Der Mülheimer Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs sieht Mülheim als einen von Kölns am stärksten wachsenden Bezirken.
Der Stadtteil werde demografisch jünger. Doch er ist optimistisch: Mülheim ticke anders als der allgemeine Trend.
Im Interview spricht er über Bauprojekte, die geplante Abholzung eines Dünnwalder Waldstücks und die Frage, ob er wieder kandidieren möchte.
Herr Fuchs, in diesem Jahr stehen Kommunalwahlen an. Wie stellen Sie sich darauf ein?
Norbert Fuchs Ich werde wieder für das Amt des Bezirksbürgermeisters kandidieren. Der SPD-Stadtbezirk Mülheim hat mich bereits nominiert. Im Februar erfolgt noch die Abstimmung der Wahlkreiskonferenz im Unterbezirk. Für meine Partei läuft es zwar im Moment bundesweit nicht so gut. Die Zusammensetzung der Bevölkerung im Stadtbezirk hat sich in den vergangenen Jahren sehr geändert. Die Arbeiter, die traditionell SPD wählten, gibt es kaum noch. Der Stadtteil Mülheim wächst zudem enorm und wird demografisch jünger. Doch bin ich optimistisch: Mülheim tickt anders als der allgemeine Trend.
Gibt es Aufgaben, die Sie noch vor den Kommunalwahlen erledigen wollen?
Da gibt es Einiges. Hierzu gehören unter anderem die Bebauungspläne für den Mülheimer Süden, die ich noch vor der Wahl in Kraft gesetzt sehen will. Fatal ist in dieser Hinsicht, dass die bisherigen Verzögerungen nicht den Investoren anzulasten sind, sondern dem Personalmangel in der Bauverwaltung. So ist die Gerchgroup derzeit damit beschäftigt, die Altlasten auf dem Deutz-Areal abzutragen. Doch wenn das geschehen ist, könnte es wegen eines fehlenden Bebauungsplans zum Stillstand der Arbeiten kommen. Die Folge der Verzögerungen sind höhere Kosten, die der Investor später durch höhere Mieten wieder hereinholen müsste. So geht es übrigens allen Investoren im Mülheimer Süden.
Was hat Sie bewogen, noch einmal zu kandidieren?
Ich habe etliche Dinge angestoßen, die ich unbedingt noch zu Ende bringen will. Damit meine ich weniger perspektivische als vielmehr bald umsetzbare Maßnahmen. Eine davon ist eine soziale Erhaltungssatzung für Mülheim, die bereits vorbereitet wird. Es geht dabei vor allem darum, genug bezahlbare Wohnungen zu erhalten oder neu zu bauen. Nur so kann eine gute Durchmischung der Bevölkerung gesichert werden. Ich will keine Schickimicki-Viertel in Mülheim. Ob es sich um den Mülheimer Süden handelt, das neue große Bauvorhaben der LEG in Höhenhaus, die am Schlebuscher Weg 204 alte Wohnungen durch 400 neue ersetzen will – diese Prozesse will ich weiter begleiten und moderieren. Da ich mit allen Beteiligten gut vernetzt bin, kann ich auch Vieles beeinflussen. Wünschenswert ist auch eine stärkere Vernetzung der Wirtschaft in Mülheim. Zusammen mit dem Job-Center und dem Bürgeramt habe ich hier im letzten Jahr den „Mülheimer Wirtschaftsdialog“ auf den Weg gebracht.
Wo sehen Sie weitere Schwerpunkte für die Zukunft?
Ein Dauerthema werden die Bauarbeiten an der Mülheimer Brücke sein. Die werden immer zu kontrollieren sein. Wenigstens ist das dadurch erwartete Verkehrschaos ausgeblieben. Dann müssen wir den Wiener Platz wieder zu einem attraktiven und sicheren Mittelpunkt Mülheims machen. Die Erwartungshaltung in der Bevölkerung ist hier sehr hoch und es gilt, die eh schon aktiven Bürger einzubinden.
Mit einer Regionalplanänderung will die Stadt neue Flächen für künftigen Wohnungsbau ausweisen. Auch hier werden wir als Bezirkspolitiker sicherlich nicht mit allen Vorschlägen einverstanden sein. Ich denke nur an die beabsichtigte Abholzung eines Waldstücks in Dünnwald – eine irrsinnige Idee. Große Sorgen macht mir die Entwicklung der gesundheitlichen Versorgung im Stadtbezirk. Bei der Diskussion um Klinikfusionen und die Schließung des Krankenhausstandorts Holweide müssen wir aufpassen, dass der Stadtbezirk bei der medizinischen Versorgung nicht weiter abgehängt wird.
Was haben Sie in Bezug auf die Verkehrsprobleme vor?
Wir müssen uns verstärkt um die Stadtbahn-Verlängerung von Deutz über die Deutz-Mülheimer Straße, den Wiener Platz und Stammheim nach Leverkusen kümmern. Da stehe ich mit Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath in engem Kontakt. Auch soll der Radschnellweg nach Leverkusen schnell kommen. Erfreulich ist, dass die Deutsche Bahn nun plant, eine S-Bahn-Haltestelle an der Berliner Straße unmittelbar neben der Schanzenstraße zu bauen. Immerhin zieht bald nicht nur die Industrie- und Handelskammer (IHK) hierher, sondern auch Siemens mit etwa 1000 Mitarbeitern. Dies und das Verkehrskonzept für Holweide, das sich in der Verwaltungsabstimmung befindet, sind nur einige von vielen Baustellen. Es bleibt also spannend im Stadtbezirk Mülheim.