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Enttäuschung und EuphorieSo gehen Unternehmer in Köln mit der Corona-Krise um

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Gastronom Alexander Manek hatte bereits zwei Meter große Abstände zwischen den Tischen ausgemessen.

Köln – Enttäuschte Gastronomen, frustrierte Kaufhausmanager, Möbelhäuser, die sich erstmal orientieren müssen, Kleinunternehmer zwischen Hoffen und Bangen – die Reaktionen Kölner Unternehmer auf die Entscheidungen zur ersten Lockerung der Corona-Maßnahmen könnten kaum unterschiedlicher sein.

Die großen Möbelhausketten bekommen am Donnerstag den Flickenteppich des Föderalismus zu spüren: Im Gegensatz zu anderen Bundesländern erlaubt Nordrhein-Westfalen nun auch Einrichtungsgeschäften und Babyfachmärkten die Öffnung – egal, wie groß sie sind. „Uns ist der berühmte Stein vom Herzen gefallen“, sagt ein Porta-Sprecher. Das Unternehmen wird am Montag die eigenen NRW-Filialen und auch die seiner Tochterunternehmen wie Möbel Hausmann öffnen. Gastronomie und Kinderclubs bleiben aber geschlossen. Auch die Höffner-Filialen verkaufen ab Montag wieder stationär Ware, Ikea kündigte derweil an, die neuen Regelungen „intensiv und sorgfältig“ zu prüfen.

Kölner Kaufhof bleibt größtenteils geschlossen

Im Kaufhof an der Hohe Straße bleibt auch weiterhin nur die Lebensmittelabteilung geöffnet. Pläne, auch andere Teile des Warenhauses mit insgesamt rund 9000 Quadratmetern den Kunden zugänglich zu machen, gebe es derzeit nicht, heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens. Branchenexperten gehen davon aus, dass nur eine Komplett-Öffnung Sinn für den angeschlagenen Konzern machen würde.

Warum nur kleine Flächen bis 800 Quadratmetern öffnen dürften, obwohl auf großen Flächen mit mehreren Eingänge Sicherheitsabstände deutlich besser eingehalten werden könnten, sei aus Kaufhof-Sicht nicht nachvollziehbar.

Gastronom in Köln-Sülz erleichtert

Ortswechsel nach Sülz: In freudiger Erwartung hatte Gastronom Alexander Manek Bilder seines Biergartens ins Internet gestellt. Ein Foto zeigt, wie mit dem Zentimetermaß Abstandsregeln umgesetzt werden: Zwei Meter Distanz zwischen den Tischen, anderthalb Meter Abstand zwischen den Stuhlrückenlehen. Statt 200 Plätzen gab es nur noch 80, doch die Hauptsache war, den Betrieb wieder aufzunehmen. „Mein Bauchgefühl war eindeutig: Ich habe mir gedacht, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt der Wirt vom Haus Unkelbach in Sülz.

Umso größer war dann die Enttäuschung, als die Kanzlerin am Mittwochabend in ihrer Pressekonferenz nur wenige Lockerungen verkündete. Kneipen und Gaststätten waren nicht dabei – noch nicht einmal draußen darf man ein Bier trinken. „Wenigstens die Biergärten hätte man doch öffnen können“, findet Manek. Über 50 Festangestellte hat er in Kurzarbeit geschickt. Als Vater von vier kleinen Kindern weiß er zudem, wie das Familienleben in Corona-Zeiten aussehen kann, wenn Kinder ihre Freunde nicht mehr sehen, Spielplätze gesperrt bleiben und kaum Freizeitaktivitäten möglich sind. „Ich erlebe, wie die Leute langsam durchdrehen.“

Innen-Lösungen für Restaurants denkbar?

Manek ist auch Wirt im Bieresel und im Alten Brauhaus in der Severinstraße, wo es keine Außengastronomie gibt. Auch drinnen seien Lösungen möglich, meint Manek. „Jeder zweite Tisch bleibt frei. Reserviert für Corona.“ Der Bieresel wird wohl wie andere Lokale im Zentrum auch noch Probleme haben, wenn wieder geöffnet werden kann. Denn hier sind Wirte auch auf Köln-Besucher angewiesen.

