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Schäden in KölnWie die Verwaltung die Baustellen vor Dieben schützen will

Lesezeit 3 Minuten

Schleuse am Eingang zur Opernbaustelle

  1. Im Jahr 2018 wurde der Polizei nach eigenen Angaben im Kölner Stadtgebiet annähernd 600 Diebstähle aus noch nicht bezogenen Neubauten, Rohbauten, Baubuden und Baustellen gemeldet.
  2. Der Bauablauf wird durch die Schäden oft verzögert, es entstehen hohe Kosten.
  3. Aufgrund einiger Vorfälle am Eifelwall hatte die FDP im Stadtrat Videoüberwachung auf Großbaustellen der Stadt gefordert. Dem wollten die anderen Fraktionen vorerst nicht folgen.

Köln – Videoüberwachung und Personenkontrollen, virtuelle Zäune für GPS-Sender sowie Kamera-Attrappen: Nach mehreren Diebstählen und Fällen von Zerstörungswut befasst sich die Stadtverwaltung mit der Frage, wie sie ihre Baustellen besser schützen kann. Denn wo Werkzeug und Material im Wert von zigtausenden Euro gelagert wird, reichen Bretterzäune ebenso wenig aus wie regelmäßige Kontrollgänge.

Zur Großbaustelle des Stadtarchivs am Eifelwall wurde die Polizei gleich mehrfach gerufen. 2018 nahmen Diebe große Mengen Kupferkabel mit. Im vorigen Herbst rissen Unbekannte Kupferrohre der fertig installierten Heizungsanlage heraus und zerstörten Leitungen. Außerdem sei „trotz permanenter Bewachung“ in einem der Flure auf dem fertigen Estrichboden mutwillig Öl verschüttet worden, berichtete das Presseamt.

Bauablauf wird durch Schäden verzögert

Zwar kämen Versicherungen der Baufirmen für solche Schäden auf. Jedoch drohten solche Vorfälle den Bauablauf erheblich zu verzögern. „Die Firmen melden Behinderungen an, die Bauzeit verzögert sich und es entstehen Mehrkosten“, teilt das Presseamt mit.

Welche Kosten durch Diebstahl und Vandalismus auf den zahlreichen städtischen Baustellen insgesamt entstehen, ist in der Verwaltung nicht zentral erfasst. „Die Auswirkungen sind auch nicht unbedingt an einer Schadenssumme auszumachen“, sagt Stadtsprecher Jürgen Müllenberg. „Im Einzelfall kann ein kleines Ersatzteil die Funktion einer ganzen Anlage außer Kraft setzen.“

Sicherheitsdienst am Eifelwall in Köln

Am Eifelwall wird der Eingang seit Monaten von einem Sicherheitsdienst Tag und Nacht bewacht. Wer die Baustelle der Archäologischen Zone mit dem Jüdischen Museum vor dem Rathaus betreten will, muss von Wachpersonal beobachtet durch eine Sicherheitsschleuse gehen; eine Drehtür aus Metallstangen, die sich nur in eine Richtung bewegen lässt. Ein ähnlicher Eingang befindet sich auf der Opernbaustelle.

Die Bauunternehmen setzen nach Angaben der Verwaltung vereinzelt Kameras ein. Mitunter installieren sie leere Gehäuse, die ebenfalls „eine abschreckende Wirkung haben können“. Zugriff auf die Aufzeichnungen habe aus Datenschutzgründen „weder die Stadt noch deren externe Auftragnehmer, sondern nur die jeweilige Sicherheitsfirma, die es auf jeder Baustelle vorschriftsmäßig geben muss und gibt“.

600 Diebstähle in Köln im Jahr 2018

Im Jahr 2018 wurde der Polizei nach eigenen Angaben im Stadtgebiet annähernd 600 Diebstähle aus noch nicht bezogenen Neubauten, Rohbauten, Baubuden und Baustellen gemeldet. Das waren ungefähr ebenso viele wie 2017. Landesweit ist die Zahl gesunken, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte; von 5225 im Jahr 2017 auf 4649 im darauf folgenden Jahr.

Aufgrund der Vorfälle am Eifelwall hatte die FDP im Stadtrat Videoüberwachung auf Großbaustellen der Stadt gefordert. Dem wollten die anderen Fraktionen vorerst nicht folgen. Der Rat beauftragte die Bauverwaltung, erst einmal die unterschiedlichen Kontrollmöglichkeiten darzustellen. Drei Videoanlagen, die von einem Privatunternehmen betrieben werden, kosten die Stadt demnach rund 1500 Euro im Monat. Für eine pausenlose Zutrittskontrolle und Bewachung wie am Eifelwall zahlt die Kommune im gleichen Zeitraum rund 37 000 Euro.

Geofencing könnte teures Werkzeug sichern

Außer einer „datenschutzrechtlich problematischen Videoüberwachung“ führt die Gebäudewirtschaft weitere Methoden an. Besonders teures Werkzeug und Material lasse sich beispielsweise mit dem sogenannten Geofencing sichern. Dazu wird die Baustelle mit einem virtuellen Zaun eingegrenzt, für den GPS-Signale verwendet werden.

Die Geräte erhalten einen Sensor. Sobald eines der Geräte das virtuell eingezäunte Gebiet verlässt, wird Alarm ausgelöst. Empfänger kann die Bauleitung sein, ein örtlicher Sicherheitsdienst oder eine Spezialfirma, die bundesweit etliche Baustellen betreut.

Bauwatch: 50 Festnahmen aufgrund von Überwachungskameras

Das Ratinger Unternehmen Bauwatch, das mit insgesamt 1600 Videotürmen und einer durchgehend besetzten Leitstelle deutschlandweit Baustellen kontrolliert, gibt an, dass es aufgrund von Überwachungskameras monatlich zu 50 Festnahmen kommt. Im Falle verdächtiger Bewegungsabläufe auf einem Baugelände, können Mitarbeiter von der Leitstelle aus eine Lautsprecheranlage einschalten. Das hat offenbar Wirkung; nach eigenen Äußerungen werden auf diese Weise jeden Monat durchschnittlich 1200 Diebe vertrieben.

Ob das auf der Baustelle des Ehrenfelder Albertus-Magnus-Gymnasiums geholfen hätte, dürfte fraglich sein. Wie zu erfahren war, sollen dort Handwerker eines anderen Gewerkes von ihren Vorgängern eingebaute Waschbecken und Armaturen geklaut haben.