitaler Loop-Maschinen – die dann die Klänge in Endlosschleifen wiederholen – oder die begleitende Einspielung von Videos nur zwei von vielen Varianten der performativen Lesungen. Das Programm beinhaltet etablierte, aber auch bisher unbekannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
Erstes Leitthema Widerspenstige Körper
Die Literaturreihe startet am 11. August mit dem Leitthema „Widerspenstige Körper“. Als Gäste begrüßen die Veranstalterinnen und Veranstalter unter anderem das Baseler-Berliner Duo Ralph Tharayil und Norwin Tharayil sowie Maria Babusch aus Köln, die ihr Essay „Hacker auf Estradiol“ vorstellt. Die sonntäglichen Fortsetzungen finden am 8. September unter dem Slogan „Widerspenstige Natur“ und am 13. Oktober („Widerspenstige Bühnen“) statt. Weitere Termine sind für 2025 vorgesehen.
Trotz des Hangs zum Experimentellen verspricht Predeick die Konzentration auf das Wesentliche: „Im Fokus steht immer das Lesen. Es treten keine Schauspielerinnen und Schauspieler auf.“ Um den zwischenmenschlichen Austausch zu stärken, gehört zu jeder Veranstaltung ein gemeinsames Essen.
Mehrere kleine Festivals
Den Charakter der bis zu vierstündigen Events beschreibt die Initiatorin als kleine Festivals. „Es ist kein Durchsitzen. Wir bespielen das gesamte Gelände der Orangerie“, sagt Michaela Breidick. Neben dem Orangerie Theater konnten mit dem Literaturhaus Köln, dem Graduiertenkolleg der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) sowie der Studiobühne Köln namhafte Kooperationspartner für das Projekt gewonnen werden. Fördergelder erhielt das Konzept vom städtischen Kulturamt, der Kunststiftung NRW und der Rhein-Energie-Stiftung.
„Unruly Readings“, Teil 1: „Widerspenstige Körper“, Sonntag, 11. August 17 bis 21 Uhr, unter anderem mit Ralph & Norwin Tharayil (Basel/Berlin), Maria Babusch (Köln), Orangerie Theater Köln, Volksgartenstraße 25, 50667 Köln, Tickets: 15 Euro (7 Euro ermäßigt), www.orangerie-theater.de