Sichtlich gerührt war Johannes Erlemann bei der Premiere der RTL-Doku-Serie, die seine Entführung in Jahr 1981 akribisch aufarbeitet.
Nun kann er endlich wieder schlafenSerie über Erlemann-Entführung feiert Premiere
Acht Jahre ist es her, dass sich Veronica Ferres und Johannes Erlemann zum ersten Mal trafen. Die Schauspielerin hatte nicht viel Zeit, hatte angekündigt, das Restaurant nach zwei Stunden verlassen zu müssen, weil sie am nächsten Morgen wegen Dreharbeiten in aller Herrgottsfrühe aufstehen musste. Doch es kam anders. Das Gespräch mit Erlemann, der im März 1981 als Elfjähriger entführt und 14 Tage in einem kleinen, fensterlosen Verschlag in der Eifel gefangen gehalten wurde, beeindruckte sie so sehr, dass sie viel zu spät ins Bett kam – und aus der Geschichte einen Film machen wollte.
Nun ist es noch viel mehr als ein Film geworden. RTL Deutschland rekonstruiert die Kindesentführung im Rahmen eines Gesamtpakets bestehend aus Spielfilm, Doku-Serie, Podcast, Buch und einem Stern-TV-Spezial. Am Donnerstagabend feierte die vierteilige Doku-Serie „Lebenslänglich Erlemann“ im Filmforum NRW Premiere.
Johannes Erlemann war sichtlich gerührt von dem Zuspruch
Sichtlich gerührt war Johannes Erlemann, als er nach der Vorführung, die viel Beifall erhielt, auf die Bühne kam. Er sehe sich nicht als Opfer, sondern als Überlebender, betonte er. Aber die Folgen der Angst und der Unsicherheit, die er in den zwei Wochen ertragen musste, haben sein Leben geprägt.
In der Serie arbeitet er mit dem Traumatherapeuten Georg Pieper das Erlebte auf. Seine Mutter Gabriele von Langen, seine Tante Margarethe Flammersfeld und Günter Gören, ein Freund der Familie, kommen ebenso zu Wort wie der damalige Polizeireporter Werner Schlagehan und die ehemaligen Polizistinnen und Polizisten Helmut Simon, Gabriele Eickhoff, Peter Schnieders, Eduard Schreyer und Manfred Haamann.
Lutz Heineking jr., der die Serie mit seiner Firma Eitelsonnenschein in Zusammenarbeit mit Ferres und ihrer Firma Construction Filmproduktion als Showrunner und Produzent realisierte, beschrieb die Reise und alle, die daran Anteil hatten, als besonders eindrucksvoll. Heineking führte zudem mit Jutta Doberstein Regie, die auch das Buch verfasste.
Akribisch erzählt die Serie nach, wie die drei Täter den Jungen entführten, um von den Eltern Lösegeld zu erpressen. Doch Johannes' Vater Jochem Erlemann, ein bekannter Unternehmer und früherer Präsident der Kölner Haie, saß zu dieser Zeit in Untersuchungshaft. Und die geforderten drei Millionen Mark Lösegeld musste seine Mutter erst einmal auftreiben.
Was macht eine solche Erfahrung mit einem Kind, mit einer Familie? Die Serie gewährt tiefe Einblicke in sein Seelenleben. Und als der Protagonist nach der Vorführung die Bühne betrat, erhob sich das gesamte Publikum. „Vor deinem Mut und deiner Kraft verneige ich mich“, sagte Veronica Ferres. Niemand könne ermessen, wie es für ihn war, sich diesen Traumata zu stellen.
„Es war kein Spaziergang, es war ein Wahnsinns-Abenteuer, auf das ich mich eingelassen habe“, sagte Erlemann. Für ihn sei das alles eine große Therapie gewesen. Eine Therapie, die sich auszahlte. Lange Jahre konnte er nachts nicht gut schlafen, weil ihn die Erinnerungen in seinen Träumen überfielen, auch mit Ferres telefonierte er dann oft.
„Und irgendwann bist du zu mir gekommen und hast gesagt: Ich kann wieder schlafen. Das war das schönste Geschenk“, sagte die 58-Jährige, die ebenfalls sehr gerührt war. Für Johannes Erlemann steht fest: „Für mich ist die Reise nicht zu Ende, aber es war das Wichtigste, das ich jemals neben meiner Familie und meinen Kindern gemacht habe.“
Die vier Folgen von „Lebenslänglich Erlemann“ stehen ab 7. September 2023 auf RTL+ zum Streamen bereit. Den Spielfilm „Entführt - 14 Tage Überleben“ zeigt RTL am 14. September um 20.15 Uhr.