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Parkhaus, Verkaufsfläche, MuseumDiese großen Kölner Gebäude stehen seit Jahren leer

Lesezeit 5 Minuten
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Hier gibt es nichts zu sehen: Das Rautenstrauch-Joest-Museum ist aktuell ungenutzt.

  1. Top-Lage, riesig, hochwertiger Bau, historische Bedeutung – und trotzdem leerstehend. Diese Beschreibung trifft auf einige Gebäude in Köln zu.
  2. Auch Bauten in prominenter Ring-Lage sind darunter.
  3. Welche Bauten werden über einen längeren Zeitraum nicht mehr genutzt? Und woran liegt das? Wir geben einen Überblick.

Köln – Welche großen Gebäude werden in Köln nicht genutzt? Wir zeigen die wichtigsten fünf – und erklären, wie es zu den Leerständen kam.

Parkhaus an der Börse

Seit 2013 steht ein Parkhaus mitten in der Stadt leer: das „Parkhaus an der Börse“ an der Tunisstraße nördlich der Industrie- und Handelskammer. Brandschutzprobleme sollen vor sieben Jahren das Aus für den Koloss aus den 1960er Jahren bedeutet haben. Offensichtlich scheiterte eine Neuentwicklung des Gebäudes mit 410 Stellplätzen später an Streitigkeiten innerhalb der Betreibergesellschaft. Mittlerweile soll das Parkhaus einem früheren Mitbetreiber allein gehören. Auf eine schriftliche Anfrage, welche Pläne er für den Komplex hat, reagierte er jedoch nicht. Die Stadt verweist auf die Hoheit des Eigentümers in dieser Sache: „Ein Parkhaus leer stehen zu lassen, ist eine wirtschaftliche Entscheidung des Investors“, so ein Sprecher.

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Ungenutzt: Das Parkhaus an der Börse.

Der Leerstand sei ein Skandal, findet hingegen Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister für die Innenstadt: „In der heutigen Zeit im Schatten des Domes so ein Filetstück über so viele Jahre leerstehen zu lassen, ist für mich amoralisch.“ Auf dem Grundstück könnten zum Beispiel Wohnungen gebaut werden, „damit ganz normale Menschen wieder in der Innenstadt leben können“. Den Kommunen müssten viel strengere Gesetze an die Hand gegeben werden, um gegen Leerstände wie diese vorgehen zu können.

Rautenstrauch-Joest-Museum

Das Rautenstrauch-Joest-Museum befindet sich seit 2010 in einem Neubau an der Cäcilienstraße. Doch was passiert mit dem alten Museumskomplex am Ubierring, einem neobarocken Bauwerk aus dem Jahr 1906? Seit dem Auszug des Museums ist es verwaist, laut Stadt soll aber ab dem kommenden Sommer wieder Leben einziehen. Weil für die Integrierte Gesamtschule Innenstadt am Severinswall neue Räume für die Oberstufe entstehen sollen, wird gerade das Gebäude der Realschule abgerissen. Bis der Neubau fertig ist, sollen die Schüler ab dem Sommer 2020 übergangsweise im ehemaligen Museum unterkommen.

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Der Umbau des Museumsgebäudes mit seinem prächtigen Treppenhaus schreite voran, heißt es von der Stadt. Unter anderem entsteht ein Durchbruch zum Schulhof der alten Schule, die Klassenräume entstehen in den alten Ausstellungsräumen zum Thema Völkerkunde sowie im Saal, der lange von den Kammerspielen genutzt wurde. Der Schulneubau soll zum Schuljahr 2022/2023 fertig sein, aber auch danach wird das einstige Museum wohl Schule bleiben: Es werde noch einige Jahre als Interimsstandort für weitere Schulsanierungen genutzt, so die Stadtverwaltung.

