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Golf-Experte Gregor BiernathKölner Sky-Kommentator importiert Champagner

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Gregor Biernath und Nadja Sauer vertreiben Champagner von kleinen Winzern, den sie vor Ort aussuchen und einkaufen.

Köln – Es begann mit einem Wochenend-Ausflug vor etwa zehn Jahren: weil es nach Reims und in die Champagne von Köln aus nur 400 Kilometer sind, fuhren Gregor Biernath und Nadja Sauer mit Freunden übers Wochenende dort hin. „Da ist man genau so schnell wie in Hamburg“, erzählt Biernath mit leuchtenden Augen und schwärmt von der Landschaft, der Ruhe und dem konstanten Klima des nordfranzösischen Departements. Man fuhr durch kleine Ortschaften und „jedes dritte Haus in diesen 1500-Seelen-Dörfern hatte ein Champagner-Schild vor der Tür.“

„Da steht kein 911er auf dem Hof“

Die Kölner, bis dahin eher keine Champagner-Trinker, hielten hier und da bei einem „Tasting“-Schild an zum Probieren – und trafen auf ganz bodenständige Menschen, Landwirte mit kleinen Familienbetrieben. Ganz anders, als man das klischeemäßig erwarten würde, wenn das Wort Champagner fällt. „Da ist kein Bling-Bling, da steht kein 911er auf dem Hof.“ Das wichtigste aber, sagt Biernath heute, ist: „Der Champagner schmeckt einfach komplett anders als das, was du in Deutschland im Supermarkt bekommst.“ Man brachte die ein oder andere Flasche mit, und die Resonanz im Familien- und Freundeskreis war einhellig: „Wenn ihr da nochmal hinfahrt, bringt mir was mit.“

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Die „Cuvée Carabiniers du Prince de Monaco“ wird extra für die Leibgarde abgefüllt.

Gregor Biernath (48), im Hauptberuf seit mehr als 20 Jahren Golf-Kommentator bei Sky, und seine Lebensgefährtin Nadja Sauer (38), leitende Angestellte beim Kölner Axa-Konzern, fuhren nun regelmäßig gen Frankreich, und gründeten im September 2017 „Time for Champagne“. Seitdem importieren sie Champagner von kleinen Gütern, aus der Passion wurde ein Geschäftsmodell. Aber muss man dafür nicht Ahnung haben vom Produkt, so etwas wie eine Sommelier-Ausbildung haben? „Wir haben uns da rangetastet und reingeschmeckt“, sagen sie.

Passionierte Golfer

„Übung macht den Meister“, das kennen die passionierten Golfer vom Sport: beide spielen beim Marienburger Golfclub, sein Handicap ist Null, ihres liegt bei sechs. Mittlerweile sind sie beide echte Fachleute für die geschützte Regionalmarke Champagner geworden, den Bürokratismus bei der Einfuhr des oft viele Jahre in der Flasche gereiften Getränks nehmen sie Achselzuckend hin: „Dass Frankreich zur EU gehört, sollte man bei dem ganzen Papierkram nicht denken“, lästert Biernath.

„Botschafter für ein großartiges Produkt"

Neben den etwa 300 großen Champagnerhäusern, von denen in Deutschland vermutlich nur fünf Prozent halbwegs bekannt seien, erzählt Nadja Sauer, „gibt es knapp 5.000 kleine Winzer, die unter ihrem eigenen Label von zumeist eigenen Weinbergen Champagner produzieren.“ Die Möglichkeiten, aus den drei großen Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier unterschiedlichste Assemblages, also Mischungen, zu kreieren, sind grenzenlos. Genau wie die Geschmacksnuancen. „Wir fahren daher regelmäßig in die Champagne, um die größten Schätze der noch so kleinen Champagner-Winzer aus den verträumtesten Orten ausfindig zu machen“, sagt sie. „Die Passion, mit der die Familienbetriebe ihre Champagner über teilweise viele Generationen produzieren, ist beeindruckend.“ Mit 21 Winzern arbeiten die Kölner derzeit zusammen, wobei der Kleinste gerade 15 000 Flaschen produziert – zum Vergleich: Der Branchenriese „Moët & Chandon“ kommt auf 28 Millionen Flaschen im Jahr.

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Spagat zwischen Tradition und Moderne: Die Cuvée la Miss Grand Cru kostet 44,90 Euro.

