Ringe verlorenAufruf in Kölner Facebook-Gruppe rettet Hochzeitstag
Köln – Fast wäre der Hochzeitstag in einem Desaster geendet. Denn als Birgit Mundorf und Denys Temmerman aus Köln-Sülz am Freitagmittag für ihre Hochzeit im Standesamt des Historischen Rathauses in Köln ankamen, fehlten gleich zwei essentielle Dinge für die Zeremonie: Ringe und Brautstrauß waren verschwunden.
Die Trauzeugen Stefan, der Sohn des Bräutigams, und Dominik, der Sohn der Braut, hatten die Ringe und Blumen auf das Autodach gelegt, um vor dem Einsteigen ihre Sakkos auszuziehen. In der Aufregung fuhren die Männer los, Ringe und Blumen gingen verloren.
Als die Braut freudestrahlend das Rathaus erreichte, wurde die 50-Jährige bereits von den drei Männern erwartet, die ihr betrübt den Schlamassel schilderten. Birgit Mundorf aber wollte sich den wichtigen Tag nicht vermiesen lassen: „Ist egal, das sind nur materielle Dinge“, antwortete die Kölnerin ihrem Mann und den beiden Söhnen aufmunternd: „Hauptsache ihr seid da!“
Freundin der Braut bastelt Ringe
Damit bei der Trauung schließlich trotzdem Ringe angesteckt werden konnten, hatte eine Freundin eine findige Idee: Aus weißen Pfeifenreinigern bastelte sie zwei improvisierte Ringe, einen mit und einen ohne Schleife. „So etwas hatte die Standesbeamtin noch nicht erlebt“, erzählt Birgit Mundorf einen Tag später dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Telefon. Auch ohne echte Ringe und Blumen sei die Trauung wunderschön gewesen, sagt Mundorf. Es wurde viel gelacht und geweint. Anschließend ging es für einige Fotos zunächst zum Kölner Dom. „Bis zu diesem Zeitpunkt dachten wir, dass wir die Ringe sowieso nicht wiederbekommen“, erinnert sich Mundorf. Bis sie zur Hochzeitsfeier ins Strandhaus am Heider Bergsee in Brühl kamen und dort auf ihre Freundin Natascha Mielke traf.
Diese hatte kurz zuvor in der geschlossenen Kölner Facebookgruppe „NETZ-WERK Köln“ ein Bild mit Trauringen gesehen. „Gefunden in Wahnheide / Lind. Wer vermisst diese Ringe??? Sag mir welche Namen und welches Datum innen eingraviert ist, damit ich weiß, dass sie dir gehören….“, steht darunter. Da waren sie also plötzlich wieder, die Ringe. In kurzer Zeit sammelte der Post mehrere Hundert Likes und zahlreiche Kommentare.
„Mein Mann ist auf dem Heimweg von der Arbeit mit dem Fahrrad an den Ringen vorbeigefahren“, schildert Sandra Wagenknecht aus Köln-Porz, Verfasserin des Posts, die Geschichte aus ihrer Perspektive. Recherchen und Anrufe bei verschiedenen Filialen des Juweliers hätten nicht weitergeholfen. „Also haben wir gewartet, bis sich auf Facebook jemand meldet.“ So geschehen: Das Brautpaar teilte schließlich die eingravierten Worte in den Ringen mit und schickte am Abend einen Boten aus der Hochzeitsgesellschaft.
Finderin Wagenknecht freut sich: „Für mich ist es schön, dass sie die Ringe wieder haben.“ Und auch Braut und Bräutigam sind glücklich darüber, dass sie am Abend die improvisierten Pfeifenputzerringe gegen die echten Ringe tauschen konnten. „Es war ein schöner Tag“, sagt Birgit Mundorf. Und wahrscheinlich auch noch ein bisschen aufregender als es ein gewöhnlicher Hochzeitstag bereits ist.