„Jetzt bist du tot“Psychisch kranker Kölner soll seine Mutter vergewaltigt haben
Köln – Sie muss es geahnt haben: Als Aylin S. (Name geändert) zu Bett ging, hatte sie ihr Schlafzimmer abgeschlossen und sich zusätzlich verbarikadiert: den Koffer unter die Türklinke geklemmt, als zusätzliche Sicherung einen Wäscheständer davor platziert.
Doch es half alles nichts: ihr psychisch schwerst kranker Sohn Adnan (38) stand Stunden nach Mitternacht plötzlich nackt vor ihr, nachdem er mit aller Kraft sämtliche Hindernisse beseitigt hatte. Alles Flehen und Bitten, doch von ihr abzulassen, war vergeblich: Adnan S. vergewaltigte seine Mutter und sagte anschließend zu ihr: „Jetzt bist du tot.“ Den an Wahnvorstellungen leidenden Sohn hatte die Mutter erst einen Tag zuvor wieder in ihre Wohnung gelassen.
Beschuldigter demnächst in Köln vor Gericht
Demnächst wird dem psychisch kranken Beschuldigten der Prozess gemacht. Die Frage, ob er auf Dauer zwangsweise untergebracht werden muss, scheint eher rhetorischer Natur, wirft man einen Blick in seine Krankenakte.
Adnan S. erkrankte 2005 an Schizophrenie. 2008 ging er mit einer Bohrmaschine auf die Mutter los, hielt dabei ein Foto in die Höhe, darauf war die gesamte Familie zu sehen. „Ich bringe alle um“, hatte S. dabei gedroht. Damals gelang der Mutter die Flucht aus der Wohnung, der Sohn wurde zunächst zwangseingewiesen und eine Zeit lang stationär behandelt, dann medikamentös eingestellt und wieder entlassen.
Sein Zustand besserte sich nicht
Doch sein Zustand besserte sich nicht. Ein Jahr später ging er mit einem Messer auf seine Mutter los. Ein gesetzlicher Betreuer wurde ihm zur Seite gestellt. Auch Fremde gerieten als Opfer in seinen Fokus.
Das könnte Sie auch interessieren:
Mal bewarf er auf der Straße eine Gruppe Karnevalsjecke mit Steinen, ein anderes Mal beschädigte er ein am Straßenrand geparktes Auto. Sein Verhalten sowohl gegenüber der Familie als auch seinem Umfeld wurde zunehmend aggressiver und bedrohlicher.
Mutter zögerte, die Vergewaltigung anzuzeigen
Die Mutter hatte zunächst gezögert, die Vergewaltigung anzuzeigen, weil sie es nicht übers Herz brachte, den eigenen Sohn der Justiz auszuliefern. Doch die Vernunft siegte, den kranken Sohn entsprechend untergebracht zu wissen, bevor er sich noch zu Schlimmerem würde hinreißen lassen.
In den letzten Jahren hatte sich der Zustand des Beschuldigten stetig verschlechtert. Zumal er bei seinem Psychiater die Depotspritze verweigert hatte und auf Medikamente umstellen wollte, die er anscheinend nicht nahm. Zuletzt waren auch vernünftige Gespräche nicht mehr möglich, zu sehr war S. in seiner eigenen, kranken Welt angekommen, mangelnde Einsichtsfähigkeit und Realitätsverlust machten sich immer mehr breit.
Wiederholungsgefahr sei nicht auszuschließen
Ob sich der Gesundheitszustand des 38-Jährigen jemals wieder bessert und ein Leben in Freiheit möglich ist, scheint zweifelhaft. Jetzt müssen die Richter entscheiden, die Expertise der Gutachter ist jedenfalls eindeutig: eine Wiederholungsgefahr sei nicht auszuschließen, heißt es darin, die folgerichtige Konsequenz lautet daher: zwangsweise Unterbringung.
Der Prozess vor dem Landgericht wird voraussichtlich Mitte Dezember beginnen. Zunächst sind sechs Verhandlungstage geplant, wie das Gericht mitteilte. Alles sieht danach aus, dass zum Schutz der Intimsphäre aller Beteiligten lediglich die Anklage öffentlich verlesen wird, ansonsten wird hinter verschlossenen Türen verhandelt.