Stadt unter DruckSechs Jahre Stillstand bei Kölner Kunst- und Museumsbibliothek
- Die Kunst- und Museumsbibliothek hat für Köln eine herausragende Bedeutung. Dennoch fristet sie ein Schattendasein.
- Das sollte eigentlich geändert werde – bereits vor sechs Jahren sollte ein passendes Konzept erarbeitet werden. Doch nun gerät die Stadt unter enormen Zugzwang.
- Der Eigentümer möchte die Mietverträge der beiden Kernstandorte kündigen. Alle Hintergründe lesen Sie mit KStA PLUS.
Köln – Die städtische Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) gilt als eine der weltweit größten Sammlungen zur modernen Kunst und Fotografie. Trotz ihrer herausragenden Bedeutung ist die Einrichtung zurzeit auf fünf Standorte in der Stadt verteilt und fristet ein Schattendasein.
Der Stadtrat hatte das Kulturdezernat bereits 2014 beauftragt, gemeinsam mit der Universität ein Konzept zu erarbeiten, um die KMB an einem geeigneten Standort zusammenzuführen. Bis zum dritten Quartal 2015 sollte ein Konzept inklusive einer Kostenschätzung und Finanzierung vorliegen.
Kölner Stadtverwaltung gerät akut unter Zugzwang
Doch auch sechs Jahre später haben Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach und ihr Team den Auftrag der Ratspolitiker noch immer nicht umgesetzt. Die Stadtverwaltung gerät jetzt allerdings akut unter Zugzwang, da der Eigentümer angekündigt hat, für zwei Standorte der Bibliothek in der Straße Kattenbug den bis Ende 2021 laufenden Mietvertrag zu kündigen. Die Immobilie in der Nähe des Zeughauses soll saniert werden und muss während der Bauarbeiten leer stehen.
Das Kulturdezernat steht nun vor dem erheblichen Problem, in kürzester Zeit auf dem ohnehin aufgeheizten Mietmarkt um jeden Preis ein neues Gebäude finden zu müssen, das sich in der Innenstadt befindet. Nach eigener Schätzung nimmt ein Umzug inklusive aller Planungen anderthalb Jahre in Anspruch. Eine geeignete Immobilie müsste also spätestens im Juni dieses Jahres gefunden sein. Die Stadt will die Notsituation nutzen, um alle fünf Standorte zu vereinen. Die Verwaltung benötigt dazu eine Fläche mit einer Größe von 6600 Quadratmetern.
Stadt Köln rechnet bei der KMB mit „erheblichen Mehrkosten“
Da die Mietpreise aufgrund der großen Nachfrage in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind, rechnet die Stadt mit „erheblichen Mehrkosten“. Das Kulturdezernat zahlt bislang inklusive der Nebenkosten rund 300.000 Euro pro Jahr für die Immobilien am Kattenbug 2 und 18-24 – nun wird es deutlich teurer. An dem Hauptstandort der KMB an der Straße Kattenbug befinden sich bislang fast alle Büros der Mitarbeiter, Magazinflächen für mehr als 60 Prozent der Bestände, ein notdürftig hergerichteter Leseraum für nicht transportfähige Medien und die Buchbindewerkstatt.
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Ein Ausweichen auf die weiteren Standorte ist nicht möglich. Die Kapazitäten in beiden Lesesälen und die Magazinflächen der KMB im Museum Ludwig sowie im Museum für Angewandte Kunst zur Aufnahme weiterer Bücher und Zeitschriften seien bereits jetzt „vollständig ausgeschöpft“, so die Stadt. Die Bibliothek verfügt insgesamt über mehr als 500.000 Bände zuzüglich der Sondersammlungen, die zwingend unterzubringen sind.
Notsituation sei erneutes Versagen der Kölner Kulturverwaltung
Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Freitag, warum der Ratsbeschluss von 2014 zur Konzentration der Standorte der Kunst- und Museumsbibliothek noch immer nicht umgesetzt wurde, antwortete eine Sprecherin des Kulturdezernats wie folgt: „ Es wurde nach geeigneten Objekten gesucht, jedoch keines gefunden. Ein Neubau wäre wegen der immensen Baukosten nicht infrage gekommen.“
Die Stadt hat nach eigenen Angaben inzwischen ein Angebot für ein Mietobjekt vorliegen. Ob es geeignet ist und wie viel es kosten wird, ist allerdings noch offen. Der Stadtrat soll in seiner Sitzung am 26. März die Verwaltung erneut mit der Suche nach neuen Räumlichkeiten beauftragen. „Es ist eine sehr gute Frage, was das Kulturdezernat in den vergangenen sechs Jahren eigentlich gemacht hat“, sagte Ulrich Wackerhagen (FDP). Die nun entstandene Notsituation sei ein erneutes Versagen der Kulturverwaltung.
Dass eine Suche nach einem zentralen Standort für die Bibliothek überhaupt notwendig ist, hängt auch mit einem Ratsbeschluss zusammen. SPD, Grüne und Linke hatten Ende 2013 gegen CDU und FDP entschieden, beim geplanten Neubau des Historischen Archivs an der Luxemburger Straße darauf zu verzichten, die KMB zu integrieren – auf diese Weise wollten die drei Fraktionen 13,7 Millionen Euro sparen.