Satirischer WochenrückblickWarum Köln die Zwangsehe einführt
- Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
- In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche” verarbeitet er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch.
- Diesmal geht es um die Frage, warum Köln die Zwangsehe einführen will.
Köln – Die überraschendste Nachricht der Woche wäre um ein Haar untergegangen. Aber sie stimmt. Köln führt die Zwangsehe ein. Als erste Stadt des christlichen Kulturkreises seit dem Mittelalter. Natürlich nicht mehr ganz so brutal wie früher. Eheschließungen gegen den Willen eines oder beider Heiratender wird es natürlich nicht geben. Eheschließungen gegen den Willen des Standesbeamten schon.
Aber nur samstags. Das ist der Tag, an dem Brautpaare seit geraumer Zeit nicht mehr heiraten können, weil die Standesbeamten keine unbezahlten Überstunden mehr leisten wollten, um dann auch noch außerhalb ihrer gewohnten Umgebung in Event-Locations wie der Wolkenburg oder der Severinstorburg Trauungen vornehmen zu müssen.
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Damit dürfte jetzt Schluss sein. Die Stadt wird die reguläre Wochenarbeitszeit von 41 Stunden auf sechs Tage ausweiten und damit samstägliche Eheschließungen gegen den Willen der Standesbeamten möglich machen. Das könnte interessant werden.
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Drum prüfe wer sich ewig bindet, ob sich auch ein Beamter findet. Hat das Brautpaar diese Hürde genommen, wird Köln die einzige Stadt auf der Welt sein, in der es das dreifache Ja-Wort gibt. Angelehnt an die Inthronisation des Dreigestirns.
Darf man den Standesbeamten küssen?
Den üblichen Fragen des Standesbeamten nach dem Jawort an die Brautleute schließt sich künftig die dritte Frage des Brautpaares an den Staatsdiener an: „Wollen Sie, Standesbeamter Schmitz, unsere Eheschließung an einem Samstag beurkunden, so antworten Sie bitte mit Ja.“
Ungeklärt ist die Frage, ob die Brautleute den Standesbeamten oder die Standesbeamtin anschließend küssen dürfen. Und falls ja, wer wen und in welcher Reihenfolge. Damit das nicht in wilde Knutscherei ausartet. Natürlich erst nach der Pandemie.
Keinesfalls jedoch dürfen die Brautleute dem Beamten vor lauter Dankbarkeit für den Wochenendeinsatz auch einen Ring an den Finger stecken. Mit einer hübschen Gravur. „Samstags von Herrn Schmitz getraut. Es danken Bräutigam und Braut.“ Das wäre zumindest ein geldwerter Vorteil und könnte sogar als Bestechungsversuch gewertet werden.
Losverfahren mit Brautstrauß-Wurf
Ob das tatsächlich alles so kommt, ist noch nicht sicher. Fest steht nur: Kölns Oberbürgermeisterin ist entschlossen, die Samstags-Hochzeiten wieder möglich zu machen. Als Alternative steht ein Losverfahren zur Debatte. Freitags treffen sich alle Standesbeamtinnen und Beamte der Stadt Köln vor Dienstschluss in der Rentkammer und Henriette Reker wirft den Brautstrauß der Woche mit dem Rücken zur Beamtenschar in die Menge. Wer ihn fängt, muss samstags ran.
Das könnte eine Variante eines früher beliebten Verwaltungsspiels werden, das sich Beamten-Mikado nannte und natürlich längst ausgestorben ist: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.