Hohenzollernring 62

Es ist ein 51 Jahre alter Büro- und Einzelhandelskomplex mitten in der Stadt. Seit dem Auszug von „Strauss Innovation“ vor drei Jahren steht das Gebäude am Hohenzollernring 62 leer. Eigentümer ist seit 2018 ein Konsortium aus der „Proximus Real Estate AG“ und der Hamburger „Quantum Immobilien AG“. Für Proximus-Vorstand Michael Kunz macht der Erhalt des zehngeschossigen Gebäudes keinen Sinn: „Die Substanz ist nicht brauchbar und nicht mehr zeitgemäß.“

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Seit dem Stauss-Auszug ist nicht viel passiert.

Er würde gerne abreißen und neu bauen. Doch die Abstimmungen mit der Stadt gestalteten sich sehr zäh. Im Zuge des Baubooms seien viele Ämter überlastet, so Kunz. „Wir sind daran interessiert, so schnell wie möglich in die Umsetzung zu kommen. Jeder Tag, an dem nichts passiert, verlieren wir Geld.“ Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister für die Innenstadt, hofft auf einen niveauvollen Architektenwettbewerb. Gerade an dieser prominenten Stelle müsse ein ansprechender Neubau entstehen: „Da wäre die Chance gegeben, ein architektonisches Highlight zu setzen.“

Ulrich-Haberland-Haus Stammheim

Am Rande des Schlossparks in Stammheim dauert der Dornröschenschlaf des Ulrich-Haberland-Hauses nun schon fast 20 Jahre lang. 1954 als Altenheim gebaut, wurde es bis 2001 als Studenten-Wohnheim genutzt. Seitdem dämmert die denkmalgeschützte Immobilie mit 4900 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche ungenutzt vor sich hin. Mehrere Versuche einer Wiederbelebung scheiterten. Die Stadt als Eigentümerin sucht derzeit wieder einmal nach Investoren. Denkbar wären etwa Werkstätten, Künstlerateliers oder Proberäume. Doch die Suche hat schon 2018 begonnen, bislang ohne Ergebnis.

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Aktuell unbelebt: Das Ulrich-Haberland-Haus Stammheim.

Das Verfahren, bei dem Grobkonzepte von Interessenten zunächst daraufhin geprüft werden, ob sie bauplanungsrechtlich zulässig sind, werde noch einige Monate in Anspruch nehmen, heißt es von der Verwaltung. Die Umgebung macht die Sache nicht einfacher. „Lage, Größe und Struktur“ des Hauses stellten eine „besondere Herausforderung“ dar, heißt es in einer Beschreibung des Objekts. Der Standort sei umgeben von Schiffs-, Flug- und Autoverkehren sowie regen gewerblichen Nutzungen am Niehler Hafen und im Großklärwerk Stammheim. Die Parkidylle scheint also zu trügen.

Bergisch Gladbacher Straße 1006

Es ist ein markantes Gebäude, das seit 1907 an der Ecke Bergisch Gladbacher Straße und Dellbrücker Hauptstraße steht. Doch die oberen Etagen des gründerzeitlichen Eckhauses stehen seit etwa zehn Jahren leer. In den insgesamt acht Wohneinheiten hatte die Stadt als Eigentümerin viele Jahre lang von Obdachlosigkeit bedrohte Familien untergebracht, doch dann wurde die Situation untragbar.

Ein Gutachter entdeckte im Gebäude den aggressiven Hausschwamm, die Bausubstanz war zeitweilig so marode, dass Fassadenteile herabfielen. Zudem sind die Elektroinstallationen veraltet und Sanitäranlagen marode. „Die Stadt hat ihr Eigentum verkommen lassen“, so SPD-Ratsherr Horst Noack. Zunächst wollte die Stadt das denkmalgeschützte Haus, in dessen Erdgeschoss sich noch ein Bürgertreff befindet, verkaufen, um die horrenden Sanierungskosten zu sparen. Doch nach Anwohnerprotesten soll es nun verpachtet werden. Unter der Voraussetzung, dass dort eine „soziale und gemeinnützige Nutzung“ realisiert wird. Für Horst Noack bleibt die Frage: „Warum hat das Haus zehn Jahre lang leer gestanden?“