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„Menschenunwürdig“Kölns Senioren warten vergeblich auf ihr Taschengeld

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Senioren bei einem Ausflug. Die Stadtverwaltung braucht zu lange, um Taschengeld-Anträge zu bearbeiten.

Köln – Kölner Seniorenvertreter schlagen Alarm: Viele Senioren, die in Alten- und Pflegeheimen leben, hätten nicht einmal das Geld, um sich ab und an eine Tasse Kaffee oder Hygieneartikel wie Haarshampoo oder Rasierwasser zu kaufen, beklagen Karl-Heinz Pasch und Hans Anton Meurers von der Seniorenvertretung Innenstadt. Grund sei, dass die Senioren teilweise mehr als ein Jahr auf das ihnen gesetzlich zustehende Taschengeld warten müssen, weil die Stadtverwaltung nicht mit der Bearbeitung der Anträge hinterherkommt.

Betroffen sind diejenigen, deren Rente nicht ausreicht, um die hohen Pflegegesätze selbst zu bezahlen und deshalb beim Einzug ins Heim zu Sozialhilfeempfängern werden. Ihnen steht ein Barbetrag von zurzeit etwas mehr als 110 Euro pro Monat für den persönlichen Bedarf zu. „Doch die Behörde prüft und prüft, manchmal bis der Bedürftige gestorben ist“, so Meurers.

Manche Heime gehen in Vorleistung

Besonders eklatant sei der Fall einer Seniorin, die im November 2017 ins Pflegeheim kam. Weil über ihren Antrag auch knapp ein Jahr später noch nicht entschieden war, reichte der Sohn im Herbst 2018 Klage beim Sozialgericht ein. Die Stadt habe daraufhin Besserung gelobt, so Meurers, doch ihr Taschengeld habe die Dame erst ab Januar 2019 erhalten. Ähnliche Beschwerden erreichten die Seniorenvertreter immer wieder. „Manche Heime gehen in Vorleistung und zahlen ihren Bewohnern einen Teil des Betrags aus. Dass die Senioren zu dieser Art von Bettelei gezwungen sind, halten wir allerdings für menschenunwürdig.“

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Das Sozialamt erklärte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, es sei im vergangenen Jahr „zu längeren durchschnittlichen Bearbeitungszeiten“ gekommen. Man habe daraufhin das Personal verstärkt und „organisatorische Maßnahmen“ ergriffen. Seit dem dritten Quartal 2018 seien zudem ältere Fälle priorisiert behandelt worden. Dadurch seien die Bearbeitungszeiten umgehend reduziert worden. Die Behörde weist auch auf die Vielzahl der Fälle und die hohe Komplexität hin.

Mehr als 4000 Kölner Senioren berechtigt

Insgesamt 4104 Senioren in Köln sind nach Angaben der Verwaltung berechtigt, die Leistung zu beziehen. Im März standen stadtweit 1226 Anträge zur Entscheidung an. In jedem Einzelfall werden die Einkommens- und Vermögensverhältnisse durchleuchtet. Geprüft wird auch, ob Angehörige herangezogen werden können oder ob hohe Geldbeträge etwa in Form von Schenkungen beiseitegeschafft wurden.

Die Seniorenvertreter wollen die Argumente der Stadt nicht gelten lassen. „In den Städten und Gemeinden im Umland geht man anders damit um. Effizient, bürgerfreundlich und problemlösend“, heißt es in einer Pressemitteilung.