Satirischer WochenrückblickKölner verordnen sich eine Heimgangssperre
- Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
- In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
- Warum die Kölner sich eine Heimgangssperre verordnet haben
Köln – Mein Gott! Bei all den wiedergewonnenen Freiheiten weiß man ja gar nicht, was man zuerst machen soll. Bei strahlendem Sonnenschein wieder in die Muckibude gehen? Meine öffnet am Sonntag und ich freue mich drauf, auch wenn mir klar ist, dass ich beim Bankdrücken schon mit dem Eigengewicht der Stange werde kämpfen müssen. Ganz ohne Scheiben. Es wird mir nicht peinlich sein.
Bei meinem Lieblingsitaliener – nein, ich verrate nicht, wer das ist – soll einer der Stammkunden erst vor lauter Freude die Speisekarte geküsst, anschließend ein paar Freudentränchen und gegrillte Sardinen mit frischem Baguette verdrückt haben. In Begleitung eines kühlen Grauburgunders.
Erzählt man sich im Veedel genauso wie die Geschichte des Flaschensammlers, der nach den Erfahrungen am Abend vor Fronleichnam darüber nachdenkt, sich einen zweiten Einkaufswagen zuzulegen, falls sich irgendwo auf seiner Sammelroute zufällig ein abgestelltes Exemplar finden sollte.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Geschichte eines Wirtes, der am gleichen Abend den Versuch unternommen hat, mit jedem seiner Stammgäste mindestens ein Kölsch zu trinken, erzählt man sich auch. Wie das Experiment ausgegangen ist? Zumindest war der Laden am nächsten Tag wieder geöffnet. Es scheint also keinen plötzlichen Wirtdown gegeben zu haben.
Belegt hingegen ist die Geschichte eines Kehrmännchens, das am Rheinufer zwischen Hohenzollernbrücke und Bastei morgens um sieben fröhlich pfeifend die von Partyresten überquellenden Mülleimer geleert und damit die ersten Jogger erfreut hat.
Ja. Es sind magische Momente, die wir derzeit erleben dürfen. Es gibt ein Grundrecht auf Milchkaffee aus der großen Porzellantasse mit einem kleinen Kuchenstückchen am Tellerrand. Und die Kölner haben sich spontan eine Heimgangssperre verordnet und alle Hunde, die wochenlang nach 21 Uhr mit Herrchen oder Frauchen zwangsgassigehen mussten, liegen endlich wieder faul unterm Biergarten-Klapptisch und warten nur darauf, dass ein Hämchen-Häppchen auf sie herabfallen möge.
Und so wie es aussieht, könnte das Riesenrad, das sich am heutigen Samstag am Zoo nach dem Umzug vom Schokomuseum in Bewegung setzen wird, alle Kölner, die aktuell noch mit diesem kleinen Dreckskerl namens Covid-19 zu kämpfen haben, in nur drei Fahrten aufnehmen und das Gefühl vermitteln, dass es auch mit ihnen bald wieder aufwärts gehen wird.