Wohnen in KölnSituation für Mieter verschärft sich trotz mehr Sozialwohnungen
Köln – Stadt und Land haben 2019 so viele Kölner Wohnungen öffentlich gefördert wie seit Jahren nicht mehr. Das Amt für Wohnungswesen erteilte im vergangenem Jahr Förderzusagen für 1139 Wohnungen mit Mietpreis- und Belegungsbindungen für Haushalte mit Wohnberechtigungsschein. Das ist der höchste Wert seit 2006 und liegt oberhalb der Zielmarke von 1000 Wohnungen, die sich die Stadt selbst gesetzt hat. Für die Förderung erhielt die Stadt vom Land NRW 151,6 Millionen Euro.
Für 126,5 Millionen Euro werden 865 neue Mietwohnungen gefördert, 25,1 Millionen Euro gehen an Bestandsprojekte. Auf ehemals städtischen Grundstücken werden 456 (2018: 210) Wohnungen gefördert. Der GAG Immobilien AG wurden 88,3 Millionen Euro Fördermittel für 579 Wohnungen bewilligt.
Viele Kölner mit WBS-Anspruch
Andererseits sind 380 Wohnungen aus der Mietpreisbindung herausgefallen und können nun auf dem freien Wohnungsmarkt zu höheren Mieten angeboten werden. Der Bestand an Sozialwohnungen ist in Köln in den vergangenen 30 Jahren deutlich zurückgegangen. Gab es Anfang der 1990er Jahren noch gut 20 Prozent Sozialwohnung in der Stadt, waren es 2018 nur noch 6,9 Prozent oder gut 38.600 Wohnungen gewesen, erläuterte Hans Jörg Depel, Sprecher des Mietervereins Köln.
Dabei hätten 40 Prozent der Kölner einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein und damit auf eine günstige Wohnung. Höhere Mieten machen den Kölner immer mehr Probleme: 2016 musste ein Drittel mehr als 30 Prozent ihres Einkommens ausgeben, um die Miete zahlen zu können. Acht Prozent mussten mehr als 50 Prozent aufwenden, heißt es im jüngsten städtischen Bericht „Wohnen in Köln“.
Mieterverein fordert 2000 geförderte Wohnungen pro Jahr
Der Mieterverein hält den neuen Rekordwert zwar für ein positives Ergebnis, fordert aber 2000 geförderte Wohnungen pro Jahr. Denn in den vergangenen Jahren habe die Stadt ihre eigenen Zielwerte fast nie erreicht. Zum anderen steige die Einwohnerzahl von Köln rapide. Platz sei in der Stadt aber vorhanden. Die Kommune sei flächenmäßig größer als München, habe aber 400.000 Einwohner weniger.
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Projekte wie Kreuzfeld, Rondorf-Nordwest und die Parkstadt Süd müssten nun zügig umgesetzt werden. „Es muss aber auch schlau gebaut werden“, sagte Depel, um Bausünden wie in Chorweiler und Meschenich zu vermeiden. Dort wurden in den 1970er Jahren Hochhäuser errichtet, ohne entsprechende Infrastruktur und öffentlichen Nahverkehr zu realisieren. Hochhäuser ausschließen will Depel aber nicht. „Man muss auch in die Höhe bauen können.“
„Verlust kann nicht aufgehalten werden“
„200 geförderte Wohnungen mehr als 2018 ist nicht nichts“, sagt der Fraktionschef der Linken im Rat, Jörg Detjen. „Damit kann man aber den Verlust von Sozialwohnungen nicht aufhalten.“ Es müssten deutlich mehr geförderte Wohnungen gebaut werden: Allein in den letzten zwei Jahren seien Hunderte Wohnungen aus der Bindung gefallen, bis 2024 fielen weitere 7243 Wohnungen aus der Sozialbindung, 2024 sogar 4278. „Köln braucht eine weitere kommunale Wohnungsbaugesellschaft, die neue Initiativen entwickelt.“
„Wir wünschen uns, dass die Zahlen noch höher wären, aber es ist klar eine Verbesserung“, sagte Sozialexpertin Ursula Gärtner (CDU). Gärtner hält aber wenig davon, die Rate der öffentlich geförderter Wohnungen in Bauprojekten wie Kreuzfeld oder Parkstadt Süd anzuheben. „Wir müssen Angst haben, dass uns die Investoren durch zu hohe Auflagen abspringen.“ Jede neue Wohnung entlaste den Wohnungsmarkt. Und Vermieter von öffentlich geförderten Wohnungen, die aus der Preisbindung herausfielen, würden die Mieten nicht sofort erhöhen.