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Anwohner befürchten NachteileNorden der Kölner Innenstadt wird massiv umgestaltet

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Manche Gebäude des Areals stehen unter Denkmalschutz.

Köln – Anwohner der nördlichen Innenstadt befürchten, dass ihr von der Riehler Straße, der Zoobrücke und der Wörthstraße eingegrenztes Viertel durch eine Reihe von Bauvorhaben sein Gesicht verlieren wird. Sie haben sich in einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, um Einfluss auf die Planungen zu nehmen. Ihr wesentlicher Kritikpunkt: Obwohl das Wohn- und Bürogebiet vor einer grundlegenden Umgestaltung stehe, verzichte die Stadtverwaltung auf eine Beteiligung der Bürger. Ein Mitspracherecht hätten die dort lebenden Menschen nur dann, wenn die Kommune einen Bebauungsplan erlassen würde. Das aber ist nicht vorgesehen.

„Das Viertel wird wesentlich umgestaltet“

Reinold Korte, einer der Gründer der „Interessengemeinschaft Köln-Neustadt-Nord/Villen-Viertel, findet das Vorgehen der Verwaltung „erstaunlich“. Für andere Quartiere würden Bebauungspläne beschlossen, obwohl dort weniger Eingriffe vorgesehen seien. Dagegen stehe das Gebiet zwischen der Zoobrücke und dem Theodor-Heuss-Ring, in dem sich „zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude sowie Alleen mit alten Baumbeständen“ befinden, vor tiefgreifenden Veränderungen.

Dafür sorge vor allem der Umbau des Areals, auf dem bis vor kurzen die Zurich-Versicherung ihre Niederlassung hatte. Ebenso seien für die Gebäude der Oberfinanzdirektion sowie der ehemaligen Oppenheim-Bank neue Nutzungen beabsichtigt. „Damit wird das Viertel wesentlich umgestaltet – ohne ein umfassendes städtebauliches Planungskonzept“, kritisiert Korte.

Der Umbau des Zurich-Zentrale soll im kommenden Herbst beginnen. Das Immobilienunternehmen Corpus Sireo will in einem ersten Bauabschnitt auf dem Gelände zwischen Riehler, Worringer und Oppenheimstraße neben Gewerbeflächen und einer Kindertagesstätte 283 Wohnungen errichten. 195 davon seien hochwertige Eigentumswohnungen, die übrigen 88 öffentlich geförderte Wohnungen mit günstigen Mieten.

Stadt betont schnelles Genehmigungsverfahren

Der Wohnpark ist eines der größten Bauvorhaben in der Innenstadt. Den Verzicht auf eine Bürgerbeteiligung begründet das Stadtplanungsamt mit der Notwendigkeit, dringend Wohnraum zu schaffen. Der mit dem Investor vereinbarte Prozess beschleunige das Genehmigungsverfahren jedenfalls erheblich.

„Die Corpus Sireo GmbH hat sich freiwillig bereiterklärt, 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnungsbau zu errichten“, teilte das Presseamt mit. „Ebenso sind die Errichtung einer Kita und die Herrichtung von öffentlich zugänglichen Kinderspielplätzen geplant.“ Das habe die Verwaltung sich vom Investor in einem städtebaulichen Vertrag zusichern lassen.

Was die Neubauten betrifft, in den Augen der Anwohnern „unpassende Betonquader“, hat die Verwaltung keinerlei Bedenken. „Die städtebauliche und architektonische Gestaltung wurde mehrfach im Gestaltungsbeirat beraten und dort auch optimiert“, so das Presseamt.

Investor weist Kritik zurück

Die Interessengemeinschaft hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker in einem Brief über ihre Befürchtungen informiert. Und es seien noch weitere Nachteile für die Nachbarschaft zu erwarten, sagt Korte. So werde sich der Mangel an Parkplätzen verschärfen. Denn anstatt der laut Bauordnung zu errichtenden 420 Stellplätze wolle der Bauherr nur etwa 280 vorhalten. Dadurch könne Corpus Sireo trotz der an die Stadt zu zahlenden Ausgleichssumme von 2,8 Millionen Euro die Baukosten um mehrere Millionen Euro senken.

Der Investor weist die Kritik zurück. Die Berechnung der Parkplatzzahl „erfolgte in Abstimmung mit der Stadt Köln“, teilte Unternehmenssprecher Harry Hohoff mit. Der Abschlag von der Richtzahl sei zum einen mit der Nähe der Gebäude zu Bahn- und Bushaltestellen zu begründen. Zudem spiele die zunehmende Bedeutung des Radverkehrs sowie von Car-Sharing-Angeboten eine Rolle. So soll es in dem Wohnpark etwa mehr als 650 Stellplätze für Fahrräder geben.

Die Mitglieder der Interessengemeinschaft bezweifeln allerdings die Vorhersage eines von Corpus Sireo beauftragten Gutachters, dass viele der künftigen Bewohner ihr Auto für verzichtbar halten und abschaffen werden. Eine weitere Schwachstelle sei die Abfallentsorgung, die zum Teil über die Riehler Straße erfolgen soll. Dadurch werde eine der drei Fahrspuren von Müllwagen blockiert. Sollte die Verwaltung dort irgendwann einmal eine Fahrradspur einrichten, drohe die Hauptverkehrsachse zur Staufalle zu werden.