Die Hälfte der Fläche ist in Köln versiegelt. Wie die Stadt das ändern will.
Glühender AsphaltKöln schneidet beim Hitze-Check der deutschen Städte schlecht ab
Die erste Hitzewelle des Jahres hat Deutschland fest im Griff. Im Südwesten des Landes werden Temperaturen bis 37 Grad erwartet. Auch wenn in Köln die Temperaturen da derzeit noch vergleichsweise erträglich ist: Der erste bundesweite „Hitze-Check“, den die Deutsche Umwelthilfe quasi zeitgleich zu den steigenden Temperaturen für deutsche Städte veröffentlicht hat, stellt Köln kein gutes Zeugnis aus: Viel zu wenig Grün, viel zu viel Asphalt, der sich bei hohen Temperaturen massiv aufheizt.
24 Städte in Nordrhein-Westfalen mit mehr als 50.000 Einwohnern hat die Umwelthilfe unter die Lupe genommen und überprüft, wie viel Grün es in einer Stadt gibt, wie viel Fläche versiegelt ist und wie gut diese für den Klimawandel gewappnet sind. Köln erzielte den fünftschlechtesten Wert in NRW: In der Stadt sind mit 49,72 Prozent quasi die Hälfte der Gesamtfläche versiegelt. Das Grünvolumen, unter das nicht nur Parks, sondern auch einzelne Bäume oder Blühstreifen fallen, beträgt 3,13 Kubikmeter pro Quadratmeter Fläche.
Hürth und Frechen sind Schlusslichter
Zum Vergleich: Andere große NRW-Städte wie etwa Dortmund schnitten mit 42,9 Prozent Versiegelung deutlich besser ab. Auch Bochum und Düsseldorf liegen klar vor Köln. Städte mit 50 Prozent und mehr versiegelter Fläche erhielten im „Hitze-Check“ eine rote Karte, eine gelbe Karte gab es für Städte mit 45 bis 50 Prozent versiegelter Fläche. Von bundesweit 190 untersuchten Städten erhielten 24 eine rote Karte. Von den drei NRW-Städten mit roter Karte lagen mit Hürth und Frechen zwei in der Region.
Zu den versiegelten Flächen, die sich bei Hitze massiv aufheizen, zählen neben bebauter Fläche vor allem die Bodenversiegelung durch Asphalt. Dieser nimmt die Hitze besonders gut auf. Bei einer Außentemperatur von 30 Grad kann sich laut Umwelthilfe auf asphaltierten Flächen die Außentemperatur auf rund 60 Grad aufheizen. Dabei nimmt der Anteil an sogenannten Siedlungs- und Verkehrsflächen trotz des Klimawandels bundesweit derzeit weiter zu. „Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend. Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickeln sich unsere Städte zu Hitzehöllen“, kommentierte die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe, Barbara Metz.
Köln bereitet ein Entsiegelungskataster vor
Die Deutsche Umwelthilfe forderte als Konsequenz einen Stopp des Flächenfraßes bis 2035 und verbindliche Grünanteile in deutschen Städten. In Zeiten der Klimakrise bräuchten die Städte unversiegelte Böden zur Versickerung von Wasser und Grünflächen zur Kühlung, so Metz. Außerdem bundesweite Standards für die Begrünung von Schulhöfen.
Die Stadt Köln diskutiert auf Initiative der Grünen schon seit einigen Jahren die Erstellung eines Versiegelungskatasters sowie auch eines Entsiegelungskatasters für öffentliche und private Flächen, um Potenziale für weitere Entsiegelung zu erschließen. Ziel ist es, ein systematisch und methodisches Entsiegelungskonzept zu entwickeln.
Auf Anfrage erklärte die Stadt, dass das Amt für Grünflächen derzeit ein solches Entsiegelungskataster erstellt. Der Entwurf soll bis Ende des Jahres stehen. Eine Geodaten- und Luftbildauswertung wurde bereits durchgeführt. Dabei sind Straßen, Fahrradwege und Wege des ÖPNV ausgeschlossen. Über das Kataster werden dann Flächen eruiert, die die Kriterien für eine Entsiegelung erfüllen. Parallel dazu werden bereits jetzt Flächen geprüft, die zeitnah entsiegelt werden könnten. So soll etwa der Bereich der Zülpicher Straße im Inneren Grüngürtel zum Jahreswechsel entsiegelt werden.
Die Entsiegelung von Schulhöfen wird ebenfalls sukzessive angegangen. So werden in diesem Jahr die Entsiegelungen von fünf Schulhöfen beendet. Für die kommenden Jahre in Planung ist die Entsiegelung von 17 weiteren Schulhöfen. Außerdem fördert die Stadt mit dem Förderprogramm „Grün hoch 3“ Initiativen von Mietern und Eigentümern, die Fassaden oder Dächer begrünen, Schottergärten entsiegeln oder Hochbeete anlegen und damit das lokale Stadtklima verbessern. Pro Jahr und Objekt gibt es dabei Zuschüsse in Höhe von maximal 20.000 Euro.
Stadt erstellt Klimaanpassungskonzept
Auch darüber hinaus bereitet die Stadt sich auf die Auswirkungen des Klimawandels vor. Für Klimaanpassungsmanagement (KAM) besetzte die Verwaltung in diesem Jahr allein vier Stellen, um eine klimaneutrale Metropole zu werden. Das KAM arbeitet aktuell an einem integrierten Klimanpassungskonzept, das bis Ende 2025 fertig sein soll. Dabei hatte das um Expertise gebetene renommierte Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie im Umweltausschuss die Konzepte der Stadt gewürdigt, aber mehr Tempo bei der Umsetzung angemahnt. Es brauche viel zügiger mehr Platz für Grün. Flächen für den Autoverkehr und den ruhenden Verkehr müssten reduziert werden, um Platz für Entsiegelung und Begrünung zu schaffen.
Eine weitere konkrete Maßnahme, die die Stadt bereits ergriffen hat, ist die Erstellung eines Hitzeaktionsplans für Menschen im Alter. Dieser sieht zahlreiche Maßnahmen vor, damit Hitzewarnungen ältere Menschen erreichen, außerdem unter anderem eine Karte mit kühlen Orten innerhalb der Stadt sowie Orte, an denen Wassersprenkler zum Abkühlen aufgestellt werden. Zudem hat die Stadt bislang 13 Trinkwasserbrunnen im Stadtgebiet installiert.