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Premiere in KölnWeihnachtsshow des Cirque Bouffon ist so besinnlich wie komisch

Lesezeit 3 Minuten
Saleh Yazdani balanciert im Handstand auf den in die Luft gestreckten Füßen der am Boden liegenden Anna Shvedkova.

Anna Shvedkova (unten) und Saleh Yazdani machen Hand-zu-Hand-Akrobatik.

Die Weihnachtsshow des Cirque Bouffon gastiert noch bis zum 7. Januar in der Kirche St. Michael am Brüsseler Platz.

Das Licht tanzt an den Kirchenwänden, wenn Christoph Müller alias „Kristalleon“ die Bühne betritt. Sein mit Spiegelstücken verziertes Harlekin-Kostüm bricht das Scheinwerferlicht in Dutzende kleine Strahlen und erzeugt damit ein erstaunliches Lichtschauspiel. Und dann setzt Müller seine Finger an die Glasränder: Die klaren, hohen Töne vermischen sich zu der Melodie vom „Tanz der Zuckerfee“ aus Tschaikowskis Nussknacker. Ein Klassiker zur Weihnachtszeit.

Der Glasharfenkünstler aus Köln war 2012 schon Teil der Weihnachtsshow des Cirque Bouffon. Nun verzaubert der „Botschafter der leisen Töne“ erneut das Bouffon-Publikum. Bei der Premiere von „Celeste“ (französisch für „himmlisch“) am Mittwochabend in der Kirche St. Michael am Brüsseler Platz gehört er eindeutig zu den Publikumslieblingen.

Christoph Müller alias Kristalleon spielt auf seinen Gläsern.

Christoph Müller alias Kristalleon spielt auf seinen Gläsern.

Die Weihnachtsshow von Zirkusdirektor Frédéric Zipperlin kann nicht nur besinnlich, sondern auch lustig: Gelächter wird in den Sitzreihen laut, wenn Goos Meuwsen mit Engelsflügeln betont elegant über die Bühne in der Mitte der Kirche hüpft. Mit seiner Ehefrau Helena Bittencourt führt er nicht nur Co-Regie, sondern tritt auch als Clown-Duo auf. Meuwsen und Bittencourt führen als tollpatschige Englein durch den Abend. Besonders komisch: Als „Kristalleon“ seine Gläser stehen lässt und Meuwsen mit Sonnenbrille den DJ am Gläsertablett mimt. Bittencourt tanzt dabei ausgelassen zu den Beats von Queen's „Another one bites the dust“.

Köln: Cirque Bouffon begeistert mit Live-Musik

Ein tragendes Element und Alleinstellungsmerkmal des Cirque Bouffon ist die eigens für die Show komponierte und live gespielte Musik. Sergej Sweschinski hat träumerische wie mitreißende Melodien komponiert, die er gemeinsam mit Rudik Yakhin, Dalai Cellai und Anja Krips auf der Bühne mit Leben füllt.

Joachim Ciocca sollte in „Celeste“ eigentlich mit Natalie Oleinik am Vertikalseil auftreten. Oleinik fällt jedoch wegen einer Verletzung länger aus. Deswegen tritt Ciocca als klassischer Weißclown auf. So weist er das Clown-Duo Meuwsen und Bittencourt immer wieder zurecht – und haut sie mit seiner Gitarre um. Daraus entsteht eine ulkige Dynamik unter den Dreien. Als Ciocca auf seinem Einrad gekonnt die Stufen zur Bühne hinauf und hinab hüpft und seine Kreise dreht, staunt das Publikum.

Joachim Ciocca tritt als Chef der Clowns auf.

Joachim Ciocca tritt als Chef der Clowns auf.

Das kleine Ensemble des Cirque Bouffon überrascht auch mit seiner Vielseitigkeit. Saleh Yazdani balanciert nicht nur mit scheinbarer Leichtigkeit im Handstand auf einem Holz-Schaukelpferd, sondern spielt auch Violine. Besonders beeindruckend ist jedoch seine Duo-Nummer mit Anna Shvedkova. Beide sind das erste Mal Teil einer Show des Cirque Bouffon. Bei ihrer Hand-zu-Hand-Akrobatik sorgen Shvedkovas Stärke als Basis und Yazdanis Balance für Staunen.

Artist und Clown zugleich ist Mikail Karahan. Mit seinem „Cyr Reifen“ erzählt er eine Geschichte des drohenden Kontrollverlusts. Mal zieht er gekonnte Kreise über die Bühne, dann kämpft er wieder um sein Gleichgewicht. Dabei verzieht sich sein Gesicht grimassenhaft, wenn er im Spagat im menschenhohen Metallring sitzt und sich hüpfend im Kreis dreht.

Foucauld Falguerolles verblüfft nicht nur mit Live-Soundeffekten, sondern insbesondere gemeinsam mit Vanina Fandiño und ihrer Nummer „Fix and Flying Pole“. Während Fandiño an einer festen Vertikalstange rauf- und runterklettert, wird Falguerolles an einer schwebenden Vertikalstange in die Luft gezogen und wieder zu Boden gelassen. Das menschliche Gegengewichtsystem ist so simpel wie eindrucksvoll.


Die Weihnachtsshow des Cirque Bouffon gastiert noch bis zum 7. Januar in St. Michael.