Keine Abstände, vollere LokaleSo reagieren Kölner Gastronomen auf neue Corona-Regeln
Köln – Ab dem 1. Oktober tritt in NRW eine neue Corona-Schutzverordnung in Kraft. Eine der wichtigsten Änderungen ist, dass in der Gastronomie keine besonderen Abstände mehr vorgeschrieben sind – wenn die Gäste feste Sitz- oder Stehplätze haben. Auch auf Trennscheiben kann verzichtet werden, außerhalb des Sitzplatzes gilt weiterhin eine Maskenpflicht.
Für Clubs und Diskotheken gilt weiterhin die 3G-Regel, jedoch mit einer wichtigen Änderung: Statt eines PCR-Tests müssen nicht-geimpfte und nicht-genesene Gäste zukünftig nur noch einen Schnelltest vorweisen. Dieser darf maximal sechs Stunden alt sein. Wir haben uns bei Kölner Gastronomen umgehört, was sie von den neuen Regelungen halten.
Mit vollen Lokalen in Köln durch den Winter
„Nadja Maher und ich – wir haben das gerade aktuell in den letzten Tagen stark diskutiert, ob wir von 3G auf 2G übergehen“, sagt Gastronom Thomas Wippenbeck vom „Frau Mahèr“ in der Südstadt. „Nun habe ich im Internet die unklare Nachricht gelesen, dass die Abstandsregeln wegfallen sollen. Das hat uns sehr gut gefallen, denn das würde eine Umstellung erübrigen, wir könnten wieder für alle Gäste offenlassen und würden die Gänse- und Weihnachtszeit wirtschaftlich überstehen.“
„Grundsätzlich finde ich das gut, weil sich die Inzidenzen auch dahin entwickelt haben, dass das machbar ist“, sagt Stephanie Rommerskirch, Inhaberin der „Kleinen Glocke“. „Ich weiß natürlich nicht, wie die Stadt Köln das sehen wird, denn die hat ja die Möglichkeit, das anders – schärfer - zu handhaben.“ „Es ist ein gutes Zeichen, dass es nun auch im Innenbereich der Gastronomien wieder möglich wird, sich etwas normaler zu verhalten. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Stadt Köln das in ihrer nächsten Verordnung auch so umsetzt“, sagt auch Peter Heising vom „Heising&Adelmann“ in der Innenstadt.
Aus Sicht von Stephanie Rommerskirch ist es „allerhöchste Zeit“, in den Normalbetrieb – vor allem auch im Thekenbereich zurückzukehren, insbesondere jetzt, da es kälter werde und die Leute rein wollten. Mit der Hälfte der Tische könne sie zwar „so gerade überleben, aber wir haben doch alle Schulden angehäuft.“ Wichtig ist für Rommerskirch, „auch um dem Gast ein gutes Gefühl zu geben“, dass die Servicekräfte weiterhin Mundschutz tragen.
Keine Angst in Köln mehr zu spüren
„Das ist ja alles noch recht spekulativ, aber wir würde uns sehr freuen“, betont Michel Ellmann, Köbes in der Deutzer Kult-Gaststätte Lommerzeim. „Wir haben bei uns ja ein Stück weit Museumscharakter und würden gerne die klassische Bestuhlung wieder aufnehmen, um dann auch wieder mehr Sitzplätze zur Verfügung zu haben. Denn die Absperrwände stören ja nicht nur den Lokal-Charakter, sondern nehmen auch Gemütlichkeit.“
Für Kneipen, die in Vor-Pandemie-Zeiten davon gelebt haben, dass sich die Menschen in ihnen knubbeln, ist der Wegfall der Abstandsregel geradezu ein Segen: Philipp Treudt, Betreiber der Kneipe „Im Schnörres“ in der Südstadt, ist zuversichtlich, dass damit der Normalzustand von vor Corona schnell wieder hergestellt werde. „Das wird sofort wieder so sein, dass der Laden voll wird. Die Leute warten einfach schon zu lange drauf. Vor allem bei denen, die schon länger geimpft sind, merken wir die Angst nicht mehr“, sagt Treudt. Eher reagierten manche erbost, wenn man zu strikt die Regeln kontrolliere und auf Vorlage der Nachweise poche.
Das könnte Sie auch interessieren:
Clubbetreiber kritisiert Wegfall von PCR-Tests
Bisher konnte das „Schnörres“ noch von seiner Außenterrasse profitieren, doch mit dem jüngsten Temperaturumschwung werde der Innenraum wieder relevanter. Bisher seien die Möglichkeiten begrenzt gewesen: 45 Plätze habe er lediglich besetzen können, ab Freitag könnten dann wieder bis zu 150 Leute die Kneipe besuchen.
Jan van Weegen, Betreiber des Gebäude 9 und Vorstandsmitglied der Kölner Klubkomm (Verband der Clubs und Veranstalter) ist über die Lockerungen auch für Clubs in NRW überrascht und klingt wenig euphorisch. „Ich fand es ganz gut, dass es durch die PCR-Testregel noch einen Impfanreiz gab und dass es für Ungeimpfte nicht so niedrigschwellig war, in einen vollen Club zu gehen“, so van Weegen. Sicherlich habe dies nun zur Folge, dass das Zielpublikum wieder weiter gefasst werde, aber er persönlich halte die Entscheidung für verfrüht. Das sei auch der Tenor in einem ersten Austausch mit Kollegen aus der Clubszene gewesen.