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Kommentar

Kommentar zu Kitas
In diese Klemme hat sich Leverkusens Stadtdirektor selbst befördert

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Lesezeit 2 Minuten
Ein paar Dutzend Eltern und Kinder waren zur Demo vors Rathaus gekommen. Sie beklagen hohe Ausfallzeiten in der Kita-Betreuung. Organisiert hatte die Demo Rene Richrath, hier im Gespräch mit Stadtdirektor Marc Adomat. Oberbürgermeister Uwe Richrath will für Verlässlichkeit sorgen.

Marc Adomat (r) spricht mit Eltern über Kita-Betreuung.

Der Alleingang von Marc Adomat bei den Erziehergehältern erweist sich spätestens jetzt als Eigentor.

Mit der Entscheidung des Stadtrates für die Unterstützung der freien Kita-Träger hat Stadtdirektor Marc Adomat nun die sprichwörtliche Suppe auszulöffeln, die er sich selbst eingebrockt hat.

Dass er unverhohlen an die Politiker appelliert, die Zusage zurückzunehmen, verwundert aus finanzieller Sicht nicht. Adomat hatte sich ohnehin schon darüber beklagt, dass auch sein Dezernat für Bildung, Jugend und Sport pauschal 15 Prozent des Gesamtbudgets einsparen soll – das seien bis zum Jahr 2028 immerhin 61 Millionen Euro. Vier weitere Millionen Euro Minus pro Jahr für eine Gehaltserhöhung bei freien Trägern kommen ihm da so gar nicht zupass. 

Stefanie Schmidt

Stefanie Schmidt

Stefanie Schmidt ist Redakteurin in der Lokalredaktion Leverkusen. Eigentlich wollte die Sportstudentin zur Fußball-WM 2006 nur mal kurz als Praktikantin in die Sportredaktion beim Kölner Stadt-Anzeig...

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Aus inhaltlicher Sicht ist es nicht zu verstehen: Gerade der Dezernent für Kinder müsste alles daran setzten, dass die Kinderbetreuung bestmöglich abgesichert ist. Den Tarifrahmen so auszulegen, dass die städtischen Erzieherinnen davon profitieren, war ein Schritt in die richtige Richtung. Das aber hinter dem Rücken der freien Träger und ohne Abstimmung mit der Politik zu tun, erweist sich spätestens jetzt als Eigentor.

Leverkusener Parteien sind im Wahlkampf

Dass gerade Wahlkampf ist und Kinderbetreuung in den Wahlprogrammen von SPD, Grünen und FDP ganz weit oben steht, spielt hier mit Sicherheit auch eine Rolle. Aber ein großer Teil des Stadtrates sieht es – zurecht – auch schlicht nicht ein, eine Zusage zurückzunehmen, die sie getroffen haben, um den Alleingang des Dezernenten auszubügeln.

Zudem ist die Beziehung der Stadtverwaltung zu den freien Trägern schwer beschädigt. Diese betreiben immerhin bereits etwa die Hälfte aller Kitas und sollen, so ist es der Wunsch, in Zukunft weitere Neubauten übernehmen. Viel Vertrauen in Zusagen der Stadt ist verloren gegangen. Und das, obwohl man sich nur Wochen vor dem Eklat noch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz als starke, gleichberechtigte Partner im Kampf gegen den Betreuungsnotstand präsentiert hatte. 

Ob das Ganze letztendlich nur zu zerrütteten Verhältnissen führt, oder auch dazu, dass künftig alle Erzieherinnen in der Stadt besser (und vor allem: gleich) bezahlt werden, ist weiter offen. Wünschenswert wäre es. Vor allem für die Kinder, denen der Oberbürgermeister versprochen hat, dass an ihnen nicht gespart wird. Und dennoch selbst dafür gestimmt hat.