In der gefühlten Wahrnehmung steigen derzeit wieder die Corona-Fälle. Doch was ist wirklich dran? So entwickelt sich die Lage in Köln.
Droht eine neue Infektions-Welle?So entwickelt sich das Corona-Virus zurzeit in Köln
Auch wenn das Corona-Virus in den vergangenen Monaten kaum noch eine Rolle im Bewusstsein vieler gespielt hat, sorgt eine neue Omikron-Mutation weltweit wieder für einen Anstieg der Fallzahlen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt bereits vor der sogenannten Eris-Variante. Wie ist die aktuelle Situation in Köln? Und droht der Stadt eine neue Coronawelle?
Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, schließt im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine neue Coronawelle nicht gänzlich aus. Der Kölner betont aber: „Die aktuelle EG.5 Variante verursacht meist milde Verläufe, weil eine ausreichende Grundimmunität in der Bevölkerung besteht – auch gegen die neuen Varianten.“
Unterschätzen sollte man die Situation allerdings trotzdem nicht. Vor allem ältere Mitbürger, Schwangere und Menschen mit chronischen Erkrankungen seien laut Preis weiterhin gefährdet, schwere Verläufe bei einer Covid-Infektion zu haben. „Deshalb sollte man bei Erkältungssymptomen vorsichtig sein. Am besten schützt man die besonders empfindlichen Bürger durch Abstand halten und dem Tragen einer Maske“, empfiehlt Preis.
Ärztekammer: „Die Bevölkerung ist durchgeimpft“
Auch Dr. Oliver Funken von der Ärztekammer Nordrhein schätzt die aktuelle Lage entspannt ein. Man beobachte zwar einen leichten Anstieg der Fallzahlen, vor allem bei Reiserückkehrern und in Altenheimen, dies sei jedoch erwartbar gewesen.
„Jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, an dem die Coronavirus-Erkrankung in die Bevölkerung eingepreist und zukünftig wie eine Grippe-Erkrankung wahrgenommen wird. Die Bevölkerung ist durchgeimpft, die meisten Verläufe sind mild. Die Stiko (Ständige Impfkommission) empfiehlt eine regelmäßige Auffrischung der Impfung alle 12 Monate“, sagt Funken dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Ein Blick in die Kölner Hausarztpraxen zeigt: Von einem Anstieg der Corona-Fälle ist auch hier nur bedingt etwas zu merken. Dies liege vor allem daran, dass kaum bis gar nicht mehr auf Corona getestet und so oft nicht mehr zwischen einer herkömmlichen Grippe und einer Corona-Erkrankung unterschieden werde. Nur bei schweren Symptomen wird noch getestet.
Corona-Lage in Köln: Keine Testpflicht mehr bei Symptomen, „echte“ Fallzahlen schwer nachvollziehbar
Die Stadt Köln bestätigt auf Nachfrage, dass die gemeldeten Coronazahlen nach den Sommerferien wieder auf den Stand von vor den Ferien angestiegen seien. Im Zeitraum vom 31. Juli bis zum 13. August wurden bislang 46 neue Corona-Fälle gezählt. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Seit März gibt es keine Regeln mehr, an die sich Corona-Erkrankte halten müssen. Dies wirkt sich auch auf die Inzidenz aus, die kaum noch Aussagekraft hat.
Eine Pflicht zum Testen bei Symptomen besteht nicht – Schnelltests aus der Drogerie oder der Apotheke werden kaum noch verkauft. Nur ein positiver PCR-Test, etwa durchgeführt beim Hausarzt, wird dem Gesundheitsamt von den Laboren noch gemeldet.
Die Anzahl aller aktuell in intensivmedizinischer Behandlung befindlichen Covid-19-Patienten in Köln liegt bei 0, auch in den 286 Intensivbetten in den Kölner Krankenhäusern liegt derzeit kein Corona-Patient (Stand: 15. August).
Abwassermonitoring in Köln zurückgefahren
Das Abwassermonitoring, bei dem sich das Virus über Messungen des Abwassers nachweisen lässt, wurde in Köln mittlerweile zurückgefahren, Daten liegen nur noch bis Juli 2023 vor: Diese liegen über denen im Juni, sind aber dennoch verhältnismäßig gering (5-8-fach niedriger als noch im März 2023).
Neben den zwei mRNA-Impfstoffen von Biontech-Pfizer und Moderna könnte im Herbst 2023 auch ein monovalenter XBB.1.5-Impfstoff auf Proteinbasis von Novavax zur Verfügung stehen. In Köln impfen hauptsächlich die Hausärzte, aber auch immer mehr Apotheken.