Unklare ZukunftSind die Tage des Odysseum in Köln-Kalk gezählt?
- Vor zehn Jahren wurde das Odysseum eröffnet, um die Bildung junger Menschen im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich zu fördern.
- Doch von Anfang an haben sich die Verantwortlichen mit den Einnahme-Prognosen vertan.
- Nun steht das „Abenteuermuseum“ vor einer unklaren Zukunft. Sind die Tage des Odysseum gezählt?
Köln – Zwei Millionen Legosteine sollen in der Krise helfen. Mit dem „Fan-Event Bricklive“ lockt das Odysseum zurzeit nach Kalk. Bis zum 30. Juni kann im Abenteuermuseum gebaut und gebastelt werden. Mit der ursprünglichen Idee des „Wissensmuseums“ und „Science Center“, welches das Odysseum sein soll, hat das attraktive Legospiel wenig zu tun. Es geht darum, möglichst viele zahlende Gäste anzulocken.
Ursprünglich war geplant, die Ausstellung „Das Schlumpf-Abenteuer“ nach Köln zu holen, die zuletzt in Brüssel 240.000 Menschen gesehen haben. Mit dem Event verband sich zumindest neben Spiel und Spaß noch die Vermittlung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Der Plan ließ sich in den verfügbaren Räumlichkeiten des Odysseum jedoch nicht umsetzen, wie es heißt. Die Verantwortlichen suchen nach Publikumsmagneten – ob Lego, Schlümpfe oder irgendwelche Funsport-Events ist mittlerweile offenbar egal.
Beteiligte von der Idee beseelt
Als das „Abenteuermuseum“ 2009 eröffnet wurde, waren noch alle Beteiligten von der Idee beseelt, dass es hier ausschließlich um die Bildung junger Menschen im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich geht. Interaktive Exponate einer immer wieder aktualisierten Dauerausstellung sollten Wissen über die Erde, das Leben, Umwelt und Zukunft vermitteln. Bei Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen sollte Spaß an Wissenschaft und Forschung geweckt werden. Möglicherweise hat sich das Konzept schon nach kürzester Zeit überlebt. Entscheidender ist jedoch etwas anderes: Es ist so wohl nicht mehr zu finanzieren.
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Sind die Tage des Odysseum gezählt? „Dazu kann ich nichts sagen“, antwortet Friedhelm Müller nichts- wie vielsagend. Er ist der Geschäftsführer der Stiftung Wissen, die das Odysseum trägt. Eine Bestandsgarantie klingt anders. Nichts sei spruchreif. Aber ein „dauerhaftes Defizit ist schwierig“. Am Montag wurde erstmals das Kuratorium der Stiftung über die unsichere Zukunft des Hauses und mögliche Gegenmaßnahmen informiert. In dem Gremium sitzen Vertreter von Hochschulen, der Ratsparteien und der Stadtverwaltung sowie von gesellschaftlichen Gruppen der Stadt.
Plan passt zur Gesamtstrategie
Die meisten seien überrascht worden, war hinterher zu hören. Einer der umstrittenen Vorschläge: Das Haus soll an den Dienstleister „Explorado Operations“ verkauft werden, der das Odysseum zur Zeit im Auftrag der Stiftung betreibt. Der Plan passt zur Gesamtstrategie – mehr kommerzielle Veranstaltungen sollen mehr Einnahmen bringen. Es sollen Räume für Trampolinspringen und Skydiving im Windkanal vermietet werden. Die Dauerausstellung – das Herzstück des Odysseums – würde dafür deutlich verkleinert. Im Umfeld des Kuratoriums war vom „Tod auf Raten“ und dem „Anfang vom Ende“ die Rede.
Die Verantwortlichen in der Stiftung würden sich so nicht ausdrücken wollen. Für ihre Zurückhaltung in der Öffentlichkeit gibt es einen guten Grund: Schließlich war das Odysseum ein Geschenk eines Geldinstituts an die Stadt. Und ein Schenker, der ein Geschenk zurückfordert, tut nicht gerade etwas Gutes für sein Image. Die Sparkasse Köln-Bonn – damals noch Stadtsparkasse Köln – hatte ihr 175-jähriges Jubiläum zum Anlass genommen, Köln einen neuen, spektakulären außerschulischen Lernort zu bauen. Dafür wurde eine Stiftung gegründet und mit mehr als 15 Millionen Euro ausgestattet. Mit Unterstützung von Land und Bund wurde dann bis 2009 das Odysseum auf dem einstigen CFK-Gelände errichtet.
Von Anfang an mit Einnahme-Prognosen vertan
Das Problem: Von Anfang an hat man sich mit den Einnahme-Prognosen vertan. Die Sparkasse musste jedes Jahr zusätzlich zum Stiftungskapital weitere Millionen zuschießen, um den Betrieb zu sichern. Zuletzt sollen es rund zwei Millionen Euro gewesen sein. Das sei auf Dauer nicht möglich, heißt es. Hinzu kommt: Durch die dauerhaft niedrigen Zinsen leiden alle Stiftungen darunter, dass zu wenig ausgeschüttet wird. Große Investitionen in die Dauerausstellung, um sie attraktiv zu halten, sind so nicht möglich. Das Geschenk ist zur Last geworden.
Um den Imageschaden zu begrenzen, hat man sich bei der Sparkasse bereits eine Sprachregelung ausgedacht: Man habe der Stadt nicht das Odysseum geschenkt, sondern die Stiftung, so Geschäftsführer Müller. Und die erfülle ihren Zweck ja auch mit anderen Aktivitäten – wie mit den recht erfolgreichen Kooperationen mit Kölner Schulen. Das kann man allerdings nur so sehen, wenn man ignoriert, dass dies bei der Gründung der Stiftung 2001 anders war: Damals trug sie das „Cologne Science Center“ sogar im Namen. Der Aufbau des Wissensmuseums war das erklärte Ziel, mit dem die Sparkasse fleißig Imagewerbung machte.
Im Kuratorium seien kritische Fragen gestellt worden, war zu hören. Vertreter der großen Ratsparteien sollen aber auch signalisiert haben, die Stadt als Partner ins Spiel bringen zu wollen. Bislang fließen keinerlei Subventionen aus der Stadtkasse. Das könnte sich ändern. Die Stiftung soll darüber nun Gespräche mit der Stadtverwaltung führen. Solange sollen der Hausverkauf und die weitere Aushöhlung der ursprünglichen Odysseum-Idee aufgeschoben werden.