Satirischer WochenrückblickMehr Ruhe im Schwinger-Club des Kölner Doms
- Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
- In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
- Warum Köln-Tourismus künftig mehr auf die Herzlichkeit der Kölschen setzen will.
Köln – In Kölle ze Hus. Dieser Slogan soll die Touristen nach der Corona-Delle wieder in Scharen locken. At home in Cologne. Das sei das Resultat zahlreicher Workshops, an deren Ende man zu der Erkenntnis gelangt sei, dass Kölns Markenzeichen nicht der Dom, sondern die offene Herzlichkeit der Kölner ist. Sagt der Tourismus-Chef. Brauhäuser, Karneval, Veedel. So sind wir. Dafür werden wir von der ganzen Welt beneidet. Glauben wir zumindest.
Deshalb drehen wir Videoclips, in denen Brauhäuser, Karneval und Veedel vorkommen. Und werben in Berlin mit einem riesigen Wandbild, das den Dom, den Geißbock, den Hai und eine Unterhose in Regenbogenfarben zeigt. Plus Alaaf und Et kütt wie es kütt. Einmal mit allem. Wie man an der Dönerbude sagt.
Der Versuch, ein schales Kölsch aufzuschäumen
Das ist irgendwie der Versuch, ein schales Kölsch wieder aufzuschäumen. Hand auf die Stange umstülpen, fertig. Und dann ganz schnell servieren. Bevor der Schaum futsch ist. Warum bloß müssen wir allen immer wieder versichern, wie geil Kölle ist?
Sogar der Barba, der Barbarossaplatz, der das Jungvolk in Scharen anzieht, seit Querbeat einmal über ihn geblasen hat. Hören will das keiner und die schönen Geschichten, die wir zu bieten haben, gehen vor lauter offener Herzlichkeit unter. Da können sie noch so gut erzählt sein.
„Dicke Pitter“ reduziert seine Arbeitszeit
Zum Beispiel die vom „Dicken Pitter“. Die weltberühmte Petersglocke im Dom aus dem Jahr 1923 reduziert ihre Arbeitszeit. Künftig wird die tontiefste freischwingende Glocke der Welt sich nur noch an acht Tagen im Jahr in Bewegung setzen. Bisher waren es elf. An Fronleichnam, Allerheiligen und in der Neujahrsnacht will sie schweigen. Und sich an den anderen Tagen kürzer fassen.
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Das kann der Pitter sich mit fast 100 Jahren als Spitzenklöppler des Schwinger-Clubs im Glocken-Gestühl erlauben, ohne seine Feiertagszuschläge zu riskieren. Weil er ein Attest des Europäischen Kompetenzzentrums für Glocken besitzt. Das bescheinigt ihm, seit 1952 an einer Vorerkrankung zu leiden. Ein Riss durchzieht seinen 240 Tonnen schweren Klangkörper, der schon zweimal geschweißt werden musste.
Liebesschlösser auf der Hohenzollernbrücke
Seinen Klöppel hat der Ärmste auch schon mal verloren. Am Dreikönigstag 2011 war das gute Stück beim Läuten gebrochen und zu Boden gegangen. Noch im gleichen Jahr – im Dezember - wurde es durch einen neuen ersetzt, der deutlich leichter ist, nur 200 statt 800 Kilo auf die Waage bringt. Das muss man doch alles erstmal verkraften.
Für Altersteilzeit fühlt sich der „Dicke Pitter“ einfach noch zu jung. Im Gegenteil. Man soll noch lange von ihm hören. In Köln, jener Stadt, über amerikanische Touristik-Experten mal despektierlich verlauten ließen, dass sie eine One-Stop-City sei. Und die damit vermutlich die Liebesschlösser auf der Hohenzollernbrücke meinten.
Die wissen halt nicht, wo die Glocken hängen.