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„Das Wunder von Taipeh“Sensation im Frauen-Fußball liefert Stoff für neues Kölner Musical

Lesezeit 3 Minuten
Spielerinnen und Trainer springen jubelnd am Spielfeldrand von einer Bank auf.

Die Fußball-Frauen der SSG 09 Bergisch Gladbach gewannen 1981 den WM-Titel.

1981 geschah „das Wunder von Taipeh“ – nun soll der erste WM-Titel einer deutschen Frauen-Fußballmannschaft auf die Bühne und ins Kino kommen.

Köln soll Schauplatz eines neuen Musicals werden. Und die Geschichte, die darin erzählt wird, ist so bewegend wie begeisternd, dass parallel dazu an einem internationalen Kinofilm gearbeitet wird. Es geht um starke Frauen, die Kraft der Freundschaft, Triumphe trotz Widrigkeiten und auch die Liebe: Den Spielerinnen der SSG 09 Bergisch Gladbach gelang 1981 „das Wunder von Taipeh“ – sie gewannen die erste Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Taiwan.

Was 1954 beim „Wunder von Bern“ der Männer eine ganze Nation elektrisierte, ist bis heute vielen Fußball-Fans unbekannt. Bislang gibt es lediglich einen Dokumentarfilm. Der Kölner Unternehmer Frank Blase sowie der Filmrechtehändler Marc Schneider wollen nun dafür sorgen, dass dieser historische Erfolg Präsenz erhält.

Neues Projekt für Kölner Produzenten nach „Himmel und Kölle“

Für die beiden Produzenten ist es nach ihrem Erfolgsmusical „Himmel und Kölle“, das ab dem 2. September wieder in der Volksbühne aufgeführt wird, das neueste Projekt. Dazu konnte ein namhaftes Team um die preisgekrönte Autorin Constanze Behrends („Gutes Wedding, Schlechtes Wedding“) gewonnen werden. Parallel dazu entwickelt Kirstin Winkler („2012 – Das Ende der Welt“, „Girl You Know It’s True“) einen Kinofilm.

„Kirstin Winkler ist eine der wenigen deutschen Produzentinnen, die in Hollywood Karriere gemacht haben“, sagt Marc Schneider. 2027, wenn Deutschland Schauplatz der nächsten Frauenfußball-WM sein wird, soll der Film in die Kinos kommen. Welche Schauspielerinnen dann zu sehen sein werden, steht noch nicht fest.

Auch beim Musical ist man noch mitten in den Vorbereitungen, sagt Frank Blase. Es soll in der Spielzeit 2024/2025 laufen, eine Spielstätte in Köln werde derzeit noch gesucht. Regie führe wie schon bei „Himmel und Kölle“ Gil Mehmert. Vor dem „Wunder von Taipeh“ hatte er bereits Sönke Wortmanns Film „Wunder von Bern“ in ein Musical umgesetzt, das 2014 in Hamburg Premiere feierte.

Gruppenfoto mit Spielerinnen und dem Turnier-Pokal.

In Taipeh feierten die Fußball-Frauen aus Bergisch Gladbach den Titelgewinn. Damals gab es noch keine deutsche Frauen-Nationalmannschaft.

Wie Film und Musical später heißen werden, wollen die Produzenten noch nicht verraten. „Das Wunder von Taipeh“ ist tabu, da ein Dokumentarfilm bereits diesen Titel trägt. Der zeigt unter anderem einen DFB-Funktionär, der die Ansicht vertritt, dass man den Fußball besser Männern überlässt: „Frauen sollen an den Kochherd oder eventuell Leichtathletik machen.“

Im Ausland war man da weiter. Der taiwanesische Fußballverband lud auch Deutschland zur inoffiziellen Frauen-WM 1981 ein. Doch der DFB hatte keine Frauen-Nationalmannschaft. Um sich nicht völlig zu blamieren, trat damals das beste deutsche Frauen-Team an: die SSG 09 Bergisch Gladbach. Für die Kosten mussten die Fußballerinnen selbst aufkommen, dank lokaler Sponsoren konnten sie die Flugreise nach Fernost antreten. Dort spielten die Rheinländerinnen dann das Turnier ihres Lebens.

SSG 09 Bergisch Gladbach schlägt die Niederlande im WM-Finale mit 4:0

Neun Spiele in nur elf Tagen – heute unvorstellbar, ob bei den Männern oder Frauen. „Das war halt damals so. Irgendwie haben wir das durchgezogen“, erinnert sich Bettina Krug, damals Kapitänin, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Im Finale gewann Bergisch Gladbach 4:0 gegen die Niederlande.

„Auch danach kam vom DFB nichts. Der Erfolg wurde praktisch totgeschwiegen“, sagt Krug. Ein Jahr danach sieht sich der DFB gezwungen, auch eine Frauen-Nationalmannschaft zu gründen. Namen von Spielerinnen wie Doris Fitschen, Birgit Prinz oder Nia Künzer sind heute auch männlichen Fußball-Fans ein Begriff - Anne Trabant-Haarbach dagegen nur wenigen. Sie war 1981 sowohl Spielerin als auch Trainerin der SSG 09, die 1984 den WM-Titel sogar verteidigen konnte. Die offizielle Fifa-WM der Frauen gibt es erst seit 1991.

„Ich fand es immer sehr schade, dass unser Einsatz und unser Sieg bei der WM in Taipeh so wenig Beachtung und Würdigung fand. Immerhin ist es ein wichtiger Teil der Fußballgeschichte“, sagt Trabant-Haarbach. „Umso mehr freut es mich, dass es nach der Dokumentation nun auch ein Musical und einen Film geben wird, der unseren Erfolg als Thema aufgreift.“