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Gastarbeiter aus Sizilien entdeckt KölnRoman gibt dem „ahle Mann“ aus „Drink doch eine met“ eine Geschichte

Lesezeit 3 Minuten
Anke Schulte hat einen Roman zu dem Bläck-Fööss-Hit „Drink doch eine met“ geschrieben.

Anke Schulte hat einen Roman zu dem Bläck-Fööss-Hit „Drink doch eine met“ geschrieben.

Ein Buch zu einem Lied? Diese Idee liegt dem neuen Roman „Vom alten Mann, der vor der Wirtschaftstür steht“ von Anke Schulte zugrunde.

„Ne ahle Mann steht vür der Wirtschafftsdür, dä su jään ens ene drinken däät“ – schon nach diesen ersten Zeilen können wohl die meisten Kölnerinnen und Kölner mitsingen. „Drink doch eine mit“ gehört nach „En unserem Veedel“ zu den beliebtesten und bekanntesten Bläck-Fööss-Songs. Anke Schulte hat sich gefragt: Wer ist dieser Mann, der einsam vor der Kneipe steht? Mit dem Roman „Vom alten Mann, der vor der Wirtschaftstür steht“ hat sie ihm nun eine Geschichte gegeben. Passend zur Zeit der Veröffentlichung des Lieds (1971) wird dort aus dem gesichts- und namenlosen Mann Antonio Lombardi, ein Gastarbeiter aus Sizilien, der in Köln einen Neustart wagt.

Cover vom neuen Roman „Vom alten Mann, der vor der Wirtschaftstür steht“

Cover vom neuen Roman „Vom alten Mann, der vor der Wirtschaftstür steht“

„Es soll zum Nachdenken anregen“, sagt die Autorin. Sie wolle damit zeigen, was man bewirken kann, wenn man auf Menschen zugeht. „Vom alten Mann, der vor der Wirtschaftstür steht“ ist Schultes zweiter Roman, 2021 veröffentlichte sie ihr erstes Buch „Unfassbar“. Der Roman erzählt eine tragische Liebesgeschichte zu Corona-Zeiten. Schulte ist Referentin im Arbeits- und Gesundheitsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Außerdem ist sie in der 1. Damengarde Coeln aktiv und Ehren-Funke-Leutnant der Reserve der Roten Funken. Das Schreiben hat sie neben dem Karneval als eine Leidenschaft für sich entdeckt: „Andere rennen Marathon und ich schreibe.“

Die Idee für den Roman sei ihr vor rund zwei Jahren durch den Vortrag eines Integrationsforschers gekommen. Zu der Zeit, zu der das Buch spielt, war Schulte selbst noch ein Kind. Aufgewachsen in Olpe habe sie damals den Bau der A45 miterlebt, ihre Mutter habe manchmal für die dort beschäftigten Gastarbeiter gekocht: „Sie haben anders gegessen, anders gesprochen und anders gefeiert, aber es war immer irgendwie schön“, sagt Schulte. „Wir leben heute in einer ganz anderen Zeit, aber das Thema ist super aktuell.“

Antonio Lombardi, der auf einem Weingut auf Sizilien aufgewachsen ist, entscheidet sich nach mehreren Schicksalsschlägen, einen Neustart in Deutschland zu wagen. Die Leserinnen und Leser können Köln dabei aus der Perspektive eines Gastarbeiters neu entdecken: Er bestaunt nicht nur den Kölner Dom, sondern trinkt etwa auch ein Kölsch im Brauhaus Früh am Dom und wundert sich dort – nachdem er schon zwei Jahre lang Deutsch gelernt hat – was die anderen Brauhaus-Gäste und der Köbes da auf Kölsch sagen.

Fortsetzung ist bereits geplant

Auch alteingesessene Geschäfte wie Pfeifen Heinrichs thematisiert Schulte in ihrem Roman. Und beim Rosenmontagszug erklärt ein kleines Mädchen dem Fremden, was da eigentlich passiert und wer etwa die Roten Funken sind. Die eingangs zitierten, ersten Zeilen des Bläck-Fööss-Hits finden sich gen Ende des Romans und spielen vor dem Brauhaus Sion.

„Vom alten Mann, der vor der Wirtschaftstür steht“ soll nur der Anfang sein, kündigt Anke Schulte an. Sie arbeite bereits an einem Nachfolger zu Willi Ostermanns „Heimweh noh Kölle“ von 1936. Dabei soll es um eine jüdische Familie gehen, die von Köln in die USA auswandert. Der Roman zu „Drink doch eine met“ aus dem Marzellen-Verlag ist für 12,95 Euro im Buchhandel oder online erhältlich.