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Anwohner-Protest in Köln-EhrenfeldNachbarn graut es vor Autohaus-Ausbau

Lesezeit 4 Minuten
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Die Hochgarage an der Geisselstraße ist mit silbergrauem Metall verkleidet. 

  1. An der Fröbelstraße haben Bauarbeiten für eine weitere Hochgarage mit einer riesigen Metallverkleidung begonnen.
  2. Die Anwohner sind fassungslos: „Die Firma Fleischhauer nimmt uns Luft, Licht und Sonne und damit entschiedene Lebensqualität“.
  3. Die Firma Fleischhauer wollte sich bislang nicht äußern. Nach den Anwohner-Beschwerden reagiert nun auch die Politik und verlangt nach Erklärungen des Unternehmens.

Köln-Ehrenfeld – Die Genehmigung liegt vor, die Bauarbeiten haben schon begonnen. Auf dem Grundstück des Autohauses Fleischhauer an der Fröbelstraße wird eine weitere Parkpalette für Fahrzeuge errichtet. Anwohner sind deswegen fassungslos. Auf Protestplakaten am Firmenzaun machten sie ihrem Unmut Luft, doch die Zettel wurden entfernt.

Ärger um das Kölner Autohaus begann vor vielen Jahren

Der Ärger begann schon vor mehreren Jahren. Damals errichtete das Autohaus, das seit den 1940er Jahren auf dem Grundstück zwischen Weinsberg-, Geissel- und Fröbelstraße ansässig ist, eine ziemlich ausladende Parkpalette auf dem zur Geisselstraße liegenden Teil seines Firmengeländes. Bis dahin schauten die Anwohner und Passanten auf eine etwa drei Meter hohe, weißgetünchte Mauer mit Efeuranken, hinter der sich niedrige Bauten befanden. Das empfanden wie auch nicht als berauschenden Ausblick, aber fast noch als ein Idyll verglichen mit der mehr als doppelt so hohen Parkpalette. Sie wurde zudem mit silbergrauen Metallpaneelen verkleidet, die die abgestellten Fahrzeuge vollständig verbergen. Dem Anblick des schmucklosen, grauen Quaders können die meisten Betrachter allerdings wenig abgewinnen.

Fleischhauer schweigt

Anwohnern zufolge soll die Hochgarage nun in gleicher Weise auf die doppelte Größe erweitert werden. Detailliertere Informationen über das Projekt haben sie nicht bekommen. Auch eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ beschied eine Unternehmenssprecherin mit der Bitte um Verständnis dafür, „dass wir zu diesem Vorgang keinerlei Kommentar abgeben“.

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Die Bauarbeiten zum Bau einer weiteren Hochgarage auf dem Firmengelände haben bereits begonnen. 

Für die Anwohner ist dennoch klar: „Die Firma Fleischhauer nimmt uns Luft, Licht und Sonne und damit entschiedene Lebensqualität“, empört sich ein Nachbar. Das Baugrundstück grenzt an einen Verbindungsweg zwischen Geisselstraße und Fröbelstraße. Der Weg ist für Autos gesperrt. Eine Baumreihe zwischen dem Gelände des Autohauses und dem Wohnblock bietet nur im Sommer einen gewissen Sichtschutz. Mehrere Bewohner der aus Eigentumswohnungen bestehenden Wohnanlage an diesem Weg befürchten, dass, wenn in dem mehrstöckigen Parkgebäude Autos hinein- und herausgefahren oder rangiert werden, den unmittelbaren Nachbarn Feinstaub in die Wohnzimmer geblasen werden könnte. Erst recht, wenn sie in einer der oberen Etagen wohnten.

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Einen Anwohner, der besonders betroffen wäre, seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen will, ärgert, dass das Autohaus die Bewohner vor Baubeginn in keiner Weise informiert habe, sondern „den Klotz ohne Vorwarnung einfach dahinstelle“. Er lässt derzeit prüfen, ob rechtliche Schritte gegen die Baugenehmigung unternommen werden könnten.

Das Bauaufsichtsamt erteilte im Sommer 2019 die Genehmigung für das Vorhaben des Autohauses. Im Januar begannen die Bauarbeiten. Das Presseamt der Stadt gab zur Auskunft, dass die Baugenehmigung auf Grundlage des Baugesetzbuches erteilt worden sei, da sich das Vorhaben in die Umgebung einfüge.

Das sagt die Stadt Köln

Die Art der Nutzung entspricht dem geltenden Flächennutzungsplan, der hier Gewerbefläche ausweist.Der Stadtsprecher erklärte zudem, dass auch die Fragen zu Belichtung und Belüftung geprüft worden seien. Alles entspreche der Bauordnung des Landes Nordrhein-Westfalen. Auch die Abstandsflächen werden eingehalten. Und weiter: „Im Rahmen der Ämterabfrage vor Erteilung der Baugenehmigung wurden selbstverständlich unter anderem auch das Umweltamt und das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung beteiligt.“

Nach Beschwerden von Anwohnern haben inzwischen auch mehrere Fraktionen aus der Bezirksvertretung Ehrenfeld reagiert. Sie verlangen nach Erklärungen. Die SPD-Fraktion möchte beispielsweise wissen, zu welchen Zeiten mit Fahrzeugverkehr gerechnet werden müsse.

Stammhaus nach Ehrenfeld verlegt

Das Autohaus Fleischhauer wurde 1924 in Raderberg gegründet – zunächst als Vertretung für den amerikanischen Hersteller General Motors. 1932 wurde ein Vertrag mit der „Auto-Union“ mit den Marken Horch, Wanderer und Audi eingegangen.

Im Jahr 1938/39 übernimmt das Unternehmen die Volkswagen-Vertretung für die Regierungsbezirke Köln und Aachen.1943, während des Krieges, wurde das Stammhaus nach Ehrenfeld an die Ecke Weinsberg/Fröbelstraße verlegt. Die Mitarbeiterzahl wird in der Firmenchronik schon mit 300 angegeben Außerdem mietete das Unternehmen ein Gebäude an der Vogelsanger Straße 200 an. In den letzten beiden Kriegsjahren – 1944 und 1945 – kam der Betrieb allerdings völlig zum Erliegen, da Firmengebäude fast vollständig zerstört waren.

Von 1948 an begann der Wiederaufbau mit den Marken VW und Porsche. 1949 gab es bereits wieder 570 Beschäftigte in Verkauf und Reparaturservice. Unter anderem wurde 1954 an der Vogelsanger Straße eine Lehrwerkstatt für 250 Beschäftigte eingerichtet. In diese Gebäude zog rund 30 Jahre später der beliebte Ehrenfelder Szeneclub „Underground“ ein. Fleischhauer wuchs in den 1960er Jahren weiter. Filialen in Kalk und Mülheim öffneten.

Seit Beginn der 1990er Jahre an wurde der Standort Ehrenfeld kontinuierlich ausgebaut. Durch mehrere Firmenübernahmen kamen Firmenvertretungen in Mönchengladbach, Bad Kreuznach und Euskirchen hinzu. Die gesamte Firmengruppe Fleischhauer beschäftigt derzeit rund 1200 Mitarbeiter. (Rös)