Das Musikprojekt „Save the German Liedgut“ startete 2016, nun ist es albumreif.
Volkslieder im Motown-GrooveKölner Musikerin Betty LaMinga verwandelt traditionelle deutsche Lieder
Bekannte deutsche Volkslieder – aber groovy. Das war die Idee von Betty LaMinga. Die Kölner Sängerin hat vor mittlerweile acht Jahren ein Musikprojekt gestartet, das nun endlich albumreif geworden ist. Insgesamt zehn Volkslieder hat LaMinga mit Unterstützung bekannter Kölner Musiker im Motown-Stil neu aufgenommen. Noch sind nur sechs davon tatsächlich veröffentlicht, aber sobald sie das Geld zusammen hat, soll das Album mit den gesammelten zehn Titeln kommen: „Das wünsche ich mir zu Weihnachten“, sagt sie.
„Save the German Liedgut“ ist ein Kölner Musikprojekt
„Save the German Liedgut“ heißt das Projekt von LaMinga. Volkslieder zu bewahren, war aber eigentlich gar nicht die Grundidee des Projekts, gibt die Kölnerin zu. Inspiriert wurde sie von Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox, die Gruppe verwandelt Pop-Hits von heute in Swing-, Jazz- und Motown-Arrangements. „Ich finde Motown immer schon toll“, sagt LaMinga. „Dieser Groove, hüpfend, aber fordernd.“ Wer Pop-Songs covern will, kann das aber nicht einfach so machen. Also hat LaMinga sich den gemafreien Volksliedern gewidmet, hier drohen keine Urheberrechtsprobleme.
Das heißt aber nicht, dass der Projekttitel „Save the German Liedgut“ aus dem Nichts gegriffen sei: „Auf der Suche nach Liedern habe ich aber gemerkt, dass es wichtig ist, sie zu erhalten. In meiner Generation haben wir die Volkslieder damals wirklich noch am Lagerfeuer gesungen. Viele Kinder können damit heute gar nichts mehr anfangen.“ LaMinga hofft, mit ihrem Groove etwas daran ändern zu können: „Vielleicht kriegen sie so nochmal einen cooleren Zugang dazu.“
Um ihr Projekt zu bewerben, hat LaMinga sich zu Beginn eine ganze Geschichte ausgedacht: Auf einem Flohmarkt hat sie eine kaputte Kuckucksuhr erstanden. Beim Versuch, sie zu reparieren, stieß sie auf die Notenblätter mit den Motown-Arrangements der Volkslieder. Der geheimnisvolle Musiker mit einer Vorliebe für alte Kuckucksuhren und den Sound der 60er, sein Name ist Erwin, hat dazu in LaMingas Erzählung einen Appell hinterlassen: „Bringt meine Songs auf die Bühne und Save The German Liedgut!“
Mit Bläsern, Streichern und „fetten Backings“ – alle ein absolutes Muss für den richtigen Motown-Stil, sagt LaMinga – will sie die Lieder entstauben. 2016 hatte die Sängerin schon vier Lieder veröffentlicht, 2018 folgten zwei weitere. Gemeinsam mit dem musikalischen Leiter des Projekts, Andreas Hirschmann am Piano und Martell Beigang (Drums und Percussion) ist sie seit 2016 auch live mit „Save the German Liedgut“ unterwegs.
Ende Juni versammelte sie noch einmal das ganze Team im Renaissance Studio von Thorsten Rentsch in Köln-Sürth: Ebasa, der Meister mit seiner Trompete, Gitarrist Till Kersting, Jörg Hamers am Bass, Marc Leymann mit seinem Saxophon, Thorsten Heitzmann an der Posaune und für die gesangliche Unterstützung waren Peggy Sugarhill und Shanai Philippen da.
Das Repertoire umfasst nun etwa „Die Gedanken sind frei“, „Einmal am Rhein“, „Kein schöner Land in dieser Zeit“ oder „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“. LaMingas Liebling aber ist „Wenn die bunten Fahnen wehen“. Ihre Version entführt in die 60er, im Musikvideo tanzt sie im dazu passenden Look. Alle bisher aufgenommenen Lieder haben ein eigens produziertes Video, nur bei den vier neuen Songs fehlt es noch. „Das kommt dann wahrscheinlich im nächsten Jahr.“ Das nicht-subventionierte Projekt wird Schritt für Schritt angegangen.
Bevor es alle zehn Lieder auf einem Album zu hören gibt oder es mit der erträumten Tour mit kompletter Bandbesetzung klappt, spielt LaMinga ihre Volkslieder im Motown-Stil weiter im Trio. Am 20. September tritt sie das nächste Mal mit Andreas Hirschmann und Martell Beigang im Senftöpfchen-Theater auf. Bis dahin singt sie jeweils drei Songs als „Zwischenschmankerl“ auch bei ihrer monatlichen Kölner Quiz-Show „Viva la Kölle“, ebenfalls im Senftöpfchen. Die nächste findet an diesem Sonntag statt.