Das im Gegensatz zu solch großen Häusern weitgehend fehlende Marketing der Kleinwinzer hat Folgen. Einerseits können sie ihre Tropfen deutlich preisgünstiger anbieten, andererseits kennt sie kaum einer. „Da kommen wir ins Spiel“, erläutert Greogor Biernath. „Viele Winzer haben keinen Internetauftritt, sprechen ausschließlich Französisch und produzieren in sehr limitierten Stückzahlen.“ Das seien alles Faktoren, die Großhändler abschrecken würden. Reich können sie mit ihrem Hobby nicht werden, dafür seien die Margen zu gering, das sei allerdings auch nicht das Ziel. „Wir fühlen uns eher als Botschafter für dieses großartige Produkt“, sagen sie unisono.

Rund 120 Sorten im Angebot

Auf ihrer Website bieten sie rund 120 Sorten (Preise zwischen 30 und 180 Euro) an, zu jedem Winzer gibt es kleine Hintergrundgeschichten, oft mit Fotos. Zusätzlich organisieren sie so genannte Tastings, Probierrunden, die zuletzt Pandemie-bedingt hauptsächlich virtuell stattfanden. Da wird eine Produktauswahl vorgestellt inklusive kleiner Anekdoten, je nachdem auch mit kleiner Snack-Begleitung. Das passiert aktuell noch meist im erweiterten Bekanntenkreis. „Wir können uns aber auch vorstellen, das für Firmen, Restaurants oder eine Champagner-Bar zu organisieren“, sagt Nadja Sauer. Allerdings ist den beiden die persönliche Note sehr wichtig. „Das soll ja auch Spaß machen“, sagt Biernath grinsend, „zur Bedienung degradiert werden will ich nicht.“

Und Geschichten zu den edlen Tropfen gibt es reichlich. Etwa die der „Cuvée Carabiniers du Prince de Monaco“ (29,90 Euro) vom Winzer Borel-Lucas. „Bei unserem zweiten Besuch in der Champagne haben wir uns zwei Nächte im malerischen Chateau d’Étoges gegönnt und es bot sich an, die nächst gelegenen Winzer für ein Tasting aufzusuchen“, erzählt Gregor Biernath. So sei man nur ein paar Schritte entfernt auf das 1935 gegründete Haus gestoßen. „Das ist auch exklusiver Champagner-Lieferant der monegassischen Leibgarde. Und da die Gentlemen sich außerhalb des Dienstes gerne eines schönen Schluckes dieses hervorragenden Bruts erfreuen, ist das Kontingent für den freien Verkauf sehr überschaubar. Wir haben dennoch einige wenige Flaschen ergattern können.“

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Mit einer Gesamtanbaufläche von 16.000 Quadratmetern und einer Produktion von 150.000 Flaschen pro Jahr ist Champagne Breton Fils aktuell der größte Winzer bei „Time for Champagne“. „Was Gründer Ange Breton dort an seinen Wochenenden, parallel zur Arbeit in den Weinbergen, geschaffen hat, ist schlichtweg beeindruckend“ referiert Nadja Sauer. Aus dem für die Gegend typischen Kreidegestein unter dem Haus wurden über viele Jahrzehnte Kellergewölbe herausgeschlagen, die mittlerweile auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern etwa 600.000 Flaschen als Lagerort dienen. „Berührt man die Kellerwände, versteht man sofort die optimalen Bedingungen für die Champagner-Reifung: Die Kreide ist feucht und kühl und so weich, dass man sich dort mit bloßen Fingernägeln einkerben kann“, so Sauer. „Die wahre Exklusivität des Champagner und der Kultstatus kommen unserer Ansicht nach durch die geringe Stückzahl und dabei äußerst hohe Qualität der kleinen Winzer zustande.“ Ein Produkt eher für Gourmets als für Poser.

Originelle Etiketten

Das traditionsreichste Weingut im Portfolio ist Champagne Henry de Vaugency, das seinen Ursprung bereits im Jahre 1732 hat. Winzer Pascal Henry stellt Champagner in der achten Generation her. „Seine reinen Blanc de Blancs stammen ausschließlich aus den Grand-Cru-Lagen Ogers, eines der besten Chardonnay-Terroirs der Côte de Blancs“, erzählt Biernath. „Sowohl bei der Jahrgangsauswahl, als auch bei seinen Etiketten (Foto: die Cuvée la Miss Grand Cru kostet 44,90 Euro) beherrscht Pascal den Spagat zwischen den Traditionen des Hauses und der Moderne.“Weitere Infos finden Sie hier.