Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Innenminister Herbert Reul äußern sich zum Weggang Schnabels.
Falk Schnabel geht nach HamburgKölner Polizeipräsident nennt persönliche Gründe für überraschenden Wechsel
Sichtlich überrascht reagierte Falk Schnabel, als der „Kölner Stadt-Anzeiger“ den 54-Jährigen im April vorigen Jahres im ersten Interview nach seinem Amtsantritt nicht nur nach Einsatzkonzepten fragte, sondern auch nach seiner Lieblingsserie bei Amazon Prime. Irritiert blickte Schnabel seinen Pressesprecher an: Ob die Menschen in Köln denn wirklich wissen wollen, was ein Polizeipräsident im Fernsehen guckt?
In den folgenden Monaten hat der Vater zweier Kinder, der aus dem vergleichsweise beschaulichen Münster nach Köln gewechselt war, dann selbst erlebt, dass ein Polizeipräsident in dieser Stadt viel mehr ist als nur der Leiter einer Behörde. Er ist eine Person des öffentlichen Lebens, wird zu gesellschaftlichen Anlässen eingeladen, er sollte sich im Karneval auskennen, ein bisschen Fußballbegeisterung schadet auch nicht, kurz: „In Köln kommt erst die OB, dann Zugleiter und FC-Trainer, und dann der Polizeipräsident.“ So ungefähr soll ein Journalist Falk Schnabel das mal erklärt haben.
Köln: Schnabel wird in Hamburg Chef von fast 11.000 Polizisten
Mittlerweile sind 15 Monate vergangen, Schnabel ist gerade erst richtig in der Stadt angekommen, und nun ist er auch schon fast wieder weg. Im Oktober soll er in Hamburg die Nachfolge des scheidenden Polizeipräsidenten Ralf Martin Meyer (63) antreten, der sich in den Ruhestand verabschiedet.
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„Die Entscheidung für einen Wechsel nach so kurzer Zeit im Rheinland hat ausschließlich persönliche Gründe und ist mir nicht leichtgefallen“, sagte Schnabel. „Es ist eine Entscheidung für Hamburg, nicht gegen Köln.“ Für Abschiedsworte sei es aber noch zu früh. „Ich habe noch etwa drei Monate Zeit, in denen ich mit vollem Engagement und ganzem Herzen für die Polizei Köln und die Menschen in unserer Stadtregion da sein werde.“ Schnabel wird in Hamburg Chef von ungefähr 11.000 Beamtinnen und Beamten, doppelt so viele wie in Köln. Nebenbei ist der Posten im Stadtstaat eine Besoldungsstufe höher dotiert.
Für die meisten der 5000 Beamtinnen und Beamten der Kölner Polizei kam die Nachricht am Mittwochvormittag wie aus heiterem Himmel. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll der Hamburger Innensenator schon vor Monaten eine Agentur damit beauftragt haben, einen Nachfolger für Meyer zu finden. Schnell stießen die Experten auf Schnabel. Als ehemaliger Leitender Oberstaatsanwalt, Ministerialrat in zwei NRW-Ministerien und zuletzt Polizeipräsident von Münster und Köln erfüllt der Jurist perfekt das Anforderungsprofil.
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) bedauert den Weggang und spricht von einem „großen Gewinn“ für Hamburg. Sie habe Falk Schnabel vom ersten Tag an als „verlässlichen Partner“ erlebt, der nie über Zuständigkeiten diskutiert, sondern sich stattdessen immer darauf fokussiert habe, bestehende Herausforderungen Seite an Seite mit der Stadt Köln anzugehen. „Das gilt für die negativen Begleiterscheinungen des Karnevals ebenso wie für die Situation am Neumarkt, aber auch für gemeinsame Kampagnen gegen Gewalt und Extremismus.“
In seinen 15 Monaten in Köln hat Schnabel unter anderem an das erfolgreiche Präsenzkonzept seiner Vorgänger Uwe Jacob und Jürgen Mathies angeknüpft: Viel Polizei an Brennpunkten erhöht das Sicherheitsgefühl. Viele eigene, neue und tiefgreifende Impulse konnte er in der kurzen Zeit nicht setzen. Enge Mitarbeiter schätzen Schnabels verbindliche, freundliche Art. Er sei „nah an den Kollegen dran“, immer ansprechbar, heißt es etwa aus der Hundertschaft. Einer, der drängende Probleme entschlossen angehe.
Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) äußert sein Bedauern. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte der Minister, mit Schnabel verlasse „ein kluger und innovativer Kopf“ die Kölner Polizei. „Es spricht auch für die Qualität unserer polizeilichen Spitzenkräfte, wenn die Hamburger Kollegen hier in Nordrhein-Westfalen fündig werden.“
Wer in Köln auf Falk Schnabel folgen wird, ist noch völlig offen. In Polizeikreisen machen schon die ersten Namen möglicher Kandidaten die Runde, bislang sind diese Überlegungen aber reine Spekulation.
Und für die, die es wissen wollen, sei noch gesagt: Falk Schnabels Lieblingsserie auf Amazon Prime ist „The Marvelous Mrs. Maisel.“