- Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
- In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
- Diesmal geht um die Frage, warum Köln eine Abnutzungs- und Verschandelungsgebühr braucht
Köln – Sollten Sie zu den Glücklichen gehören, die von der Ausgangssperre nicht betroffen sind, weil sie sich ihre Bürgerrechte zurückerimpfen konnten, genießen Sie den Augenblick. Diese Weite, diese Leere, diesen Freilauf. Das wird nicht so bleiben. Sobald die Pandemie vorbei ist, werden wir alle wieder spüren, dass wir in einer Kleinstadt leben. Oder besser: in einer Zukleinstadt.
Wenn wir beim Grillen am Aachener Weiher mit nackten Füßen durch die Rest-Asche des Nachbargrills trampeln und uns zwischen Büdchen, Kneipen und Imbissbuden am Brüsseler Platz über die ach so spießigen Anwohner ärgern.
Dabei wollen die einfach nur mal ihre Ruhe haben, werden in ihrem Hipster-Viertel wie alle anderen Kölner aber künftig saftige Anwohner-Parkgebühren zahlen müssen, die nach der Größe ihres Autos berechnet werden. Da kann so ein Fluchtfahrzeug mit Campingausrüstung, mit dem sie am Wochenende ins Bergische Land oder die Eifel abhauen, schon mal 1000 Euro im Jahr kosten. So viele Pfandflaschen, die am Brüsseler Platz rumliegen, kann man gar nicht sammeln.
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Aber vielleicht ist das ja die Lösung. Die Zukleinstadt Köln führt eine Abnutzungsgebühr ein. Bei Fußgängern – pardon, bei zu Fuß gehenden – nach Schuhgröße und Gewicht, bei Radfahrern nach Reifenbreite und Pfahlumfang, der beim Anschließen des Pedelecs mit einer App automatisch berechnet wird. Die Autofahrer hätten wir ja schon.
Sondernutzungen kosten extra. Wer unbedingt auf dem Bahnhofsvorplatz oder der Domplatte mit dem Lkw rumfahren will, weil ihm die Trankgasse für die Anlieferung von Baumaterial einfach zu dunkel ist. Gern. Gegen eine Verschandelungsgebühr ist auch das künftig ohne großen Verwaltungsaufwand möglich.
Schließlich schreitet die Digitalisierung bei der Stadtverwaltung in großen Schritten voran. Jede Pfandflasche, die ein Anwohner auf den Partymeilen künftig aufhebt und beim Büdchen abgibt, wird mit der Abnutzungsgebühr verrechnet.
Das System ist dermaßen simpel und lässt sich immer wieder nachjustieren. Das ist wegen der komplizierten Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat von enormer Bedeutung. Nur bei den Hochhäusern, in denen sich viele Menschen auf geringer Grundfläche aufhalten könnten, kennt die Zukleinstadt Köln kein Pardon. Bei 67 Metern ist Schluss. Kölle will zwar immer hoch hinaus, aber keineswegs am Himmel kratzen.