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Und wann der Tourismus von nah und fern wieder richtig losgeht, steht in den Sternen. Auf einen Außer-Haus-Verkauf verzichten alle drei Lokale. Manek meint, das bringe nichts. Geld wird mit Getränken verdient. Und auch der Verkauf von Gutscheinen helfe bei Fixkosten von 70 000 bis 80 000 Euro im Monat wenig. „Wir sind bereit, alle Auflagen wie Abstandsregeln oder schärfere Hygienevorschriften zu erfüllen. Alle werden mitmachen, weil alle wieder arbeiten wollen.“ Nun werden die Wirte und ihr Personal warten und weiter durchhalten müssen – mindestens zwei weitere Wochen.

Die muss auch Friseurin Anika Wolf noch stillhalten. „Ich bin die ganze Zeit am Telefon, um Termine mit Kunden zu machen, die auf der Warteliste stehen“, sagt die Inhaberin von „Style & Bloom“ in der Kleinen Budengasse. Der 5. Mai sei ein Montag, aber sie würde ausnahmsweise öffnen. „Ich habe dann sechs Kunden von 10 bis 20 Uhr und meine Angestellte auch noch ein paar, ganz locker getaktet, so dass nie zu viele im Salon sind.“

Friseurin hält Alternativen für möglich

Von der Innung habe sie Hygieneblätter bekommen. Darin werde dringend empfohlen, Masken zu tragen – auch den Kunden. Für die werde sie einen Vorrat einfacher Mund-Nase-Masken vorhalten, die müssten anschließend in einem geschlossen Behälter entsorgt werden. Nach jeder Behandlung müssen alle Flächen mit Einmaltüchern gereinigt werden.

„Wir können natürlich die Abstandsregeln nicht einhalten, aber das ist, so die Information, nicht so gravierend, weil wir ja in der Regel hinter und nicht vor den Kunden stehen. Ungewaschenes Haar sollen wir nicht mit bloßen Händen berühren. Beim Haarefärben tragen wir ohnehin immer Handschuhe“, so die Friseurin. Man habe jetzt Zeit, uns vorzubereiten und aufzurüsten. „Und die Kunden müssen sich drauf einstellen, dass die Behandlung vielleicht etwas länger dauert – weil wir nach der langen Zeit mehr Farbe brauchen.“

Buchhandel darf vollständig öffnen

Ab kommenden Montag wieder vollständig aufmachen darf der Buchhandel. Die Branche hat sehr viel getan für ihr Image in der Krise, besonders die kleinen Buchhandlungen konnten in der Zwischenzeit mit guten Ideen und ausgeklügelten Lieferangeboten die gesteigerte Nachfrage nach Büchern für sich nutzen. Die Solidarität der Kunden sei groß, berichtet Innenstadt-Buchhändler Klaus Bittner, der bundesweit gut vernetzt ist: „Die Kollegen im Land sind erschöpft, aber machen weiter.“

Die Angebote würden überraschend gut angenommen. „Wir haben schon jetzt unglaublich viel zu tun.“ Natürlich wäre es eine Erleichterung, weniger ausliefern zu müssen. Für ein Taschenbuch in den Weißer Bogen oder nach Weiden zu fahren – „über den Zeitaufwand darf man nicht nachdenken“. Es sei auch abzuwarten, ob und wie schnell sich die Stadt wiederbelebe. „Heute mittag auf der Ehrenstraße waren drei Leute unterwegs.“

Auch Demet Taha, Designerin für Bademoden und Wäsche, öffnet am Montag ihren Laden auf der Venloer Straße wieder und freut sich auf ihre Kunden. „Wir haben die Soforthilfe beantragt und bekommen, müssen aber wohl auch an die Ersparnisse“. sagt sie. „Es ist natürlich die Frage, wie groß die Kauflust der Menschen sein wird. Und wir haben mit Bademode ein jetzt etwas schwieriges Produkt, denn Reisen ist erstmal nicht möglich.“ Aber sie habe in den vergangenen Wochen Mundschutzmasken genäht und gesehen, dass die Kundinnen Wert darauf gelegt hätten, dass sie zur Garderobe passen. „Frauen wollen auch beim Weltuntergang schön aussehen“, sagt Taha, „dann machen wir eben den Stadtgarten zur Cote d’Azur.“